IHAG Kommentar: Volatile Märkte – Die Nervosität nimmt zu

IHAG Kommentar: Volatile Märkte – Die Nervosität nimmt zu

Zürich – Nach einem ereignislosen Handel am Montag (USA & UK geschlossen) ging es am Dienstag mit neuem Mut nach oben, um dann in Europa ab Mittwoch markant zu korrigieren. Der Nikkei Index in Japan musste am Donnerstag einen weiteren happigen Tagesverlust von über 5% verkraften. Damit erhöhte sich die Nervosität und Volatilität. Interessanterweise halfen negative Wirtschaftsdaten in den USA der US-Börse sogar, weil dann das QE weiter hoch gehalten werde und umgekehrt. In einer volatilen Woche verlor der S&P 500 1.1% und der Europe Stoxx 50 1.3%. Im SMI kam es zu noch stärkeren Gewinnmitnahmen und der Wochenverlust betrug 2.7%.

Trotz volatilen Aktienmärkten mit eher sinkender Tendenz gab es keine Flucht in sichere Bonds, sondern auch hier kam es zu Abgaben und die Zinsen stiegen weiter an. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sprangen in den USA kurz über 2.20%, beruhigten sich am Freitag dann bei 2.16%. Ein ähnliches Bild in Deutschland und in der Schweiz, wo die Renditen rund 7 Basispunkte anzogen. Auch bei den Währungen nahm die Volatilität zu. Der CHF schwächte sich kurz ab, ging aber zum Wochenschluss wieder stärker aus dem Handel. Nach einem Anstieg zum USD bis am Mittwoch bis kurz vor 0.98, liess die Kraft nach und es erfolgte ein Abstieg bis zu 0.955. Der EUR erstarkte zum USD, scheiterte aber am Freitag an der Marke bei 1.30 und schloss fast unverändert bei 1.295. Ein ähnliches Kursbild ergab sich beim EUR/CHF, wo ein Angriff Richtung 1.26 scheiterte und die Woche bei 1.24 beendet wurde.

Kaum Bewegung bei Edelmetallen
Bei den Edelmetallen blieb es ruhig und die Notierungen tendierten seitwärts. Gold schloss im London Fixing bei USD 1393 die Unze über die Woche fast unverändert. Silber zeigte ein ähnliches Bild, wo sich bei der Marke von USD 22 ein starker Support bildet. Der Ölpreis blieb in einer Seitwärtsbewegung um USD 102 pro Barrel Brent. Die OPEC hielt die Produktionsrate unverändert und deren Sekretär wies in einem Interview darauf hin, dass ein Niveau von USD 100 als vernünftig erachtet werde.

Die EU-Kommission hat etwas Druck von der Austeritätspolitik genommen und  Lockerungen im Tempo der Haushaltssanierungen vorgeschlagen, von welcher Frankreich und Spanien profitieren. Zudem wurde Italien von der Watchliste mit Defizitproblemen gestrichen. Dafür müssen Strukturreformen intensiviert werden, um die Beschäftigung anzukurbeln. Insgesamt hat sich das Vertrauen in das europäische Finanzsystem verbessert, aber die Konjunktur erholt sich nicht. Die OECD sieht nämlich in der Eurozone neu einen Rückgang beim BIP von 0.6% statt bisher 0.1%.

Nikkei wieder auf Niveau vom April
Der Nikkei Index in Japan hat die 15% Kursanstieg im Mai (bis zum 23. Mai) innert 7 Handelstagen wieder verloren und ist zurück auf das Niveau von Ende April. Ein ähnliches, wenn auch weniger extremes Bild gibt es im SMI, wo ebenfalls bis zum 23. Mai 6.4% Monatsperformance erarbeitet wurde, was dann bis zum Monatsende fast wegradiert wurde. Diese Kursbewegungen erscheinen nicht sehr rational und bringen den Privatinvestor wohl kaum zurück an die Börse. Dennoch könnte sich eine etwas tiefere Analyse lohnen. Der SPI hat nun neun Monate hintereinander mit einem Plus abgeschlossen, wenn man die -0.2% vom August 2012 ausklammert sogar 12 Monate. Dies ist eine Avance von 33% in einem Jahr. Gemäss Berechnungen des Broker Researches der Bank Vontobel haben sich die aggregierten Gewinne der abgedeckten Schweizer Unternehmen folgendermassen entwickelt (um Einmaleffekte adjustiert): -11% im 2011 und gehalten im 2012. Für 2013 wir nun eine ordentliche Gewinnsteigerung von 18% und für 2014 von 12% erwartet. Es ist daher klar, dass mangels Anlagealternativen eine P/E-Expansion stattgefunden hat. Das billige Geld, mit dem die Notenbanken den Markt fluteten, zwingt die Anleger die Rendite bei Aktien zu suchen. In anderen Anlageklassen sind ebenfalls kaum noch Erträge zu holen.

Unternehmen mit ansteigenden Gewinnerwartungen
Dennoch kann der Kursanstieg des SPI (und andere Indices) zu einem guten Teil durch die unterliegende Gewinnentwicklung und nicht nur durch den Anlagenotstand erklärt werden. Die Unternehmen sind gesund, haben ansteigende Gewinnerwartungen und der SPI schüttet im Durchschnitt eine Dividendenrendite von 3% aus. Gemäss Datastream ist die Bewertung mit einem P/E 2013 für den SMI von 15.6x immer noch moderat, ähnlich wie der S&P 500 mit 15.1x, etwas teurer als der Europe Stoxx 50 mit 13.3x. Der Umkehrwert (E/P) kann als Gewinnrendite von 6.4% interpretiert werden, was sich mit einer Bondrendite von meist unter 1% vergleicht. Somit sehen wir weiteren Spielraum bei der P/E-Expansion, solange das tiefe Zinsumfeld und positive Gewinnerwartungen bestehen bleibt. Das P/E ist natürlich nur ein Faktor von vielen und der Unterschied je nach Branche und Titel enorm. Momentan werden konstant wachsende Werte mit guter Dividendenrendite zu klar höherem P/E 2013 gehandelt (Nestlé 18.3x, Givaudan 22x), was bei konstant steigenden Gewinnen und Dividenden weiterhin attraktiv sein kann. Mit der bestehenden Hoffnung auf eine (wenn auch nur zaghafte) konjunkturelle Verbesserung im Jahr 2014 erwarten wir mittelfristig ein positives Umfeld für Aktien und höhere Kurse. Kurzfristig ist eine Konsolidierung oder leichte Kurskorrektur nach den vielen positiven Monaten gesund und bietet bald wieder Kaufmöglichkeiten.

Swatch im Fokus
Eine solche sehen wir bei Swatch. Die Inhaber Aktie hat von CHF 600 auf CHF 552 korrigiert, weil die Uhrenexporte auf eine rückläufige Nachfrage aus China hinweisen. Wir sind aber der Ansicht, dass die chinesischen Touristen dies auf ihren Reisen kompensieren und der Wachstumstrend bei Uhren ungebrochen ist (siehe Beitrag auf Seite 4). Die Bewertung ist attraktiv, weshalb wir gutes Kurspotential sehen. Wir würden nach der Korrektur erste Zukäufe vornehmen. (IHAG/frp/mc/ps)

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