Deutsche Bank verdient mehr trotz ruhiger Finanzmärkte

Deutsche Bank verdient mehr trotz ruhiger Finanzmärkte
Konzernzentrale der Deutschen Bank in Frankfurt. (Foto: Deutsche Bank)

Frankfurt am Main – Der mit massivem Stellenabbau verbundene Umbau der Deutschen Bank zahlt sich aus: Nach zwei Jahren mit Milliardenverlusten arbeitet sich das Institut weiter in die Gewinnzone vor. Allerdings litt der deutsche Branchenprimus wie auch die Konkurrenz im zweiten Quartal unter der Ruhe an den Finanzmärkten, die die Einnahmen im Handel mit Aktien, Anleihen und Währungen schmälerte. Am Donnerstagmorgen sank der Aktienkurs kurz nach Handelsstart um 4,1 Prozent. Das Papier war im Verlauf der Woche allerdings auch um mehr als 6 Prozent gestiegen.

Im zweiten Quartal blieben unterm Strich 466 Millionen Euro Gewinn übrig nach lediglich 20 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Das war mehr als Analysten erwartet hatten. Vor Steuern verdoppelte sich der Gewinn auf 822 Millionen Euro.

«Wir kommen gut dabei voran, die Kosten zu senken, und gewinnen weiterhin neue Kundengelder hinzu», erklärte Bankchef John Cryan. «Trotz der deutlichen Verbesserung bleibt dieser Gewinn hinter unserem langfristigen Anspruch zurück. Bei den Erträgen sind wir noch nicht überall dort, wo wir sein wollen». Das habe vor allem daran gelegen, dass sich die Kunden an den Finanzmärkten zurückgehalten hätten.

Handel mit Aktien bricht ein
So gingen die Erträge im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen um 12 Prozent zurück; im Aktienhandel sanken sie um 28 Prozent. Schon die grossen US-Banken hatten von einem mauen Handel berichtet, nachdem viele politische Unsicherheiten in den vergangenen Monaten gewichen waren. Auch das anhaltend niedrige Zinsumfeld machte der Deutschen Bank zu schaffen. Konzernweit sanken die Erträge – die gesamten Einnahmen der Bank – um ein Zehntel auf 6,6 Milliarden Euro.

Teure Rechtsstreitigkeiten hatten der Deutschen Bank zwei Jahre in Folge Milliardenverluste eingebrockt. Nachdem im Herbst vergangenen Jahres schliesslich Sorgen um die Kapitalausstattung des Geldhauses aufgekommen waren, waren kurzzeitig auch Kunden abgewandert. Spätestens nach einer erfolgreichen Kapitalerhöhung über 8 Milliarden Euro entspannte sich die Lage aber deutlich – zur Jahresmitte lag die harte Kernkapitalquote, die als Gradmesser für die Krisenfestigkeit einer Bank gilt, bei komfortablen 14,1 Prozent.

Eine Milliarde Gewinn im Halbjahr
Bankchef Cryan rechnet nach jüngsten Aussagen für das laufende Jahr mit einem Gewinn. Nachdem ersten Halbjahr hat er unterm Strich bereits mehr als 1 Milliarde Euro eingefahren. Die Erträge dürften allerdings nach den Erwartungen des Managements im Gesamtjahr unter den Vorjahreswerten liegen wegen der Flaute an den Märkten.

Seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren drückt der Brite beim Abbau teurer Rechtsstreitigkeiten aufs Tempo. Die Schliessung von Filialen und der Abbau Tausender Stellen sollen Deutschlands grösstem Geldhaus finanzielle Luft verschaffen. Zugleich baute Cryan die Bank um: Er integrierte die Tochter Postbank ins Privat- und Firmenkundengeschäft, legte das Investmentbanking und Kapitalmarktgeschäft wieder zusammen und will einen Teil der Fondstochter Deutsche Asset Management an die Börse bringen.

Weniger Mitarbeiter
Die Zahl der Mitarbeiter sank in den vergangenen zwölf Monaten um 4656 Vollzeitkräfte. Allein im zweiten Quartal gab es einen Rückgang um 1525 auf 96 652 Stellen. Die Bank will bis 2018 weltweit unter dem Strich 9000 Jobs im eigenen Haus abbauen, davon 4000 in Deutschland. Den Löwenanteil muss das Privatkundengeschäft schultern. Seit Beginn dieses Jahres wurden zudem 177 Filialen in Deutschland geschlossen, am Ende sollen es 188 Schliessungen sein. Deutschlands grösstes Geldhaus will künftig die Kunden im Inland in 535 Filialen bedienen.

Auch eine weitere Baustelle dürfte bald geschlossen werden: Medienberichten zufolge steht das Institut kurz vor einer Einigung mit elf Ex-Vorständen im Streit um einbehaltene Boni. Noch am Donnerstag solle der Aufsichtsrat über einen entsprechenden Vorschlag beraten, berichteten das «Handelsblatt» und die Nachrichtenagentur Bloomberg. Das Institut will ehemalige Topmanager für die Milliardenkosten ihrer skandalträchtigen Vergangenheit zur Kasse bitten, darunter die Ex-Vorstandschefs Josef Ackermann, Jürgen Fitschen und Anshu Jain. Boni in Millionenhöhe liegen daher auf Eis. (awp/mc/pg)

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