Chef des Gläubigerverbandes rechnet ab November mit Konkurswelle

Chef des Gläubigerverbandes rechnet ab November mit Konkurswelle
Raoul Egeli, Präsident des Schweizerischen Verbandes Creditreform. (Foto: Creditreform)

Zürich – Der Präsident des Gläubigerverbandes Creditreform, Raoul Egeli, rechnet in den kommenden Monaten mit einer Konkurswelle. «So richtig los geht es im Spätherbst», sagt Egeli in einem Interview mit «Blick.ch». «Ich rechne ab November mit der grossen Konkurswelle.» Wann die Welle abebbt, hänge von der Erholung der Wirtschaft ab.

Im Moment gebe es zwischen 300 und 400 Konkurse im Monat. «Ein Peak von 800 Konkursen im Monat wäre aber durchaus möglich», so der Creditreform-Chef. Zudem rechnet er mit Dominoeffekten, was ein Abflachen der Kurve verzögern könnte. «Wenn Zulieferern plötzlich Einnahmen fehlen, müssen sie dann vielleicht selbst Arbeitsplätze abbauen oder können ihrerseits die Lieferanten nicht bezahlen.» Zudem könnten viele Gläubiger gezwungen sein, ihre Forderungen einfach abzuschreiben.

Konkurse durch Stützungsmassnahmen nur aufgeschoben
Viele Konkurse seien durch die Stützungsmassnahmen aufgeschoben worden. Viele KMU hätten von den staatlichen Massnahmen wie den Covid-19-Krediten und der Kurzarbeitsentschädigung profitieren können, lautet die Einschätzung von Egeli.

Dadurch hätten sich viele Firmen, die zwar noch nicht konkurs, aber bereits in Zahlungsschwierigkeiten seinen, bisher über Wasser gehalten. «Bei den Überbrückungskrediten wurde nur darauf geschaut, ob sich eine Firma nicht bereits in Liquidation befindet, und nicht auf ihr allgemeines Zahlungsverhalten.» Deshalb sei in den Monaten März und April, mitten im Lockdown, die Zahl der Konkurse deutlich gesunken, so der Creditreform-Präsident weiter.

Die grosse Frage laute nun: Wie entwickelt sich die Wirtschaft weiter, und wie viele Firmen können den Kredit tatsächlich zurückzahlen? «Im September haben wir schon mal einen Anstieg der Konkurse gesehen.» Wie dramatisch das werde, hänge vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. «Nur wenn es gelingt, die Zahl der Fälle zu begrenzen, bleiben auch die Lockerungen in Kraft, und gerade im Eventbereich werden so Konkurse vermieden.» (awp/mc/ps)

Creditreform

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