Anders Bally, CEO Sentifi

Anders Bally, CEO Sentifi

Von Martin Raab, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch.

payoff im Gespräch mit Anders Bally, CEO Sentifi, über innovative Technologien zur Kursanalyse, «Wisdom of the Crowd» und warum Anleger durch die Nutzung smarter Datenanalyse-Tools in Zukunft wahrscheinlich bessere Renditen erzielen.

payoff: Herr Bally, wie lässt sich Sentifi in wenigen Sätzen beschreiben?

Anders Bally: Sentifi ist eine führende Finanzmarktintelligenz-Plattform, welche auf dem Wissen von weltweit Tausenden Personen am Markt, der Crowd, basiert. Pro Tag werden Millionen von Aussagen dieser Crowd in unterschiedlichen digitalen Medien analysiert und Aktien/Rohstoffen/Währungen sowie relevanten Themen und Finanzprodukten zugeordnet. Mittels einer innovativen Technologie liefert Sentifi unstrukturierte Daten in einer strukturierten Form und verhilft Finanzmarktteilnehmern so zu einem klaren Stimmungsbild.

«Sentifi möchte ein Gesamtbild geben, was von der Crowd z.B. über die Novartis-Aktie gesprochen wird.»
Anders Bally, CEO Sentifi

Aus welchen Quellen stammt eigentlich die «Anlegermeinung im Netz»?

80% bis 90% der vorhandenen Informationen über eine Aktie oder Rohstoffe stammen aus Blogs, Foren, Tweets oder anderen sozialen Medien.

Wie kamen Sie auf die Idee, was inspirierte Sie?

Seit über 20 Jahren verfolge ich Opportunitäten in unterschiedlichen Megatrends. Der Einzug von «Wisdom of the Crowd» im Finanzmarkt ist ein Paradigmenwechsel – nicht nur für die Finanzinformationsindustrie, sondern auch für die Finanzinstitute und andere Investoren. Die Anleger publizieren, was sie denken, das ist Big Data, und informieren sich im Netz, bevor sie investieren.

Social Media Analyse-Tools gibt es inzwischen einige wo liegt die Besonderheit von Sentifi?

Social Media Monitoring Tools analysieren alle Meldungen über ein Thema – egal ob die Meldung von einem Kind oder von einer Person kommt, die kaum Wissen über das Thema hat. Sentifi analysiert hingegen nur Meldungen von relevanten Teilnehmern und Anspruchgruppen am Finanzmarkt. Das erhöht die Qualität der Aussagekraft enorm und hilft, die Datenflut zu verarbeiten.

Welche News-Kanäle trackt Sentifi? Auch klassische Online-Medien, nicht nur Social Media?

Sentifi möchte ein Gesamtbild geben, was von der Crowd z.B. über die Novartis-Aktie gesprochen wird. Daher analysiert Sentifi nicht nur soziale Medien wie Blogs und Tweets, sondern auch täglich Millionen von Online-Zeitungsartikeln.

Wo liegt aus Anlegersicht der Vorteil, Sentifi zu nutzen?

Der Anleger muss nicht in mehreren Medienkanälen nach Meldungen über seine Anlagen suchen. Sentifi liefert alles aus einer Hand und sortiert Millionen von Meldungen heraus, die nicht relevant sind. Durch das proprietäre Sentifi-Rankingsystem werden als Autoren nur Personen und Organisationen berücksichtigt, welche von einer grösseren Anzahl Markteilnehmern verfolgt und somit akzeptiert werden. Dies hilft den Anlegern, nur den wichtigen Autoren zuzuhören. Weiterer Vorteil: Der Nutzer braucht keinen Twitter-Account oder Ähnliches – ein Zugriff auf die Webseite von payoff.ch oder sentifi.com genügt.

Welche Tools stehen Anlegern zur Verfügung?

