Barclays leidet stärker unter Marktturbulenzen als erwartet

Barclays leidet stärker unter Marktturbulenzen als erwartet

Barclays-CEO Bob Diamond.

London – Die Folgen der Schuldenkrise in Europa belasten die britische Grossbank Barclays stärker als erwartet. Der Überschuss sank im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf drei Milliarden Pfund, wie das Institut am Freitag in London mitteilte. Vor allem im Investmentbanking liefen die Geschäfte wie bei vielen Konkurrenten schlecht. Der Vorsteuergewinn der Sparte sackte um fast ein Drittel ab. Die Hoffnung auf eine schnelle Trendwende gab Bankchef Bob Diamond praktisch auf und stellte das Renditeziel infrage. Die Dividende soll dennoch von 5,5 Pence auf 6 Pence steigen.

Barclays kündigte an, das eingeleitete Sparprogramm zu verschärfen. Bis nächstes Jahr sollen die jährlichen Kosten um gut zwei Milliarden Pfund sinken. Auch der Vorstand und die Investmentbanker müssen mit Einschnitten rechnen. Der Pool für ihre Bonuszahlungen wird um ein Drittel auf 1,5 Milliarden Pfund gekürzt. Das Top-Management bekommt fast 50 Prozent weniger Prämien. Diamond hatte im vergangenen Jahr noch 6,5 Millionen Pfund als variable Vergütung erhalten. Wie viel es nun genau sein werden, wollte der 60-Jährige nicht sagen.

«Nicht akzeptabel»
Diamond räumte ein, dass die Bank ihr 2013 angestrebtes Renditeziel von 13 Prozent auf das eingesetzte Kapital (Return on Equity/ROE) wahrscheinlich verfehlen werde. Damit folgte Barclays den britischen Konkurrenten HSBC und Lloyds , die bereits im vergangenen Jahr ihre Prognosen wegen der anhaltenden Unsicherheiten an den Kapitalmärkten und den strengeren Vorschriften für Banken zurücknahmen.

Ganz aufgeben wollte Diamond die angestrebte Rendite jedoch nicht. «Das Ziel bleibt 13 Prozent», sagte der Manager. «Wir können wegen einiger Gegenwinde jedoch nicht mehr sicher sein, dass wir es 2013 erreichen.» Barclays kam im vergangenen Jahr auf eine Kapitalrendite von 6,6 Prozent, das war noch einmal 0,2 Prozentpunkte weniger als 2010. Diamond sprach von einem «nicht akzeptablen» Ergebnis.

Italienische Staatsanleihen gekauft
Die Investitionen in Anleihen der Krisenstaaten der Euro-Zone baute Barclays im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben um 14 Prozent auf 7,1 Milliarden Pfund ab. Dabei ging die Bank aber unterschiedlich vor. So senkte sie ihr Engagement in Spanien um 45 Prozent auf 2,5 Milliarden Pfund. Dagegen baute sie ihre Investitionen in italienische Papiere um 57 Prozent auf 3,5 Milliarden Pfund aus, um von den gestiegenen Risikoaufschlägen zu profitieren. In Portugal verringerte Barclays das Engagement um 21 Prozent auf 800 Millionen Pfund. In Irland hat die Bank 244 Millionen im Feuer, in Griechenland 14 Millionen.

Barclays geht seit der Finanzkrise einen anderen Weg als viele Konkurrenten. Während Deutsche Bank und BNP Paribas das Privatkundengeschäft ausbauen, um die Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Investmentbanking zu senken, baut Barclays dies aus. So hatte die Bank, die dank des milliardenschweren Verkaufs ihres Vermögensverwaltungsgeschäfts in der Krise ohne direkte staatliche Hilfen ausgekommen war, das US-Geschäft der Pleitebank Lehman Brothers gekauft. Erklärtes Ziel ist es, unter die Top drei in allen wichtigen Investmentbereichen zu kommen. (awp/mc/pg)

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