CS erleidet im Q4 Verlust von knapp 6 Mrd CHF

CS erleidet im Q4 Verlust von knapp 6 Mrd CHF
CS-CEO Tidjane Thiam. (Foto: Credit Suisse)

Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam. (Foto: CS)

Zürich – Die Credit Suisse hat mit dem Abschlussquartal schwer enttäuscht: Ein Milliardenverlust sowohl im vierten Quartal sowie im Gesamtjahr 2015 schickt die Aktie am Donnerstag auf Talfahrt, und der Handel sieht Tiefststände wie seit 1992 nicht mehr. Offensichtlich ist, dass die Grossbank nicht nur mit der Umsetzung der neuen Strategie zu kämpfen hat, sondern vor allem auch mit dem derzeit schwierigen Marktumfeld. Ein Ende ist laut Management nicht in Sicht.

Im vierten Quartal wurde vor allem wegen eines riesigen Abschreibers auf Altlasten und Sonderfaktoren ein Reinverlust von 5,83 Mrd CHF verbucht. Auf Vorsteuerebene beträgt der Verlust gar 6,44 Mrd CHF. Damit fiel das Minus noch deutlich höher aus als von Analysten im Vorfeld im Durchschnitt befürchtet.

Wegen des wenig erfolgreichen Kaufs der US-Bank Donaldson, Lufkin & Jenrette (DLJ) aus dem Jahre 2000 musste der Goodwill im Investment Banking um 3,8 Mrd CHF wertberichtigt werden. Weiter haben Umstrukturierungskosten von 355 Mio, Kosten für Rechtsstreitigkeiten in der Höhe von 564 Mio und ein Vorsteuerverlust von 1,12 Mrd in der strategischen Abwicklungseinheit (SRU) das Ergebnis belastet.

Ertragseinbruch
Markant waren auch die Einbrüche des Geschäftsertrags im vierten Quartal. Für die Periode von Oktober bis Dezember 2015 erwirtschaftete die Bank lediglich noch 4,21 Mrd CHF und blieb damit um rund 35% unter dem Vorjahr und klar unter der durchschnittlichen Markterwartung.

Das Umfeld habe sich im vierten Quartal 2015 deutlich verschlechtert, so Konzernchef Tidjane Thiam am Donnerstag. Und es sei ist «nicht abschätzbar», wann sich einige der aktuellen negativen Trends abschwächen werden. Er nannte etwa volatile Marktbedingungen, Druck auf die Marktliquidität, den Einbruch der Ölpreise, eine Ausweitung der Kreditspreads, eine anhaltende Ungewissheit über die divergierende Geldpolitik und umfangreichen Fondsrücknahmen durch Marktteilnehmer als belastende Faktoren.

Im Oktober hatte die Credit Suisse bereits vor einer «substantiellen Schwäche» der Kunden-Aktivität über alle Divisionen hinweg gewarnt. Das vierte Quartal habe sich aber noch schwieriger als erwartet präsentiert, sagte Finanzchef David Mathers an einem Webcast vor Analysten. Gleichzeitig explodierte der Geschäftsaufwand mit 10,52 Mrd CHF nach 5,41 Mrd im Vorjahr.

Schweizer Bank Fels in der Brandung
Unter den fünf Divisionen, in denen die CS zum ersten Mal rapportiert, erzielte die Swiss Universal Bank – am Markt als einziger «Fels in der Brandung» betitelt – einen Vorsteuergewinn von 367 Mio CHF. Die Division International Wealth Management (IWM) erlitt dagegen ein Minus von 20 Mio und Asia Pacific (APAC) eines von 617 Mio. Global Markets muss gar einen Verlust von 3,47 Mrd CHF verdauen, und auch die Division Investment Banking & Capital Markets (IBCM) schloss das vierte Quartal im Minus ab (497 Mio CHF).

Insgesamt konnten im vierten Quartal netto Neugelder in der Höhe von 4,4 Mrd CHF generiert werden: «Solide Zuflüsse» aus dem Corporate & Institutional Banking der Swiss Universal Bank, dem Asset Management der Division IWM und dem Private Banking der Division APAC standen Abflüssen aus dem Private Banking des IWM (u.a. Regularisierung 1,1 Mrd CHF) sowie Abflüsse aus dem Private Banking der Swiss Universal Bank (Regularisierung 3,1 Mrd) gegenüber.

Fortschritte bei der Kapitalisierung konnten unter dem Strich nicht im angestrebten Masse umgesetzt werden. Per Ende 2015 erreichten die Capital Ratio CET-1 (look-through) und die Leverage Ratio einen Wert von 11,4% bzw. 3,3%. Nach der Kapitalerhöhung von gut 6 Mrd CHF hatte man eigentlich mit 12,2% bzw. 3,6% gerechnet. Bis 2018 sollen die Quoten weiterhin 13% bzw. 5-6% erreichen.

Mit Blick auf die nächsten Monate gibt sich die Bank äusserst vorsichtig und rechnet mit anhaltender Volatilität. CEO Thiam betonte jedoch auch, dass man nach wie vor von der eingeschlagenen Strategie überzeugt sei, und die Vermögensverwaltung der CS – gestützt durch das Investment Banking – «langfristig äusserst attraktive Möglichkeiten» eröffne. Die Ziele bis 2018 bestätigte er entsprechend. Allerdings: Die Kosten müssen jetzt noch schneller reduziert werden. Dazu gehört auch, dass der vorgesehene Personalabbau rascher vollzogen werden soll.

Unveränderte Dividende
Als Folge der tiefroten Zahlen im Abschlussquartal resultierte auch für das Gesamtjahr ein Reinverlust von 2,94 Mrd CHF. Der GV am 29. April soll dennoch eine unveränderte Dividende von 0,70 CHF pro Aktie beantragt werden – in bar oder wahlweise in Form neuer Aktien.

An der Börse verlor die Aktie in einem schwachen Gesamtmarkt deutliche 11% auf 14,73 CHF und ist damit seit Jahresbeginn um beinahe einen Drittel eingebrochen. Das Tagestief wurde am Berichtstag gar bei 14,35 CHF gesehen. Analysten sprachen im Zusammenhang mit dem CS-Resultat zum Teil von einem «Desaster». Die Erträge seien dem Unternehmen regelrecht weggebrochen, meinte einer.(awp/mc/upd/ps)

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