Sentifi visualisiert die Markstimmen über eine Aktie, einen Rohstoff oder Währungen. Gemessen wird anhand der Anzahl Meldungen (Buzz). Mittels des Sentifi-Rankings werden dem Leser nur Meldungen präsentiert, welche von einflussreichen und relevanten Autoren vom Finanzmarkt kommen. Durch diese Identifikation und Kategorisierung der Autoren können Meldungen von verschiedenen Autorenkategorien gelesen werden. Zum Beispiel nur Meldungen von relevanten Finanzmarktteilnehmern oder Journalisten.

«Die Autoren hinter den Meldungen können vorqualifiziert und so der Einfluss auf die Kurse prognostiziert werden.»

Gibt es Untersuchungen, wie lukrativ News-Trading anhand von Social Media-Indikatoren ist?

Ja, es gibt eine Reihe von Untersuchungen. Zum Beispiel die Untersuchung «Wisdom of Crowds: The Value of Stock Opinions Transmitted Through Social Media» von einer Gruppe internationaler Universitäten. Hier wird festgestellt, dass je mehr negative Kommentare über eine Aktie in Blogs von der Anleger-Community SeekingAlpha.com erscheinen, desto wahrscheinlicher ist es, dass diese Aktie sich schlechter entwickelt als ähnliche Aktien. Diese Studie zeigt, wie wichtig es ist, die Autoren hinter den Meldungen vorzuqualifizieren. Sentifi verfolgt genau diese Strategie.

Was planen Sie in nächster Zeit an Neuerungen?

Sentifi wird Einfluss-Rankings von Finanzmarktteilnehmern publizieren. Diese ermöglichen dem Leser, den einflussreichsten Teilnehmern zu folgen und zu sehen, was sie schreiben. Sentifi möchte auch in der Lage sein, aus mehreren Millionen Meldungen die relevantesten Themen zu identifizieren und zusammenzufassen. Somit sollten wir in der Lage sein, die Entwicklung von unterschiedlichen Themen in Verbindung mit einer Geldanlage visuell abzubilden. Später soll Sentifi in der Lage sein, die Entstehung von neuen Themen zu entdecken, bevor sie im Markt als Trend erkannt werden. Ein Beispiel wäre in der Vergangenheit z.B. der 3D-Druck gewesen. Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, aber wir werden dahin kommen.

Abschliessend: Welche Trends sehen Sie rund um Big Data und die Digitalisierung?

Der Anleger vertraut zunehmend der Crowd anstelle einzelnen Bank-Anlageberatern – wie das bei Elektronik oder Reisen heute schon üblich ist. Die Informationen folgen den Personen, wo immer diese gerade sind – und nicht umgekehrt. Die Sammlung und die Analyse von Big Data ermöglicht in einem noch nie vorhandenen Ausmass, das Verhaltensmuster von Finanzmarktteilnehmer abzubilden. Die Börsenpsychologie kann somit besser vorausgesagt werden.

Herzlichen dank für das Interview.

Der Gesprächspartner:
Anders Bally (Jahrgang 1965) ist CEO und Gründer der Sentifi AG. Das Unternehmen ist auf die technische Auswertung, basierend auf dem Prinzip der Schwarm-Intelligenz («wisdom of the crowd»), von Finanznachrichten spezialisiert. Dabei berücksichtigt Sentifi nur Meldungen von identifizierten Autoren. Bis heute hat Sentifi über 50’000 Finanzmarkt-Experten sowie Journalisten und Nachrichtenmedien identifiziert und kategorisiert, die Anwendung ist auf payoff.ch kostenlos zugänglich. Parallel ist Anders Bally stark im Bereich Social Media engagiert. Zuvor war er viele Jahre in Führungspositionen im Bereich IT-Security (u.a. SECUDE International AG) tätig. Der gebürtige Norweger begann seine Karriere 1992 im Finanzbereich, wo er u.a. für Sustainable Asset Management (heute Robeco SAM) und ein Private Equity Unternehmen arbeitete. Der bekannte Finance 2.0 Guru hält einen Doktorabschluss der Universität Fribourg und wohnt mit seiner Familie in Küsnacht/ZH.

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