Commerzbank krempelt Privatkundengeschäft um – 6’000 Jobs vor dem Aus?

Commerzbank krempelt Privatkundengeschäft um – 6’000 Jobs vor dem Aus?

Martin Blessing, Vorstandsvorsitzender Commerzbank.

Frankfurt am Main – Die Commerzbank stemmt sich mit einem Mix aus Investieren und Sparen gegen den anhaltenden Abwärtstrend. Nach zuletzt dürftigen Ergebnissen krempelt das teilverstaatlichte Institut sein Privatkundengeschäft um. Wie viele Mitarbeiter wegen des Konzernumbaus ihren Job verlieren werden, liess das zweitgrösste deutsche Geldhaus auch am Donnerstag zunächst offen. Die Bank kündigte lediglich eine «Anpassung der Personalkapazitäten» an. Spekuliert wurde zuletzt über den Abbau von bis zu 6000 Stellen.

Im dritten Quartal konnte die Commerzbank ihren Abwärtstrend nicht stoppen. Unter dem Strich verdiente die Bank 78 Millionen Euro und damit noch weniger als in den beiden ebenfalls schwachen Vorquartalen. Vor allem das niedrige Zinsniveau und Belastungen bei abzuwickelnden Geschäften drückten auf den Gewinn. Operativ verdiente die Bank im dritten Quartal 216 Millionen Euro, nach 451 Millionen drei Monate zuvor und einem Verlust von 855 Millionen vor einem Jahr.

Keine Dividende für Aktionäre
Für das vierte Quartal stimmte das Management auf einen weiteren Rückgang des operativen Gewinns ein. «Mit Blick auf die steigenden Anforderungen an die Kapitalausstattung von Banken, das anhaltend niedrige Zinsniveau und Vertrauensverluste bei den Kunden erwarten wir weiterhin Belastungen auf der Ertragsseite», erklärte Finanzvorstand Stephan Engels. Die Aktionäre stimmte der Konzern bereits am Mittwochabend darauf ein, dass sie auch für dieses und nächstes Jahr voraussichtlich keine Dividende bekommen werden.

Zumindest fielen im dritten Quartal 2012 angesichts der Beruhigung der Märkte keine grösseren Sonderbelastungen an. Vor einem Jahr stand für den Zeitraum Juli bis Ende September unter dem Strich ein Verlust von 687 Millionen Euro – vor allem aufgrund von Abschreibungen von rund 800 Millionen Euro auf griechische Staatsanleihen.

Privatkundengeschäft läuft nicht rund
Im Privatkundengeschäft lief es wegen einer leichten Belebung im Wertpapiergeschäft etwas besser als vor einigen Monaten, die Erträge in der wichtigen Sparte verharrten jedoch auf niedrigem Niveau. Vier Jahre nach Übernahme der Dresdner Bank läuft es in der Sparte nicht rund. Bis 2016 will die Commerzbank nun etwa eine Milliarde Euro in die Neuausrichtung ihres Privatkundengeschäfts stecken: in Produkt- und Serviceangebot, Beratung und Qualifizierung der Mitarbeiter.

Ziel sei der «Aufbau einer modernen Multikanalbank» und ein flexibleres Filialnetz, erklärte Konzernchef Martin Blessing in einer Mitteilung: «In Zukunft werden unsere Kunden die Produkte und Dienstleistungen der Commerzbank zu jeder Zeit und an jedem Ort erhalten.» Die Kundenzahl soll von elf Millionen auf zwölf Millionen gesteigert werden, operativ will die Bank im Jahr 2016 rund 500 Millionen Euro im Privatkundengeschäft verdienen.

Mittelstandsgeschäft hält sich
Insgesamt will die Commerzbank bis 2016 mehr als zwei Milliarden Euro ausgeben, «um ihr Geschäftsmodell in den kommenden Jahren an die veränderten Rahmenbedingungen in der Finanzbranche» anzupassen.

Stabil blieb im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal das Mittelstandsgeschäft. In Osteuropa gab es leichte Rückgänge, im Investmentbanking ging es dank der Beruhigung an den Finanzmärkten etwas aufwärts. Probleme machte die konzerneigene «Bad Bank», in der abzuwickelnden Geschäfte wie Schiffskredite und die gewerbliche Immobilienfinanzierung gebündelt sind: Dort fielen 476 Millionen Euro Verlust an. (awp/mc/ps)

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