Moody’s senkt Irland-Anleihen auf «Ramsch»

Moody’s senkt Irland-Anleihen auf «Ramsch»

Irlands Finanzminister Michael Noonan.

London – Nach Griechenland und Portugal hat die mächtige Ratingagentur Moody’s nun auch Irland auf «Ramschniveau» herabgestuft. Damit zweifelt Moody’s die Kreditwürdigkeit des Landes an – und warnt Investoren vor den Gefahren eines Investments. Für das hoch verschuldete Irland dürfte es nun noch schwieriger und teurer werden, an frisches Geld zu gelangen.

Die Bewertung Irlands sei um eine Note von Baa3 auf Ba1 gesenkt worden, teilte Moody’s am Dienstagabend mit. Der Ausblick bleibe «negativ», hiess es weiter. Das bedeutet, dass weitere Abstufungen drohen. Denn Moody’s fürchtet, dass Irland seine Schuldenprobleme nicht aus eigener Kraft in den Griff bekommt.

Irland könnte weitere Hilfen benötigen
Es werde zunehmend wahrscheinlicher, dass Irland nach dem Auslaufen der derzeitigen Hilfsprogramme von Europäischer Union und dem Internationalen Weltwährungsfonds Ende 2013 vor einer Rückkehr an den privaten Kapitalmarkt neue Unterstützung benötige, lautete das Urteil. Nach den jüngsten Vorschlägen der EU-Regierungen im Fall Griechenland steige dabei die Möglichkeit einer Beteiligung privater Kreditgeber als Vorbedingung für ein weiteres Hilfsprogramm, hiess es weiter. Mit einer ähnlichen Begründung hatte Moody’s in der vergangenen Woche Portugal herabgestuft. Dies wurde von verschiedenen europäischen Politikern heftig kritisiert. Portugal hat allerdings mit Ba2 noch eine schlechtere Note als Irland erhalten.

Schlag für Finanzmärkte
Die Nachricht versetzte den ohnehin verunsicherten Finanzmärkten einen erneuten Schlag. Der Euro sackte in einer ersten Reaktion um fast einen Cent ab; der US-Leitindex Dow Jones schloss auf einem Tagestiefstand. Vor allem Bankaktien gaben nach. Viele Börsianer fürchten, dass die weit verzweigten US-Institute mit in den Strudel der Krise gerissen werden könnten. «Die Schulden sind einfach zu viel», sagte Investmentchef Tim Hartzell von Sequent Asset Management in Houston. Irland selbst hat mit Unverständnis auf die Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit reagiert. Die Entscheidung sei eine «enttäuschende Entwicklung» und stehe im Gegensatz zu den Einschätzungen anderer Ratingagenturen, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums dem irischen Sender RTE am Dienstagabend.

Moody’s lobt
Die National Treasury Management Agency, die im Auftrag der Regierung Vermögenswerte verwaltet, verwies darauf, dass auch Lob von Moody’s gekommen sei. So habe die Agentur darauf hingewiesen, dass Irland sich stark für die Haushaltskonsolidierung einsetze und die von der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds als Bedingung für Finanzhilfe geforderten Ziele einhalte. Die drei marktbeherrschenden Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch gehören zu den grössten Kritikern der Schuldensünder in der Euro-Zone. Sie mussten dafür harsche Kritik von Seiten europäischer Politiker einstecken. EU-Justizkommissarin Viviane Reding hatte erst jüngst in einem Interview mit «Welt Online» gesagt: «Europa darf sich nicht von drei US-Privatunternehmen kaputt machen lassen.» Sie drohte den Ratingriesen mit der Zerschlagung oder der Schaffung von Konkurrenzagenturen in Europa und Asien.

Ratingagenturen verteidigen sich
Die Ratingagenturen selbst sagen, sie täten nur ihre Pflicht. In der Finanzkrise war ihnen ebenfalls von Politikern vorgeworfen worden, nicht kritisch genug gewesen zu sein und selbst in heiklen Fällen noch ein gutes Zeugnis ausgestellt zu haben. Je schlechter die Bonität eines Staates beurteilt wird, desto teurer und schwieriger wird es für diesen, sich Geld zu besorgen. Die Refinanzierungskosten steigen, schlimmstenfalls ziehen Geldgeber ihr Kapital ab. Am Rating orientieren sich nicht nur Banken, sondern zum Beispiel auch institutionelle Investoren wie milliardenschwere Fonds. (awp/mc/upd/ss)

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