Berenberg: «Die DACH-Region wird 2024 für Private Debt besonders interessant»

Berenberg: «Die DACH-Region wird 2024 für Private Debt besonders interessant»
Franck Sabbah. (Foto: zvg)

Die ‘Private Markets’ haben nach einem jahrelangen Boom im laufenden Jahr unter den steigenden Zinssätzen gelitten. Franck Sabbah, Head of Sales Asset Management Continental Europe (ex. Germany) bei Berenberg, erklärt, wie Investoren im nächsten Jahr mit Anlagen in Private Debt profitieren können.

Die Märkte für Private Equity und Private Debt kamen im Jahr 2023 unter Druck. Wie sehen Sie das?

Ja. In den letzten 12 bis 18 Monaten hatten es Private Markets schwieriger als in den Jahren zuvor. Dies hatte jedoch vornehmlich temporäre Gründe. Nachdem im Jahr 2022 der Rückgang bei liquiden Anlageklassen strukturell zu einer höheren Allokation in illiquide Märkte führte, hat sich die Situation zuletzt gedreht. Durch den Zinsanstieg ist das Interesse an liquiden Anleihen wiedererstarkt. Jedoch sind die Kurse der bestehenden Anleihen im Portfolio eines Investors in Folge des Zinsanstieges stark gesunken. Dies führte auch dazu, dass Investoren vermehrt in diese Anlageklasse investierten mussten, um ihre Investitionsquote einzuhalten. Dieses Phänomen wird als sogenannter Denominator-Effekt bezeichnet. Diese Kombination wirkte sich negativ auf die Private Markets aus. Eine weitere Konsequenz daraus ist beispielsweise, dass die Fundraisingzyklen für Private Markets Funds länger werden. Dies zeigt sich insbesondere dadurch, dass nach Final Closings eines Fonds oft schon das Fundraising für die nächsten Fonds startet.

Wie sehen die Aussichten für 2024 aus?

Für 2024 erwarten wir ein günstigeres Umfeld für die Private Markets. Denn die Auswirkungen des Denominator-Effekts scheint nachzulassen, was die Anleger dazu veranlassen dürfte, ihre Investitionen wieder stärker in Private Markets zu allokieren.

Haben die Asset Manager aktuell Schwierigkeiten, das Kapital einzusetzen?

In diesem Jahr beobachten wir einen deutlichen Rückgang des Transaktionsvolumens und der Transaktionsanzahl im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Rückgang ist vor allem auf die Verringerung der Primärtransaktionen zurückzuführen, unter anderem durch rückläufige M&A-Aktivitäten. Asset Manager mit bereits grossen Portfolien profitieren von dieser Situation, da sie in der Lage sind, ihre bestehenden Portfolien für Refinanzierungen zu nutzen oder bestehende Transaktionen durch «Add-on»-Akquisitionen zu erweitern oder zu erhöhen. Dieses bestehende Portfolio ist ausserdem oftmals ein Beleg für ein breit ausgebautes Netzwerk. Ein starkes, etabliertes Netzwerk ist wichtig, um das Kapital der Investoren bestmöglich einsetzen zu können.

Wie wird das Ausfallrisiko gesteuert und wie kann es verhindert werden?

Die sorgfältige Auswahl der der Kreditnehmer in Verbindung mit einer angemessenen Finanzierungshöhe, einer umfassenden Palette an Sicherheiten und sorgsam definierte Financial Covenants ist von grundlegender Bedeutung. Im Rahmen von Transaktionen im Leveraged Buy Out Bereich beispielsweisenimmt die Bedeutung einer angemessenen Leverage Ratio erheblich zu. Ein höherer Leverage führt in der Regel zu höheren Zinskosten, eine Überlegung, die heute bei jeder Transaktion aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus kritischer und zentraler ist als noch vor 18 bis 24 Monaten. In letzter Zeit beobachten wir einen Trend zu Transaktionen mit geringeren Leverages im Vergleich zu früheren ähnlichen Transaktionen.

Des Weiteren muss der Interessensgleichlauf zwischen dem Sponsor, Transaktionsbeteiligten und den Debt Fonds, die als Kreditgeber agieren, bei der Auswahl der Finanzierungsstruktur gewährleistet sein. Ein wichtiges Instrument dies zu sichern, sind Financial Covenants. Wir messen der Festlegung von Financial Covenants grösste Bedeutung bei, da sie für Kreditgeber als Frühwarnindikatoren dienen. Sie ermöglichen es den Kreditgebern, bei ungünstigen Entwicklungen vorbeugende Massnahmen zu ergreifen, und bieten so die Möglichkeit, proaktiv auf kritische Situationen zu reagieren.

Welche Renditen erwarten Sie für 2023 und 2024 im Segment Corporate Direct Lending?

Wir erwarten, dass die Kreditspreads stabil bleiben oder sich leicht erhöhen werden. Generell profitieren die Anleger auch von einem Umfeld, das höhere Renditen bietet.

Welche Vermögensallokation sollte gewählt werden? Sind bestimmte Sektoren oder Länder in Europa besonders attraktiv?

Die individuelle Vermögensallokation hängt stark von der Risikobereitschaft und den spezifischen Zielen ab, die der Anleger im Bereich Private Debt verfolgt. Wir betrachten Private Debt als ein Instrument zur Kapitalerhaltung, das gleichzeitig zuverlässige und attraktive Renditen erwirtschaften kann.
Um dies zu erreichen, sollte besonderes Augenmerk auf nicht-zyklische Sektoren mit stabilen EBITDA-Margen, einem robusten Cashflow-Profil und einem nachhaltig tragfähigen Geschäftsmodell gelegt werden. Diese Kriterien sind in der Regel bei Unternehmen aus den Bereichen der Gesundheit, Technologie, Software oder nicht-diskretionäre Konsumgüter zu beobachten. Diese Sektoren zeichnen sich auch durch einen oftmals erheblichen Anteil an wiederkehrenden Einnahmen aus.

Was die europäischen Länder betrifft, so sehen wir das grösste Potenzial in den starken und soliden Volkswirtschaften. Insbesondere die DACH-Region und die nordischen Länder bieten deshalb gute Chancen.

Franck Sabbah ist bei der Berenberg Bank für die Entwicklung des kontinentaleuropäischen Vermögensverwaltungsgeschäfts verantwortlich und ist ausserdem strategischer Berater für das Overlay-Geschäft (quantitatives Risikomanagement). Zuvor war er 15 Jahre lang bei der Edmond de Rothschild Gruppe als Leiter des Overlay Managements tätig. Er verfügt über einen Masterabschluss in Finanzwesen.

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