FinTech: Begriffserklärung, Kategorien, Trends und Zukunft

FinTech: Begriffserklärung, Kategorien, Trends und Zukunft
(Adobe Stock)

Berlin – In den letzten Jahren hat sich der Bankensektor aufgrund der Digitalisierung und des strukturellen Wandels stark verändert. Online-Banking breitet sich immer weiter aus, gefolgt von neuartigen Anlageformen und der Möglichkeit für Sparer und Anleger, die finanziellen Mittel digital zu verwalten und online an der Börse zu handeln.

Damit das möglich ist, geht die Finanzwirtschaft mit neuartigen Technologien einher. In diesem Zusammenhang kommt niemand an dem Begriff „FinTech“ vorbei.

Erläuterung des Begriffs „FinTech“

Der Begriff „FinTech“ ist die Abkürzung für „Financial Technology“, also finanzielle Technologie. Es gibt zahlreiche Beispiele für FinTech-Unternehmen in der DACH-Region. Meist handelt es sich um junge Startups, die sich mit der Digitalisierung von Finanzdienstleistungen beschäftigen. Das Ziel ist die Verbesserung und Modernisierung von Finanzdienstleistungen mit Hilfe neuartiger Technologien.

Die FinTech-Palette mit ihren Unternehmen, Produkten, Dienstleistungen und Technologien ist breit gefächert. Zu den Schlüsseltechnologien zählen:

  • Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen (ML)
  • Blockchain
  • Cloud Computing
  • Big Data und vieles mehr.

KI und ML können bei der Daten- und Kundenanalyse helfen, Prozesse automatisieren und zur Betrugserkennung genutzt werden. Eine wichtige Rolle spielen auch Apps als mobile Technologien für Finanzservices an den verschiedensten Orten weltweit, Cloud-Computing als Infrastruktur für den Datenaustausch und APIs (Application Programming Interfaces als Programmierschnittstellen), um verschiedene Systeme zu integrieren. Zum Schutz vor Cyberangriffen muss die nötige Cybersicherheit gewährleistet sein.

FinTech bietet kostengünstige, bequeme und effiziente Alternativen zu den traditionellen Finanzwegen und beeinflusst die Durchführung von finanziellen Transaktionen durch Verbraucher und Unternehmen.

Dynamik des globalen FinTech-Marktes

Die Entwicklungen am globalen FinTech-Markt vollziehen sich rasch. Ständig entwickelt sich der FinTech-Markt weiter. Er ist dynamisch und seine Größe wird 2024 auf ungefähr 312,92 Milliarden US-Dollar geschätzt. Bis 2029 wird der globale FinTech-Markt eine geschätzte Größe von 608,35 Milliarden US-Dollar erreichen. Die jährliche Wachstumsrate (CAGR für Compound Annual Growth Rate) liegt bei mehr als 14 Prozent.

Das rasante Wachstum des FinTech-Marktes ist zum Teil in der Reduktion der Geschwindigkeit und der Kosten von Finanztransaktionen durch APIs und Blockchain begründet. Die neuartigen Schlüsseltechnologien ermöglichen auch mehr Transparenz und Sicherheit. 

In den USA fordert FinTech als wachstumsstarker Sektor das traditionelle Finanzwesen mit neuen Geschäftsmodellen und Innovationen heraus und verändert es. Schätzungen zufolge wird der FinTech-Sektor in den USA bis 2030 ein Volumen von 1,5 Billionen US-Dollar erreichen. Das größte Wachstum wird bei den Finanzdienstleistungen für kleinere Unternehmen und bei den Zahlungen erwartet. Für FinTech und Innovationen sind die USA ein bedeutender Markt, vor allem bei der digitalen Vermögensverwaltung und bei der Entwicklung von neuen Zahlungsdiensten.

Ein positives Wachstum ist auch beim FinTech-Sektor in Deutschland erkennbar. Von 2024 bis 2029 wird eine jährliche Wachstumsrate von 5 Prozent vorhergesagt. In Europa steht Deutschland bei den Investitionen im FinTech-Sektor an zweiter Stelle. Das liegt auch an der finanziellen Unterstützung von Startups und Innovationsbestrebungen. Ihren Höhepunkt erreichte die Finanzierung von FinTechs in Deutschland bereits 2021 mit 6,4 Milliarden US-Dollar. Die Investitionen werden vermutlich auch künftig zu einem starken Wachstum des FinTech-Sektors beitragen.

