Ex-Credit-Suisse-Händler in London verhaftet

Ex-Credit-Suisse-Händler in London verhaftet

Ein ehemals ranghoher Wertpapierhändler der Credit Suisse ist in London festgenommen worden. Ihm droht die Überstellung in die USA, wo ihm Betrug im Zusammenhang mit Milliarden-Verlusten der Bank bei Ramsch-Anleihen 2007/2008 vorgeworfen wird. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

Der heute 39-Jährige war der globale Chef der Credit Suisse (CS) für den Handel mit strukturierten Krediten. In der gleichen Sache hatten sich in den USA bereits im Februar zwei andere frühere Händler der Bank schuldig bekannt. Einer von ihnen hatte erklärt, er habe – wie auch andere Händler – beim Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes Manipulationen vorgenommen.

Beide Händler hatten angegeben, sie seien von ihrem Chef, der nun in London festgenommen wurde, zu Buchfälschungen angehalten worden. Die US-Börsenaufsicht SEC hatte im Februar den Verdacht bestätigt und mitgeteilt, der Chef und ein weiterer ihm nahestehender Kadermann hätten die zwei Untergebenen regelmässig zum Betrug angestiftet.

Beförderung erhofft
So seien die zwei Händler dazu angehalten worden, Bond-Preise und Buchwerte von Hypothekarpapieren so zu verändern, dass Tages- und Monatsgewinnziele erreicht und Verluste versteckt werden konnten. Die Händler hätten sich dadurch höhere Boni und der Chef eine Beförderung in eine der höchsten Positionen des CS-Investmentbankings erhofft.

Der nun in London Festgenommene hat dabei laut den SEC-Angaben vom Februar gegenüber dem ihm unterstellten Kadermann sogar einmal die Sorge geäussert, die interne Kontrollabteilung der Bank könnte auf die Buchfälschungen aufmerksam werden. Dass diese in der Folge die publizierten CS-Geschäftszahlen besser aussehen liessen, als sie in der Tat waren, habe er bewusst in Kauf genommen.

Milliardenabschreiber verursacht
Im Frühjahr 2008 hatte die CS überraschend einen Verlust von 2,85 Mrd USD bei Ramsch-Anleihen gemeldet und eine Gruppe von vier Händlern dafür verantwortlich gemacht. Diese hätten vorsätzlich Preismanipulationen vorgenommen, hiess es damals bei der CS.

Heute nun erklärte ein CS-Sprecher auf Anfrage, die CS habe damals die fehlbaren Mitarbeiter umgehend der Börsenaufsicht gemeldet und vollumfänglich mit den Untersuchungsbehörden kooperiert. Deshalb sei die Bank selbst nicht rechtlich belangt worden. Eine interne Untersuchung habe gezeigt, dass es sich um Einzelverschulden der Händler handelte, wie auch die SEC diesen Februar bestätigte.

Die beiden im Februar verhafteten Männer müssen mit Haftstrafen von bis zu fünf Jahren rechnen. Mildernd auswirken dürfte sich für die zwei wie auch für den involvierten Kadermann, dass sie im Rahmen der Untersuchung mit der US-Börsenaufsicht zusammengearbeitet hatten. Eine allfällige Strafe für den vierten Mann im Spiel, ihren Chef und mutmasslichen Anstifter, dürfte wohl höher ausfallen. (awp/mc/ps)

 

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