Banken zögern mit Entscheidung zu Athen-Rettung

Banken zögern mit Entscheidung zu Athen-Rettung

Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann.

Berlin – Die deutschen Banken lassen sich noch nicht auf einen Beitrag zur Griechenland-Rettung festnageln. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann warnte am Mittwoch vor einem Schnellschuss. «Das klingt alles so einfach, freiwillig verlängern», sagte Ackermann bei einer Konferenz der Unions-Bundestagsfraktion in Berlin mit Blick auf eine mögliche Laufzeitverlängerung für griechische Anleihen.

Es gehe um «höchste Komplexität». In der Finanzbranche wird damit gerechnet, dass sich private Gläubiger wie Banken und Versicherer mit bis zu 30 Milliarden Euro am zweiten Rettungspaket für Athen beteiligen. Während es in Frankreich bereits eine Einigung zwischen Regierung und Banken gibt, verhandelt das Bundesfinanzministerium noch mit Banken und Versicherern über einen freiwilligen, substanziellen Beitrag zur Griechenland-Rettung. Für diesen Donnerstag ist eine Schlussrunde auf Spitzenebene geplant.

Französisches Modell auch in Deutschland geprüft
In Frankreich ist vorgesehen, dass Geldgeber bei auslaufenden Anleihen einen Teil des fälligen Geldes in neue Schuldtitel mit 30 Jahren Laufzeit investieren. Ein weiterer Teil soll in einen speziellen Fonds fliessen. Dieses Modell wird auch in Deutschland geprüft. «Wir befinden uns in intensiven Gesprächen, es gibt aber noch viele Einzelfragen zu klären», sagte eine Sprecherin des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Ein Sprecher des Bundesverbandes deutscher Banken erklärte, es sei noch nicht soweit, dass die Entscheidung in die eine oder andere Richtung geht. Selbst ein Scheitern könne nicht ausgeschlossen werden, aber die Banken seien sich ihrer Verantwortung bewuss

Keine Rückkehr «an den Rande des Kollapses»
Ackermann betonte, alle Akteure wollten gemeinsam verhindern, «dass die Weltwirtschaft noch einmal wie 2008 an den Rande des Kollapses gerät». Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 hatte weltweit Schockwellen ausgelöst. Regierungen und Notenbanken pumpten Milliarden in das Finanzsystem, um die Krise einzudämmen. Um eine Wiederholung zu verhindern, muss im jetzigen Fall sichergestellt werden, dass der private Beitrag – auch aus Sicht der Ratingagenturen – als freiwillig bewertet wird.

Brüderle rechnet weiterhin mit Umschuldung
FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle rechnet ungeachtet der Bemühungen mit einem harten Schuldenschnitt für die Gläubiger: «Ich bleibe dabei, dass es zum Zeitpunkt X eine Umschuldung geben wird.» Bei einem solchen Schnitt müssten Griechenlands Geldgeber endgültig zumindest auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Bundespräsident Christian Wulff mahnte eine Beteiligung der Banken an und kritisierte zugleich «Trittbrettfahrer in der Finanzwelt». Der Wochenzeitung «Die Zeit» (Donnerstag) sagte Wulff: «Die Banken müssen Verantwortung übernehmen: zum Beispiel Kredite strecken, Zinsen verändern.» Es gebe zu viele, «die profitieren, ohne beizutragen».

Rettung könnte noch teurer werden
Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Jürgen Stark, warnte in der «Zeit»: «Wenn es zu einer Restrukturierung der Schulden kommt, würden die griechischen Banken einen Teil oder ihr gesamtes Eigenkapital verlieren, denn sie halten viele griechische Staatsanleihen. Die Folge wäre ein Kollaps der Realwirtschaft, weil nicht mehr genug Kredite vergeben werden könnten.» Dadurch könne die Rettung noch teurer werden, als sie es jetzt schon sei.

EZB einer der gewichtigsten Gläubiger
Die EZB ist selbst einer der gewichtigsten Gläubiger Athens, weil die Notenbank in der Krise Milliarden in Papiere von Pleitekandidaten steckte. Stark versicherte jedoch, die ablehnende Haltung der Währungshüter gegen eine Umschuldung sei davon nicht beeinflusst. Die deutschen Banken und Versicherer sind nach jüngsten Zahlen mit etwa 10 Milliarden Euro in Griechenlands Staatspapieren engagiert. Zusätzlich hat die staatlichen Förderbank KfW bislang Kredite über 8,4 Milliarden Euro an Athen als Teil der deutschen Griechenland-Hilfen ausgezahlt. (awp/mc/upd/ss)

Deutsche Bank

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