Godi Koch, CEO Pilatus-Bahnen AG im Interview

Godi Koch, CEO Pilatus-Bahnen AG im Interview

Godi Koch, CEO Pilatus-Bahnen AG. (Foto: pd)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Koch, die am 1. April eingeweihte neue Kabinenbahn Fräkmüntegg – Pilatus Kulm erhöht die Förderleistung um ein knappes Viertel. Wie viele Personen werden Ihrer Meinung nach zusätzlich pro Jahr befördert werden?

Godi Koch: Wegen des Sturms Niklas konnten wir den neuen Dragon Ride leider erst am 3. April 2015 feierlich in Betrieb nehmen. Nichtsdestotrotz ist die neue Bahn bei den Gästen sehr gut angekommen. Bei der Konzeption stand nicht die Erweiterung der Kapazität an erster Stelle. Diese muss  auf die Panoramagondelbahn von Kriens nach Fräkmüntegg abgestimmt sein. Im Vordergrund bei der Realisation standen die Attribute:  erlebnisreicher – grosszügiger – und eben „windresistenter“.

Und der Zuwachs?

Natürlich erwarten wir durch die Neuheit auch mehr Gäste am Berg. Wir rechnen mit zirka 10 Prozent mehr Gästen über die nächsten Jahre.

An der Mittelstation, die noch mit den alten Gondelbahnen bedient wird, stehen mit dem grössten Seilpark der Schweiz, der Sommerrodelbahn, den Grillplätzen und der Moorlandschaft eine Menge Attraktionen. Ist das der Grund dafür, dass die Gondelbahn immer noch das höchste Verkehrsaufkommen generiert?

Die Panoramagondelbahn hat verschiedenste Funktionen. Sie ist einerseits Teil der sehr beliebten und wirtschaftlich erfolgreichen Pilatus-Rundfahrten. Andererseits ist sie Zubringer zur Krienseregg und Fräkmüntegg sowie Pilatus-Kulm. Der Erlebnisspielplatz auf Krienseregg und die Freizeitaktivitäten auf Fräkmüntegg locken auch viele Besucher aus der Region Luzern an. Das Gebiet ist ein wichtiges Naherholungsgebiet der Stadt und Agglomeration Luzern.

«Es ist richtig, das extrem günstige Zinsumfeld könnte Anreize schaffen, mittels günstigem Geld zu expandieren. Das ist jedoch nicht unsere Strategie.»
Godi Koch, CEO Pilatus-Bahnen AG

Ihre Firma ist ja vollständig eigenfinanziert. Juckt es Sie nicht, das extrem günstige Zinsfeld auszunutzen, um noch irgendetwas Schönes hinzuzukaufen?

Es ist richtig, das extrem günstige Zinsumfeld könnte Anreize schaffen, mittels günstigem Geld zu expandieren. Das ist jedoch nicht unsere Strategie. Wir werden auch in Zukunft unserer Investitionen aus eigenen Mitteln finanzieren. Uns ist die langfristige Unabhängigkeit sehr wichtig. Andererseits lässt eine gesunde Finanzierung auch mehr Spielraum, mal etwas Neues zu versuchen ohne Druck, gleich im ersten Jahr damit einen grossen Cash Flow erzielen zu müssen, um die geforderten Amortisationen tilgen zu können.

Kann man auf der Alpnachstader Pilatusseite, wo die Zahnradbahn vor allem im Sommer schnell an die Kapazitätsgrenze stösst, was gegen die zum Teil sehr langen Wartezeiten tun?

Die steilste Zahnradbahn ist ein sehr grosse Publikumsmagnet, das stimmt. An schönen Sommer- und Herbsttagen werden die Kapazitätsgrenzen weit überschritten. Die Kapazitäten sind im Moment jedoch durch die 125-jährigen Zahnradbahn gegeben. Kurzfristig haben wir keine Möglichkeiten dies zu ändern. Seit vier Jahren setzen wir jedoch das Time-Ticketing-System ein. Damit können wir die Wartezeiten für den Gast zwar nicht reduzieren, wir können diese jedoch erträglicher und abschätzbar machen. Mit diesem System weiss der Fahrgast genau, mit welchem Zug er auf den Berg fahren kann.

Ein Zehntel des Umsatzes machten Sie mit Merchandising-Artikel. Haben Sie da weitere Ideen in petto? Vielleicht ein Krienser Murmeli?

Unsere Merchandising-Shops arbeiten wirklich sehr erfolgreich. Dies ist auch  auf unsere eigene Pilatus-Kollektion zurückzuführen, die vor allem bei unseren internationalen Gästen sehr grossen Anklang findet. Mögliche Ausbaupläne werden geprüft, sind jedoch nicht spruchreif. Ein Krienser Murmeli wird es jedoch sicherlich nicht geben, dafür haben wir unseren PILU, der kleine Drachen vom Pilatus als beliebtes Souvenir und Mitbringsel vom Pilatus, dem Drachenberg.

«Der Heimmarkt hat bei uns eine sehr grosse Bedeutung.» 

Mehr als ein Drittel Ihrer Gäste kommt aus Übersee. Wird sich dieser Anteil durch die Euroschwäche noch erhöhen?

Die  Hälfte unserer Gäste kommt aus der Schweiz, was für uns sehr wichtig ist. Der Heimmarkt hat bei uns eine sehr grosse Bedeutung. Der Anteil der Gäste aus Europa ist bereits nach der Finanzkrise 2008 stark zurückgegangen; hat jedoch im letzten Jahr wieder Aufwärtstendenzen gezeigt. Durch die erneute Abwertung des Euros ist zu befürchten, dass die Anzahl der Gäste aus dem europäischen Raum weiterhin auf tiefem Niveau bleiben wird. Wir versuchen die Ausfälle durch Gäste aus Übersee wettzumachen. Dies ist uns in den letzten Jahren recht gut gelungen.

Würden Sie auch zu ungewöhnlichen Marketingaktionen greifen, wenn der Eurokurs, sagen wir, unter einen Franken fällt?

Ausserordentliche Situationen erfordern auch ausserordentlich Massnahmen. Mit Preisreduktionen sind wir jedoch sehr zurückhaltend.  Andererseits pflegen wir mit unseren Partner im europäischen Reisegeschäft langjährige, erfolgreiche Partnerschaften. Klar, dass wir diese in schwierigen Situationen bei ihren Verkaufsaktivitäten unterstützen. Andererseits verfügen wir über eine sehr gute Märktediversifikation. Somit ist  der Euroraum für unser Unternehmen nicht alleine matchentscheidend. Unsere Gäste aus Übersee rechnen in Dollar. Die zwei Tage, die sie während ihrer Reise durch Europa in der Schweiz verbringen, sind somit nicht massgebend für ihr Reiseverhalten.

Wie laufen denn die Reservierungen bei  Ihrem sehr wichtigen Standbein Seminargeschäft an?

Unser sehr gut ausgebautes Business-Center mit der traumhaften Aussicht auf die schweizer Alpenkette erfreut sich einer guten Belegung. Auch wir stellen jedoch fest, dass seit der Freigabe der Eurountergrenze durch die SNB das Preisbewusstsein auch der einheimischen Unternehmen grösser geworden ist. Wir haben daher in diesem Jahr mit der Schaffung einer neuen Stelle die Verkaufsanstrengungen im Seminarbereich nochmals erhöht.

«Wir haben in den letzten 7 Jahren 50 Millionen investiert und kein Fremdkapital in Anspruch genommen.»

Welche neuen Kooperationen haben Sie im Kopf?

Im Moment streben wir keine neuen Korporationen an.

Aus Ihren Cashflows liesse sich eigentlich locker eine höhere Dividende pro Aktie zahlen?

Grundsätzlich kann man immer höhere Dividenden zahlen. Die Frage ist, welche Finanzstrategie man fährt. Uns war es in den letzten Jahren wichtig, die liquiden Mittel zu schaffen, um die Investitionen aus eignen Mitteln zu finanzieren. Wir haben in den letzten 7 Jahren 50 Millionen investiert und kein Fremdkapital in Anspruch genommen. Daher verfügen wir auch über eine absolut gesunde Bilanzstruktur. Der Aktienkurs hat sich in den letzten 10 Jahren von CHF 500 auf 1750 verdreifacht. Für die Aktionäre ein schöner Kapitalgewinn und erst noch steuerfrei.

Wird es zu Ihren Generalversammlungen weiterhin zwei Gratistageskarten für die Aktionäre geben?

Natürlich. Die Tradition werden wir gerne beibehalten. Jeder Aktionär, der unserer Generalversammlung besucht, bekommt als Dankeschön zwei Gutscheine für eine Erlebnisfahrt auf den Pilatus und ein Gutschein für ein vergünstigtes Punkteabonnement. Wir legen grossen Wert darauf, dass wir unsere treuen Aktionäre aus erster Hand an der Generalversammlung über das Unternehmen Pilatus-Bahnen AG informieren können.

Sie sind jetzt bald seit einem Jahr CEO der Pilatus Bahnen. Zeit für ein kurzes Fazit in einem Satz…

Die Pilatus-Bahnen AG blicken erneut auf ein Rekord-Jahresergebnis und dies trotz Einschränkungen durch den Neubau der Luftseilbahn. Die Erfolgsgeschichte geht mit der Eröffnung des Dragon Ride nun  weiter.

Zur Person:
Godi Koch, Jahrgang 1962, wohnt in Grosswangen. Er ist verheiratet und Vater von drei Söhnen. Nach Lizentiat der Wirtschaftswissenschaften in Fachrichtung Finanz- und Rechnungswesen an der Universität St. Gallen war er als CFO/Administrativer Leiter in diversen KMU tätig ehe er zur Pilatus-Bahnen AG stiess. Nach sieben Jahren als deren Jahren CFO und Stellevertretender Geschäftsführer wurde er am 1. Juni 2014 zum CEO ernannt.

Zum Unternehmen:
Über 600‘000 Fahrgäste benutzen pro Jahr die Pilatusbahnen. Aber die im otc-Markt gelistete Aktiengesellschaft ist nicht nur ein Bahnenunternehmen, sondern betreibt bis auf  «2132 Metern über Meer» auch zwei Hotels, und sieben  Restaurants und bietet damit vielfältige  Seminar- und Bankettmöglichkeiten. Die altgediente „steilste Zahnradbahn der Welt“ in der Nähe des Alpnacher Seeufers vom Vierwaldstättersee ist bereits seit 1889 in Betrieb.

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