Kommentar: Die SNB (Schweizerische Nationalbank) hilft der SNB (Saudi National Bank) und ein bisschen deren gestrauchelten Adoptivtochter Credit Suisse

Kommentar: Die SNB (Schweizerische Nationalbank) hilft der SNB (Saudi National Bank) und ein bisschen deren gestrauchelten Adoptivtochter Credit Suisse

Kommentar: Die SNB (Schweizerische Nationalbank) hilft der SNB (Saudi National Bank) und ein bisschen deren gestrauchelten Adoptivtochter Credit Suisse
CS-Konzernchef Ulrich Körner. (Foto: CS)

Die Schweizerische Nationalbank leiht der Credit Suisse 50 Milliarden CHF, damit die saudische Grossbank mit Schweizer Namen vor dem Untergang gerettet werden kann. Während die USA 2008 mit der verpassten Rettung der Lehmann Brothers eine weltweite Finanzkrise auslösten und aktuell wegen des Konkurses der Silicon Valley Bank für helle Aufregung an den Aktienmärkten sorgt, bewahrt die Schweiz die Welt mit der Rettung der Credit Suisse wahrscheinlich vor einem Infarkt der Finanzmärkte. Auch eine gute PR-Massnahme für das international wegen der schlecht vermittelbaren Neutralität gerade etwas strapazierte Image unseres Landes.

Von Helmuth Fuchs

Während der Chef der Credit Suisse Schweiz, André Helfenstein, am Mittwoch die Öffentlichkeit zu beruhigen versuchte, die Credit Suisse sei eine «sehr gut kapitalisierte Bank» (Interview mit Blick-TV), nimmt der CEO der Gruppe, Ulrich Körner, nur wenige Stunden später den 50-Milliarden-Rettungsring der SNB in Form eines besicherten Darlehens und kurzfristigen Liquiditätskrediten dankbar an. Die Kredite dienen der «präventiven Stärkung», so Körner. Also eine gut kapitalisierte Bank, die sich präventiv zusätzlich stärkt, um den anderen dann im internationalen Wettbewerb wieder zeigen zu können, wie hervorragend Swiss Banking ist. Zumindest das Schönreden des eigenen Scheiterns haben die Führungskräfte noch nicht verlernt.

Der Rettungsring ist auch deshalb nötig, weil der Vorsitzende der Saudischen National Bank, Ammar Al Khudairy, mit seiner Äusserung, dass sie keine weitere Anteile der Credit Suisse kaufen könnten (mit knapp unter 10 % sind Regulierungsvorschriften weniger streng), am Mittwoch den Sturzflug der Aktie einleitete. Es war dies der Höhepunkt eines schon lange andauernden Negativtrends, der zum Beispiel durch die Verzögerung der Veröffentlichung des Geschäftsberichtes durch die SEC immer weiter verstärkt wurde.

Das Bild einer von Pannen, Skandalen, gierigen und unfähigen Managern geprägten Bank sorgt schon seit Jahren für einen nach unten tendierenden Aktienkurs. Alle kurzfristigen Erholungen wurden vom nächsten Skandal oder der nächsten Rekordbusse zunichte gemacht.

Aktienkurs bei SIX

Inzwischen haben auch die Kunden und Kundinnen offensichtlich genug von den dauernden Negativmeldungen. 2022 zogen sie über 120 Milliarden ihrer Geldern ab, über 50 Milliarden davon aus der Credit Suisse Schweiz. Das heisst, dass nicht nur der für die Schweizer Wirtschaft weniger bedeutende Bereich des internationalen Geschäftes ein fundamentales Problem hat, sondern auch die Schweizer Bank. In diesem Sinne lässt sich auch die Kreditzusage der Schweizerischen Nationalbank rechtfertigen, deren Aufgabe es ist, die Geldpolitik für den Schweizer Wirtschaftsplatz zu gestalten.

Weniger gut erklären lässt es sich, weshalb einmal mehr eine Schweizer Grossbank gerettet werden muss und offensichtlich all die Regularien, Vorschriften, Marktaufsichten, selbst verordneten Regeln etc. nichts nützen. Ebenso stellt sich die Frage, weshalb die Credit Suisse, die sich selbst als als sehr gut kapitalisiert sieht und der Schweizerischen Nationalbank als Sicherheit Hypotheken von hervorragender Qualität hinterlegen muss, mit dieser Ausgangslage nicht fähig ist, das Geld selbst am Markt aufzunehmen.

In der Schweiz gibt es genügend Finanzinstitute, welche die Kundenbedürfnisse erfüllen können und wollen (Kantonalbanken, Raiffeisen, Postfinance) und der ausgetrocknete Arbeitsmarkt würde die qualifizierten Mitarbeitenden dankbar aufnehmen (das Ausbildungssystem der Credit Suisse ist nach wie vor sehr gut). Wenn also die Credit Suisse alleine nicht überlebensfähig ist, könnte man hier für einmal auch den viel gepriesenen Markt spielen lassen, statt mit Schweizer Nationalbank-Geld die Saudis vor einem Verlust zu bewahren.

Vielleicht kann man das ganze aber auch unter Imagewerbung für die Schweiz abbuchen. Nachdem die Schweiz international mit ihrer Neutralitätspolitik auf wenig Verständnis stiess und teilweise heftig kritisiert wurde, können wir jetzt mit neuem Selbstbewusstsein darauf hinweisen, dass wir die Welt dank eines 50 Milliarden-Kredits vor dem nächsten Finanzkollaps gerettet haben. Auch nicht nichts.


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