Überblick über die FinTech-Kategorien

FinTech-Unternehmen werden in mehrere Hauptkategorien klassifiziert. Jede dieser Kategorien bietet spezialisierte Produkte und Dienstleistungen an:

  • Investment: Zum Investment zählen Robo-Advisors, mit denen Social Trading und ein algorithmischer Handel möglich sind. Ein solcher Robo-Advisor ist Wealthfront.
  • Finanzierung: Die Finanzierung auf dem FinTech-Sektor ist durch Kreditscoring-Dienste, Crowdfunding-Plattformen und B2B-Finanzdienstleistungen wie Factoring und Mittelstandskredite möglich. Die Plattform Kickstarter ist ein Beispiel für das Crowdfunding.
  • Zahlungsverkehr: Der Zahlungsverkehr wird im FinTech-Bereich durch elektronische Zahlungen (E-Payments), Dienste für mobiles Bezahlen, elektronische Geldbörsen (E-Wallets) und Peer-to-Peer-Überweisungen gewährleistet. PayPal ist inzwischen als innovative mobile Zahlungsmethode nicht mehr wegzudenken.
  • Kryptowährungen: Kryptowährungen als digitale Devisen werden über entsprechende Handelsplattformen, Zahlungsdienste und Initial Coin Offerings (ICOs) gehandelt. Die bekannteste Kryptowährungs-Börse ist Coinbase.
  • InsurTechs: InsurTechs sind Startups, die sich mit der Optimierung von Versicherungsabläufen und Versicherungsstrukturen beschäftigen. Sie sind als Online-Versicherer tätig, bieten Dienste als Portale oder Makler an oder verwenden Peer-to-Peer-Versicherungskonzepte. Lemonade ist ein solches Unternehmen, das auf digitale Versicherungsprodukte spezialisiert ist.
  • Personal Financial Management (PFM): Zum PFM gehören Dienste, die Einnahmen- und Ausgabeplaner sowie Spar-, Giro- und Tagesgeldkonten verwalten. Diese Kategorie umfasst Vergleichsportale wie YNAB zur Budgetierung und Verwaltung von Finanzen sowie Onlinebanken.
  • Regulatory Technology (RegTech): RegTechs sind Startups, die sich mit Technologien zur effizienteren Gestaltung des Prozesses der Einhaltung von Vorschriften beschäftigen. Sie unterstützen Finanzdienstleister beim effektiveren Management regulatorischer Anforderungen und bei der Reduzierung von Compliance-Kosten. ComplyAdvantage ist so ein Beispiel. Das Unternehmen bietet Lösungen zur Betrugsprävention und Anti-Geldwäsche an.
  • Property Technology (PropTech): PropTech-Unternehmen gehören nicht direkt zum FinTech-Sektor, sind jedoch eng damit verbunden. Sie nutzen Technologien zur Innovation der Immobilienbranche und umfassen Plattformen für den Kauf und Verkauf von Immobilien, Immobilieninvestitionen, Immobilienvermietung und Tools zum Immobilienmanagement. Zillow als Online-Plattform für Immobilienanzeigen ist ein Beispiel für PropTechs.

Die wichtigsten FinTech-Kategorien und bedeutende Länder

In einigen Ländern ist der FinTech-Sektor bereits stark ausgeprägt und ein wichtiger Wachstumsfaktor. In den jeweiligen Ländern sind bestimmte Kategorien populär:

USA:

Zu den populärsten FinTech-Kategorien in den USA gehören digitales Banking, Kreditplattformen, Zahlungsdienste, Vermögensverwaltung, InsurTech und persönliche Tools für das Finanzmanagement. Alle diese Kategorien sind durch innovative Geschäftsmodelle geprägt und definieren das konventionelle Finanzsystem neu oder ergänzen es. Sie nutzen Technologien, mit denen sie Investitionsmanagement, Zahlungsdienste und Versicherungen verbessern und digitalisieren.

Das Vereinigte Königreich (UK):

Im Vereinigten Königreich teilt sich der FinTech-Sektor in die acht breit gefächerten Kategorien: Banking, Zahlungsdienste, InsurTech, Kreditvergabe, Angebotsaggregation, Buchhaltung und Rechnungsprüfung, WealthTech, RegTech und Cash-Flow-Management.  Zum Banking gehören Challenger-Banken und Privatkonten. RegTech ist mit Software zur Einhaltung der Bestimmungen sowie Risikosoftware beschäftigt. Zu den InsurTechs gehören digitale Versicherungen. Die Kreditvergabe wird durch innovative Kredit- und P2P-Plattformen ermöglicht. Zahlungsdienste umfassen Geldtransfer- und Devisendienstleistungen. Die größte Kategorie ist WealthTech mit persönlichem Finanzmanagement und Krypto-Börsen.

