EZB warnt vor Überschuldung und Protektionismus

EZB warnt vor Überschuldung und Protektionismus
EZB-Präsident Mario Draghi. (Foto: EZB/Flickr)

Brüssel – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat vor Gefahren für die Stabilität der Finanzmärkte durch hochverschuldete Eurostaaten gewarnt. Den Währungshütern der EZB bereitet auch der zunehmende Protektionismus in der Welt Sorge. Es sei allseits gewarnt worden, dass sich die wirtschaftliche Unsicherheit zuletzt erhöht habe, heisst es im am Donnerstag veröffentlichten Protokoll zur jüngsten Zinssitzung der Notenbank Ende April. «Insbesondere sind die Risiken mit Blick auf globale Faktoren einschliesslich den Protektionismus bedeutsamer geworden.» Die mittelfristigen Auswirkungen auf das Wachstum und auf die Preisentwicklungen seien im Blick zu behalten.

Störungen internationaler Handelsbeziehungen haben Auswirkungen
Verwerfungen in den internationalen Handelsbeziehungen könnten zudem zu aussergewöhnlichen Bewegungen bei den Währungswechselkursen sowie zu grösseren Schwankungen an den Finanzmärkten führen, hiess es weiter. Jüngste Signale einer Wachstumsabschwächung im Euroraum sehen die Währungshüter dagegen eher gelassen. Die längerfristigen Aussichten würden dadurch nicht getrübt. Ermutigend seien dagegen Hinweise auf anziehende Nominallöhne sowie auf eine Festigung der langfristigen Inflationserwartungen.

Verschuldung ist ein Risiko
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat vor Gefahren für die Stabilität der Finanzmärkte durch hochverschuldete Eurostaaten gewarnt. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum oder eine schuldenfinanzierte Haushaltspolitik könnten Einfluss auf die Anleihemärkte einzelner Mitgliedsstaaten der Eurozone haben, hiess es im Stabilitätsbericht der Notenbank, der am Donnerstag in Frankfurt veröffentlicht wurde. Trotz einer breitangelegten positiven Entwicklung von Staatsanleihen der Euroländer in den vergangenen Quartalen, bleiben «einige Euroländer verwundbar», hiess es.

Im Stabilitätsbericht, der zweimal im Jahr veröffentlicht wird, wurden keine Länder hervorgehoben oder speziell erwähnt. Zuletzt hatte aber Italien für wachsende Nervosität an den Finanzmärkten gesorgt. Die Aussicht auf eine neue Regierung aus der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtspopulistischen Lega hatte zu einem starken Anstieg der Risikoaufschläge bei italienischen Staatsanleihen geführt. Die Anleger befürchten eine Abkehr von der Sparpolitik und eine schuldenfinanzierte Ausgabenpolitik.

Systemische Risiken noch gering
Die europäischen Währungshüter warnten aber auch generell vor einer Zunahme der Risiken an den internationalen Finanzmärkten. Derzeit sei zu beobachten, dass sich Anfälligkeiten für Krisen aufbauten, hiess es im Bericht. Die EZB-Experten verwiesen in diesem Zusammenhang auf eine Zunahme von Kursschwankungen. Höhepunkt seien starke Ausschlägen an den US-Aktienmärkten Anfang Februar gewesen. Noch seien die «systemischen Risiken» für die Eurozone aber als nach wie vor gering einzuschätzen, hiess es. Die EZB-Experten bezogen sich in ihrer Einschätzung auf den Zeitraum der vergangenen sechs Monate, der durch ein stärkeres Wirtschaftswachstum profitiert habe.

Profitabilität der Banken verbessert
Durch den aktuellen Konjunkturaufschwung habe sich auch die Profitabilität der Banken in der Eurozone verbessert, hiess es weiter. Insgesamt sei die Gewinnentwicklung aber als nach wie vor eher schwach einzuschätzen. Immerhin hätten grössere Kapitalpuffer die Geldhäuser widerstandsfähiger gegen künftige Krisen gemacht. (awp/mc/cs)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert