HSBC verdient deutlich mehr als erwartet

HSBC verdient deutlich mehr als erwartet
HSBC-CEO Noel Quinn. (Foto: HSBC)

Hongkong – Die Corona-Pandemie hat die britische Grossbank HSBC im dritten Quartal nicht so hart getroffen wie befürchtet. Zudem geht die Bankspitze jetzt davon aus, dass die Belastung durch Kreditausfälle eher am unteren Rand der bisher erwarteten Spanne von 8 bis 13 Milliarden Dollar liegen wird. In den Monaten Juli bis September ging der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Fünftel auf 4,3 Milliarden Dollar (3,6 Mrd Euro) zurück, wie die stark in Asien engagierte britische Grossbank am Dienstag in Hongkong und London mitteilte.

Experten hatten im Schnitt allerdings mit einem Rückgang des um Sondereffekte bereinigten Vorsteuerergebnisses auf 2,8 Milliarden Dollar gerechnet. Hauptgrund für den überraschend hohen Gewinn war eine niedrigere Risikovorsorge für faule Kredite und Abschreibungen auf Darlehen. Diese ging nicht nur im Vergleich zum coronabedingt ausserordentlich hohen Wert im zweiten Quartal, sondern auch im Jahresvergleich zurück und lagen nur noch bei 785 Millionen Dollar. An der Börse sorgten die Zahlen für eine kräftige Erholung der zuletzt so arg gebeutelten Aktie.

Aktie legt deutlich zu
Ihr Kurs legte im frühen Handel bis zu sieben Prozent auf knapp 342 Pence zu und konnte die Gewinne am Vormittag halten. Im laufenden Jahr hat die Aktie aber immer noch über 40 Prozent an Wert verloren und damit etwas mehr als der europäische Branchenindex Stoxx 600 Banks . In den Wochen nach der Vorlage der Halbjahreszahlen war der Kurs bis auf 281,50 Pence gefallen und hatte damit den tiefsten Stand seit der Finanzkrise Ende des vergangenen Jahrzehnts erreicht. Mit einem Börsenwert von umgerechnet rund 76 Milliarden Euro ist die HSBC aber weiterhin die mit Abstand wertvollste Bank mit einem Sitz in Europa.

Da die Geschäfte zuletzt etwas besser liefen als erhofft, könnte es für die Aktionäre doch noch eine Dividende für das laufende Jahr geben. Derzeit schüttet die Bank wegen der Corona-Krise nicht wie sonst üblich vierteljährlich eine Gewinnbeteiligung aus. Die Aufseher haben die Banken dazu aufgefordert, das Geld lieber im Haus zu behalten, um für Notfälle gerüstet zu sein. Jetzt kündigte Konzernchef Noel Quinn an, Anfang des kommenden Jahres über eine Ausschüttung für 2020 entscheiden zu wollen.

Eine Dividende habe dabei Vorrang vor möglichen Aktienrückkäufen, sagte Finanzvorstand Ewen Stevenson. Auch hier gelte es, zunächst die weitere Entwicklung abzuwarten. Neben den Herausforderungen durch die Corona-Krise steht die Bank auch noch vor den Aufgaben, die ihr durch den Brexit gestellt werden. Sollte es hier nicht zu einem Handelsabkommen zwischen der EU und Grossbritannien kommen, würde dies zu einem erheblichen Anstieg bei der Risikovorsorge führen, sagte der Finanzchef.

Weitere Einsparungen
Konzernchef Quinn, der den Führungsposten erst vor Kurzem fest übernommen hatte, kündigte zudem weitere Einsparungen an. Konkrete neue Ziele nannte er nicht. Diese soll es bei der Vorlage der 2020er-Zahlen Anfang kommenden Jahres geben. Die HSBC hatte im Februar angekündigt, rund 35 000 Stellen zu streichen, Geschäftsfelder zusammenzulegen und sich noch stärker auf Asien zu verlegen. Den damaligen Angaben zufolge sollen die jährlichen Kosten um rund 4,5 Milliarden Dollar auf unter 31 Milliarden Dollar sinken.

So wie es derzeit aussieht, kann die Bank ihr Einsparziel mit den eingeleiteten Massnahmen bereits übertreffen. Auch der Abbau von Geschäftsteilen, die der Bank zu risikoreich sind oder nicht mehr ertragreich genug sind, läuft besser als geplant. Durch die im Februar angekündigten Massnahmen soll die Zahl der Stellen auf etwa 200 000 sinken. Quinn setzt damit die Rosskur der vergangenen Jahre fort. Nach der Finanzkrise hatte sich die HSBC aus vielen Geschäftsfeldern und Ländern zurückgezogen und mehr als 70 000 Stellen abgebaut.

Die Bank war im vergangenen Jahrzehnt zudem an vielen Skandalen der Branche beteiligt. So hatte sie 2012 eine Strafe von 1,9 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit Geldwäsche-Vorwürfen bezahlt. Der Bank wurde damals unter anderem vorgeworfen, mexikanischen Drogenbaronen und saudi-arabischen Terrorfinanzierern Zugang zum US-Finanzsystem verschafft zu haben. Zudem verstiess sie gegen Iran-Sanktionen. Die Vorwürfe wurden im September durch die Berichterstattung über ein Leak im US-Finanzministerium, den sogenannten FinCEN-Files, wieder hochgekocht und zum Teil erneuert. Dies hatte den Aktienkurs zusätzlich unter Druck gebracht. (awp/mc/pg)

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