Deutschland:

In Deutschland ist der FinTech-Sektor breit aufgestellt und umfasst zahlreiche Kategorien wie Banking, Zahlungslösungen, Kreditvergabe, WealthTech, InsurTech und RegTech, aber auch weitere innovative Finanzlösungen. Die Unternehmen aller dieser FinTech-Kategorien wenden entsprechende Technologien zur Verbesserung und Modernisierung des traditionellen Finanzwesens an. Digitales Banking und vereinfachte Zahlungsabwicklungen gehören ebenso dazu wie die Automatisierung von Prozessen bei Versicherungen und Regulierung. Nutzer sollen von einer besseren Zugänglichkeit, einer höheren Flexibilität und personalisierten Finanzdienstleistungen profitieren.

Die Schweiz:

Der FinTech-Sektor in der Schweiz vollzog 2021 eine beachtliche Entwicklung und bot etablierten Unternehmen erhebliche Finanzierungen an. Ein bedeutender Wachstumsfaktor ist bislang auch InsurTech, einer der wichtigsten europäischen Innovationshubs. Regierungsinitiativen haben den Bereich Green FinTech unterstützt, der in der Schweiz ebenfalls von massiven Fortschritten geprägt ist. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Vermögenswerte wurden durch Änderungen im Gesetz über Distributed-Ledger-Technologien verbessert. Im Technologiesektor der Schweiz zieht FinTech zahlreiche Investoren an.

Viele Trends und Entwicklungen bestimmen die Zukunft von FinTech. Teilweise werden in diesem Sektor weitere Kategorien entstehen. Das sind die wichtigsten Trends:

  • Blockchain-Integration: Die Blockchain als Basis vieler Kryptowährungen ist auch aus dem FinTech-Sektor nicht mehr wegzudenken, da sie dezentrales Leihen und Verleihen, grenzüberschreitende Zahlungen und die Handelsfinanzierung ermöglicht.
  • Open Banking: Open-Banking-Systeme ermöglichen einen sicheren Datenaustausch zwischen Banken und FinTech-Unternehmen und werden künftig noch stärker etabliert. Nutzer erhalten eine bessere Kontrolle über ihre Finanzinformationen und einen einfacheren Zugang zu neuen Produkten auf dem Finanzmarkt.
  • Generative KI: Bei der generativen KI handelt es sich um KI-Modelle für Vermögensverwaltung, Betrugserkennung und Kreditwürdigkeitsprüfung. Diese Modelle erleichtern die Entscheidungsfindung und bieten mehr Genauigkeit, da sie bei der Auswertung von historischen Trends und Transaktionsdaten helfen.
  • KI-getriebene Finanzberatung: Immer häufiger werden in der Finanzberatung KI- und ML-Technologien zur Personalisierung der Anlage- und Budgetberatung verwendet. Anwender werden bei der Budgetplanung und der Auswahl von Investitionen unterstützt, da diese Technologien auf der Grundlage der Analyse von Ausgabengewohnheiten maßgeschneiderte Sparpotenziale aufzeigen.
  • Big Data und Analytics: In der Finanzindustrie spielt die Analyse großer Datenmengen eine immer wichtigere Rolle. So erhalten die Finanzdienstleister tiefere Einblicke in das Verhalten der Kunden und deren Präferenzen. Die Analyse großer Datenmengen ist auch für die Kostenoptimierung und ein effizienteres Risikomanagement vorteilhaft.
  • Nachhaltige Investitionen und Green FinTech: Umweltfaktoren gewinnen auch auf dem FinTech-Sektor immer mehr an Bedeutung. Daher werden immer häufiger ESG-Faktoren für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung in die Finanzdienstleistungen einbezogen.

Mit den Trends auf dem FinTech-Sektor können sich neue Kategorien und Geschäftsmodelle ausbilden. Beispiele dafür sind auf nachhaltige Investitionen spezialisierte FinTechs, digitale Devisen von Zentralbanken (CBDCs) oder Plattformen für dezentralisierte Finanzdienstleistungen (DeFi). Der Trend geht hin zu einem sicheren, umweltbewussten und personalisierten Finanzwesen.

Wie die Trends zeigen, verschmelzen FinTech-Dienste immer mehr mit den traditionellen Finanzsystemen. Sie zeigen, wie sich der FinTech-Bereich künftig entwickeln wird. Das Finanzwesen wird künftig nachhaltig durch die Integration von FinTechs und die Entwicklung neuer Technologien geprägt. Die Denkweise über Finanzen wird durch den FinTech-Sektor und die Trends revolutioniert. (Vention/mc/hfu)


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