Bankenverband sieht Ruf von Finanzplatz besser als oft dargestellt

Bankenverband sieht Ruf von Finanzplatz besser als oft dargestellt
Jörg Gasser, abtretender Geschäftsführer SwissBanking. (Foto: zvg)

Zürich – Der Schweizer Finanzplatz ist gemäss der Bankiervereinigung solid aufgestellt und die Schweizer Banken entwickeln sich positiv. Nicht zuletzt hätten die Institute stark in die Einhaltung der internationalen Standards und in die Abwehr von Geldwäscherei investiert. Die nationalen und internationalen Sanktionsmassnahmen setzten die Banken konsequent um.

Für den Schweizer Finanzplatz seien Reputation und Integrität wichtige Schlüsselfaktoren, betonte Geschäftsführer Jörg Gasser am Dienstag an der Jahresmedienkonferenz der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg). «Natürlich bestehen noch Altlasten», räumte er ein. Man müsse den Instituten aber auch die Zeit zugestehen, diese Altlasten zu beheben.

Reputation intakt
Der CEO der Bankiervereinigung gab sich entsprechend überzeugt, dass der Ruf des Schweizer Finanzplatzes international weiterhin gut sei. «Die öffentliche Meinung entspricht nicht immer der veröffentlichten Meinung», sagte Gasser. In einigen Ländern geniesse der Schweizer Finanzplatz sogar mehr Vertrauen als der heimische Finanzsektor, sagte er mit Verweis auf Umfragen des Schweizer Aussendepartements (EDA).

Zuletzt war der Finanzplatz im Februar wegen der «Suisse Secrets»-Enthüllungen international in die negativen Schlagzeilen geraten. Dabei war der Grossbank Credit Suisse in den Medien vorgeworfen worden, über Jahre Autokraten, Drogendealer oder mutmassliche Kriegsverbrecher als Kunden akzeptiert zu haben.

Russische Vermögen in Milliardenhöhe
Keine Schätzungen wollten die SBVg-Verantwortlichen dazu abgeben, wie viele Vermögen wegen der Russland-Sanktionen bei den Schweizer Banken blockiert sind. Möglicherweise werde dies im Sommer klarer werden: Die Finanzinstitute müssen bis Anfang Juni die bei ihnen blockierten Gelder beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) melden.

Der Anteil der Vermögen russischer Kunden an den bei Schweizer Banken deponierten grenzüberschreitenden Vermögen dürfte laut SBVg-Schätzung wohl einen «tiefen einstelligen Prozent-Betrag» ausmachen: Das dürfte einer Grössenordnung von 150 bis 200 Milliarden Franken entsprechen, sagte Rohner.

Stabil aufgestellt
Einfacher wird das Umfeld für die Branche nicht. Mit der Zinswende und den inflationären Tendenzen sowie den Folgen des Ukraine-Kriegs stehe die Weltwirtschaft herausfordernden Zeiten gegenüber, so die Bankiervereinigung: Der international ausgerichtete Finanzplatz Schweiz sei direkt betroffen.

Dennoch sieht der Verband die Banken heute positiv unterwegs: «Nach den Aufräumarbeiten nach der Finanzkrise und dem Verarbeiten regulatorischer Grossprojekte stehen die Zeichen im Bankensektor auf Wachstum.» Allerdings brauche es attraktive Rahmenbedingungen, damit der Bankensektor nachhaltig wachsen könne. Im Zentrum steht für den SBVg nun die Reform der Verrechnungssteuer, gegen die von linker Seite das Referendum ergriffen worden ist.

Massnahmenplan für Nachhaltigkeit
Auf gutem Weg sieht die Bankiervereinigung das Ziel, die Schweiz als führenden Finanzplatz für Nachhaltigkeit zu positionieren. Auch wenn hierzulande nicht so viel Aufsehen gemacht werde wie in anderen Ländern, sei man «weit fortgeschritten», gab sich Gasser überzeugt. Der Branchenverband will nun mit neuen Selbstregulierungen einen «Mindeststandard» setzen. Dazu gehören etwa Vorgaben für die Beratungsprozesse – dabei gehe es sowohl Anlagen wie auch um den Hypothekarbereich.

Zudem empfiehlt der Verband seinen Mitgliedern, internationalen Netto-Null-Allianzen sowie Nachhaltigkeitsinitiativen im Bankbereich beizutreten. Der SBVg selbst strebe den Supporter-Status bei der Net-Zero-Banking-Alliance an. Des Weiteren setzt sich der Verband zum Ziel, dass alle Kundenberaterinnen und Kundeberater über entsprechende Kenntnisse im Bereich ESG verfügen und im Beratungsprozess einsetzen. (awp/mc/pg)

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