VP Bank Spotanalyse: Schweiz – Eine ganz gewöhnliche Inflationsrate

VP Bank Spotanalyse: Schweiz – Eine ganz gewöhnliche Inflationsrate
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Im Juni sinkt die Inflationsrate von 2.2 % auf 1.7 %. Das sieht jetzt wie eine gewöhnliche Inflationsrate aus. Die Teuerungsrate hat ihren Ausflug nach oben beendet. Die im Jahresvergleich günstigeren Energiepreise machen sich weiterhin deutlich positiv bemerkbar.

von Thomas Gitzel, CIO VP Bank

Auf der anderen Seite sind Lebensmittel fortgesetzt der zentrale Teuerungstreiber. Erfreulich ist, dass auch die Kerninflationsrate, also die Inflationsrate unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise, weiter sinkt. Letztere geht im Juni von 1.9 % auf 1.8 % zurück.

Vorausschauend verbleibt vor allem die Mietpreisentwicklung als Inflationsrisiko. Im Herbst werden die Mietzinsen steigen, was wiederum einen negativen Einfluss auf die Inflationsrate hat. Da aber gleichzeitig dämpfende Basiseffekte aufgrund des deutlichen Anstiegs der Lebensmittelpreise im Vorjahr wirksam werden, gibt es auf der anderen Seite auch kompensatorische Effekte. Kurzum: Auch wenn die Mieten anziehen, ist die Gefahr eines neuerlichen deutlichen Inflationsanstiegs nicht gegeben. Im kommenden Jahr dürften die Inflationsraten bereits wieder im Bereich des Wohlfühlniveaus der SNB von etwas über 1 % liegen.

Die SNB wird im September nochmals den Leitzins um 25 Basispunkte erhöhen. Eine neuerliche geldpolitische Straffung gilt als in Stein gemeisselt. Die SNB gibt für ihre Verhältnisse hierzu eine relativ klare Orientierung. In der Medienmitteilung zur geldpolitischen Lagebeurteilung heisst es: «Es ist nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten.» Diese Formulierung gilt als klares Indiz für eine weitere Zinserhöhung.

Die Frage ist also nicht, ob im Juli ein neuerlicher Zinsschritt erfolgen wird, sondern ob es auch im Dezember weiter nach oben geht. Vermutlich gibt es zum Jahresende keine klare Notwendigkeit für eine weitere geldpolitische Lagebeurteilung. Mit der zu erwartenden Erhöhung im Juli um 25 Basispunkte liegt der Leitzins dann bei 2 % und damit über der Inflationsrate. Mit einem positiven realen Leitzins dürfte die SNB restriktiv genug sein, um von weiteren Zinserhöhungen abzusehen. (VP Bank/mc)

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