Fisch Asset Management: Viel Negatives eingepreist, aber defensive Positionierung bleibt angebracht

Fisch Asset Management: Viel Negatives eingepreist, aber defensive Positionierung bleibt angebracht
Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich. (Bild: FAM)

„Die US-Notenbank nennt Preisstabilität als unabdingbare Voraussetzung für langanhaltendes wirtschaftliches Wachstum. Deshalb hat die Inflationsbekämpfung aktuell absolute Priorität. Andere Zentralbanken schwenken ebenfalls zunehmend auf diesen Pfad ein. Damit ist vorerst mit einem für die Aktien- und Kreditmärkte eher schmerzhaften weiteren monetären Normalisierungsprozess zu rechnen. Obwohl die Märkte bereits viel Negatives eingepreist haben und die Bewertungen zunehmend interessant werden, sehen wir eine defensive Positionierung weiterhin als angebracht an. Die aktuell starken Zinsanhebungen durch die Notenbanken bei sich gleichzeitig abschwächender Konjunktur sind eine gefährliche Mischung.

von Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich

Die Arbeitsmärkte in den USA und in der Eurozone sind bisher noch sehr robust. Allerdings strebt die US-Notenbank eine Schwächung in den kommenden Monaten an, um weiteren Lohndruck zu verhindern, Ungleichgewichte aufzulösen und damit den Inflationsdruck zu senken. Dieses Vorgehen halten wir für gefährlich und es verstärkt eine bereits jetzt stattfindende deutliche Abkühlung der Konjunktur (auch in der Eurozone). Damit riskiert die Fed eine Rezession, die wir für Europa aufgrund der Auswirkungen der hohen Energiepreise mittlerweile sicher erwarten, und würde so über das Ziel hinausschiessen. Andere Zentralbanken werden über einen zu starken US-Dollar zunehmend zu einer ebenfalls zu restriktiven Geldpolitik gezwungen.

Eine weitere Abflachung der Zinskurven würde auf eine Zuspitzung der Lage hinweisen und ein Zeichen für eine noch defensivere Positionierung liefern. Im Augenblick sind hier aber die Signale noch nicht extrem negativ. Die Kombination aus fallender Inflation, abnehmenden Inflationserwartungen und gleichzeitig extrem restriktiver Geldpolitik ist für langfristige Staatsanleihen aber mittelfristig günstig. Das Potenzial für weiter ansteigende Zinsen nimmt deshalb ab. Und die deflationären Impulse könnten in absehbarer Zeit sogar wieder zu fallenden Sätzen und dementsprechend steigenden Staatsanleihenpreisen führen. Das gilt mit zeitlicher Verzögerung auch für die Eurozone.

Bei den Credit Spreads für Unternehmensanleihen sind derzeit zwei Szenarien möglich. Erstens: wegen Rezessionsgefahren deutlich fallende langfristige Zinsen. In diesem Fall würden die Credit Spreads ansteigen und den positiven Effekt der tieferen Zinsen kompensieren. Zweitens: weiter leicht steigende langfristige Zinsen aufgrund einer stabilen globalen Konjunktur. In diesem Fall dürften die Credit Spreads fallen und den Zinsanstieg ebenfalls kompensieren. Damit ist in beiden Szenarien per Saldo aufgrund gegenläufiger Faktoren nur wenig Volatilität zu erwarten. Insgesamt sind auch hier die Risiken vorerst etwas grösser als die Chancen. Trotzdem sollte begonnen werden, Ausschau nach zunehmend interessanten Opportunitäten zu halten.“ (FAM/mc)

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