Britische Notenbank senkt Leitzins wie erwartet – Knappe Entscheidung

London – Die britische Notenbank hat ihren Leitzins nach einer knappen Entscheidung wie erwartet gesenkt. Er werde um 0,25 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent reduziert, teilte die Bank of England (BoE) am Donnerstag nach ihrer geldpolitischen Sitzung in London mit. Bankvolkswirte hatten dies überwiegend erwartet. Die Entscheidung fiel allerdings mit 5 zu 4 Stimmen im geldpolitischen Ausschuss knapp aus.
«Dieses Abstimmungsverhalten unterfüttert unsere Prognose, dass die nächste BoE-Leitzinssenkung frühestens Anfang November erfolgen wird», kommentierte Dirk Chlench, Volkswirt bei der LBBW. Es musste sogar zweimal abgestimmt werden. Zunächst hatten sich vier Mitglieder für eine Senkung um 0,25 Punkte ausgesprochen und vier Mitglieder für einen unveränderten Leitzins und ein Mitglied für eine Senkung um 0,50 Punkte. Erstmals seitdem die Notenbank vor 28 Jahren ihre Unabhängigkeit erhalten hatte, waren zwei Abstimmungsrunden notwendig.
«Es war eine sorgfältig abgewogene Entscheidung», erklärte Gouverneur Andrew Bailey in einer schriftlichen Stellungnahme. «Die Zinssätze befinden sich weiterhin in einem Abwärtstrend, aber künftige Zinssenkungen müssen schrittweise und vorsichtig vorgenommen werden.»
Die britische Notenbank sieht sich einer schwierigen Ausgangssituation gegenüber. So ist die Inflation hartnäckig hoch. Im Juni war die Inflationsrate auf 3,6 Prozent gestiegen, während die Notenbank eine Rate von zwei Prozent anstrebt. Die hohe Inflation spricht gegen weitere Zinssenkungen. Die gleichzeitig schwächelnde Realwirtschaft spricht hingegen dafür.
Die Notenbank geht jetzt davon aus, dass die Inflationsrate im September mit 4,0 Prozent den Höhepunkt erreichen dürfte. «Insgesamt ist der geldpolitische Ausschuss der Ansicht, dass die Aufwärtsrisiken hinsichtlich des mittelfristigen Inflationsdrucks seit Mai leicht gestiegen sind.»
«Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass die BoE weiterhin ihre Leitzinsen nur auf jeder zweiten Sitzung senkt», kommentierte Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. «Die nächste Senkung steht damit wohl im November an.»
Im August 2024 hatte die Notenbank erstmals seit der grossen Inflationswelle die Zinsen nach unten gesetzt. Seitdem wurden sie um insgesamt 1,25 Punkte reduziert.
Die Finanzmärkte gehen von sehr vorsichtigen Zinssenkungen aus. Das britische Pfund legte nach der Entscheidung zu allen wichtigen Währung zu. Die Renditen von britischen Staatsanleihen stiegen an. Der britische Aktienmarkt gab gegen den Trend in Europa nach. (awp/mc/ps)