Eurogruppe stellt Zypern umfassendes Hilfspaket in Aussicht

Eurogruppe stellt Zypern umfassendes Hilfspaket in Aussicht

Zyperns Regierungschef Dimitris Christofias.

Brüssel – Zwei Tage nach dem Antrag haben die Euro-Staaten Zypern ein umfassendes Hilfspaket in Aussicht gestellt. Die Eurogruppe sicherte dem Inselstaat nach einer Telefonkonferenz am Mittwoch zu, «positiv» auf die eingegangene Anfrage zu reagieren. Wie bei früheren Hilfsprogrammen für Griechenland, Irland und Portugal werde sich auch der Internationale Währungsfonds (IWF) an den Notkrediten beteiligen.

Eine Summe nannten die Euro-Finanzminister dabei nicht. In Nikosia ist von einem Betrag von bis zu 10 Milliarden Euro die Rede. Experten von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und IWF sollen den Finanzbedarf des Mittelmeerstaates nun sondieren.

Hilfe im Rahmen eines umfassenden Reformprogramms
Im Gegensatz zu Spanien, das lediglich Notkredite für die Sanierung seiner maroden Banken erhält, muss Zypern im Gegenzug Auflagen für die gesamte Wirtschaft einhalten. Die Finanzhilfe werde im Rahmen eines «umfassenden» Reformprogramms gewährt, schreibt die Eurogruppe. Dies basiere auf den Empfehlungen der EU-Kommission.

Haushaltsdefizit reduzieren, Banken stärker beaufsichtigen
Die EU-Kommission hatte Zypern Ende Mai aufgefordert, unter anderem sein ausuferndes Haushaltsdefizit zu reduzieren und seine Banken stärker zu beaufsichtigen. Zudem verlangte Brüssel Reformen am Rentenmarkt, im Gesundheitssektor und am Arbeitsmarkt. Die Eurogruppe zeigt sich davon überzeugt, dass «die Umsetzung dieses Programms die finanziellen, haushaltspolitischen und strukturellen Herausforderungen der [zyprischen] Wirtschaft entschlossen angehen wird».

Unterstützung des IWF
Der Internationale Währungsfonds wird bei der Hilfe mitziehen. IWF-Chefin Christine Lagarde teilte in Washington mit: «Wir stehen bereit, unsere europäischen Partner zu unterstützen, um Zypern wieder zu einem stabilen und nachhaltigen Wachstum zu bringen und seinen Finanzsektor zu konsolidieren.» Der IWF hatte bei früheren Programmen ein Drittel übernommen.

Die Eurogruppe sprach in ihrer Erklärung von «einem sehr herausfordernden Umfeld» und Turbulenzen an den Märkten für Staatsanleihen. Die Minister begrüssten, dass Zypern auch den IWF um Finanzhilfe gebeten habe. Offen ist laut Eurogruppe noch, ob die Kredite aus dem derzeitigen Rettungsfonds EFSF oder aus seinem Nachfolger ESM, der im Juli starten soll, kommen werden.

Zyprischer und griechischer Bankensektor eng verbunden
Die Republik Zypern ist die drittkleinste Volkswirtschaft im Währungsraum. Zypern war am Montag als fünftes Euro-Land unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft. Als Hauptproblem des Inselstaates gilt der eng mit den griechischen Geldhäusern verwobene Bankensektor. Zuvor hatte die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit Zyperns herabgestuft und auf Ramsch-Niveau gesetzt. (awp/mc/pg)

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