IHAG-Quartalsbericht: Politisches Trauerspiel hüben wie drüben

IHAG-Quartalsbericht: Politisches Trauerspiel hüben wie drüben

Abgelaufenes Quartal in der Schweiz von Diskussion um Frankenstärke geprägt.

Zürich – Das dritte Quartal liegt hinter uns und damit ist es wieder Zeit, Rückschau zu halten und einen Ausblick zu wagen. Im letzten Bericht hatten wir darauf hingewiesen, dass das Ende von «QE II», die US-Budgetdebatte und enttäuschende Unternehmenszahlen für zusätzliche Volatilität sorgen würden.

Gleichzeitig verliehen wir der Hoffnung Ausdruck, dass positiv überraschende Wirtschaftsdaten und tiefe Zinsen später zu einem Aufhellen der Börsenstimmung beitragen könnten. Tatsächlich führten enttäuschende Unternehmenszahlen und der groteske Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA zu einem massiven Kursrutsch an den Börsen. Der fiel umso heftiger aus, als auch die Wirtschaftsdaten nicht zu überzeugen wussten und Europas wenig ruhmreiches Krisenmanagement die Ängste vor dem Übergreifen des griechischen Solvenzproblems auf andere Staaten erneut schürte. Innert kürzester Zeit verdoppelten sich die Kursausschläge. Mancherorts brach der Markt um bis zu 25% ein. So verlor der deutsche Aktienmarkt alleine im August fast 20%! Weniger schlimm traf es die Schweizer Börse (-11% im Q3), die von der defensiveren Zusammensetzung und der resoluten Intervention der SNB mit daraus resultierender Frankenabschwächung «profitierte».

Heftige Kursbewegungen an Bondmärkten plötzlich normal
Vor allem Finanzwerte (z.B. Banken -26%), zyklische Branchen wie Bau (-27%) und Chemie (-25%) sowie der Rohstoffsektor (-26%) mussten Federn lassen, glimpflicher kamen defensivere Sektoren wie z.B. Nahrung (-8%) davon. Heftige Kursbewegungen waren auch an den Bondmärkten plötzlich «normal». Die langfristigen Zinsen guter Schuldnerstaaten sanken dramatisch (USA 10-Jahre von 3.2% auf 1.9%, CH von 1.7% auf unter 1%), während die Zinsaufschläge für Schuldner schlechter Bonität nach oben schossen. Der USD (+6% vs. Währungsbasket) und US-Treasuries waren als «Safe Haven» – trotz historischer Bonitätsherabstufung – besonders gefragt. Scharfe Kurskorrekturen bei CHF (-7% vs. USD) und Gold (+8%) kratzten hingegen (kurzzeitig) an deren «Safe Haven»-Image. Allerdings waren beide Anlagen zuvor auf neue Rekordwerte geklettert. Der CHF war sogar bis auf 3 Rappen an die Parität zum EUR herangekommen! Die Dollarstärke führte über die Auflösung von «Carry Trades» und den Rückzug der Investoren aus allem, was nach Risiko aussah, zu starken Korrekturen in den Schwellenländern. Das gleiche Bild zeigte sich bei den meisten Rohstoffen.

Warten auf taugliche politische Rezepte
Es lässt sich nicht leugnen, dass die Märkte seit geraumer Zeit massgeblich vom Handeln bzw. Nicht-Handeln der politischen Elite beherrscht werden. Solange keine überzeugenden Lösungen für die Probleme Europas und Amerikas präsentiert werden, werden die Märkte mangels Vertrauen sprunghaft bleiben und zu Übertreibungen in beide Richtungen neigen. In Europa müssen endlich glaubwürdige Massnahmen zur Stabilisierung des Bankensystems (z.B. über Rekapitalisierungen, Bildung von Bad Banks oder Garantieleistungen der EZB und der Staaten) und der Haushaltsbudgets vorangetrieben werden, bevor sich die Situation überhaupt nachhaltig verbessern kann. Im Extremfall droht Europa sonst wie ein Kartenhaus zusammenzubrechen. Auch wenn wir nicht an dieses Horror-Szenario glauben, mahnen wir bei Aktien weiter zur Vorsicht. Denn obwohl wir die Kursrückschläge im August für Zukäufe genutzt haben, bleiben wir vorerst untergewichtet, um von weiteren Kursrückschlägen profitieren zu können, sobald sich auf politischer Ebene eine Wende hin zum Besseren abzeichnen sollte. Die jüngst angekündigten Massnahmen scheinen immerhin in die richtige Richtung zu gehen.

Weiterhin Vorsicht geboten
Selbst im Bondmarkt muss man vorsichtig agieren. Denn einerseits sind die Zinsen bereits sehr tief, wodurch Zukäufe wenig Sinn machen. Anderseits bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen Bernanke’s «Operation Twist» haben wird. Am kurzen Ende sind tiefere Zinsen in den USA und der Schweiz kaum denkbar und Erhöhungen unwahrscheinlich. Angesichts des bevorstehenden Führungswechsels bei der EZB, der Wachstumsverlangsamung und einer womöglich sinkenden Kerninflation erscheint uns eine Zinssenkung in Europa bis zum Jahreswechsel hingegen möglich. Ungebrochen zuversichtlich sind wir hinsichtlich der Entwicklung von Gold. Sollte das FED erwartungsgemäss von einem «QE3» absehen und der «Hildebrand-Put» tatsächlich halten (wovon wir derzeit ausgehen), rechnen wir auch mit einer weiteren Aufwertung des USD bzw. einer Abschwächung des CHF gegenüber EUR und USD. (IHAG/mc/ps)

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