VP Bank Spotanalyse Deutschland: Wirtschaft steckt im Winterloch

VP Bank Spotanalyse Deutschland: Wirtschaft steckt im Winterloch
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Vaduz – Das deutsche Bruttoinlandsprodukt geht im Schlussquartal 2021 um 0.7 % zurück. Der Rückgang übertrifft die Erwartungen deutlich.

Der Abwärtssog war gewaltig. Die deutsche Wirtschaft steckte in der Corona- und Materialmangelfalle fest. Das hohe Infektionsgeschehen und die damit einhergehenden Beschränkungen belasteten einmal mehr den Dienstleistungssektor. Ausdruck dessen ist ein schwacher privater Konsum, der zu den Hauptverantwortlichen des BIP-Rückgangs zählt. Gleichzeitig litt die Industrie unter dem prekären Mangel an Vorprodukten und Rohstoffen. Es daher nicht weiter verwunderlich, dass sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Rückwärtsgang befand.

Bis vor kurzem war davon auszugehen, dass sich die Misere im ersten Quartal fortsetzt. Nun gibt es begründeten Anlass zur Hoffnung, dass die deutsche Volkswirtschaft im ersten Quartal wieder wächst. Laut Umfragen des ifo-Instituts hat sich in der Industrie der Anteil der Unternehmen, die sich durch Materialengpässe in ihrer Produktion behindert sehen, zuletzt merklich verringert. Beklagten sich im Dezember noch 82 % der Unternehmen über Materialengpässe, waren es im Januar 67 %. Dazu passen auch die zuletzt wieder besseren Produktionszahlen der Automobilindustrie.

Auch der Dienstleistungssektor kann nach einem etwaigen Abklingen der Omikron-Welle im März wieder auf bessere Umsatzzahlen hoffen. Sicherlich werden Hotels und Gaststätten in den ersten drei Monaten alles andere als Rekorde brechen, doch es reichen schon kleine Verbesserungen, um gegenüber dem Vorquartal ins Plus zu kommen. Mit dem grossen Befreiungsschlag ist dann in den Frühjahrsmonaten zu rechnen, wenn das Infektionsgeschehen merklich abnimmt.

Der Ausblick auf ein kräftiges Wachstum im laufenden Jahr ist nach wie vor berechtigt. Der deutliche Rückgang des BIP im Schlussquartal 2021 sollte deshalb nicht als böses Omen für das laufende Jahr verstanden werden. Die Auftragsbücher in der Industrie sind voll und der Dienstleistungssektor wird in den Frühjahrs- und Sommermonaten auf deutlich bessere Geschäfte blicken. Zu den Risiken gehören indessen, dass sich die Lieferkettenproblematik aufgrund einer rasanten Ausbreitung der Omikron-Welle in China wieder verschärft und/oder es zu einer militärischen Eskalation an der Ostgrenze der Ukraine kommt. Bislang sind wir aber guter Dinge, dass die Risiken weiterhin nur Risiken bleiben. (VP Bank/mc/ps)

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