Portugal immer stärker unter Druck

Portugal immer stärker unter Druck

José Sócrates, geschäftsführender Ministerpräsident Portugals.

Frankfurt am Main – Das finanzschwache Euro-Land Portugal gerät an den Finanzmärkten immer stärker unter Druck. Nach einer abermaligen Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes durch die US-Ratingagentur Moody’s sind die Risikoaufschläge für portugiesische Staatsanleihen am Dienstag auf neue Rekordstände gestiegen.

Dies verteuert die Refinanzierung des kleinen südeuropäischen Landes immer mehr. Portugal gilt als nächster Kandidat für den europäischen Rettungsschirm EFSF. Im Vormittagshandel stieg die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen bis auf 8,590 Prozent. Bei fünfjährigen Papiere kletterte die Rendite gar auf 9,918 Prozent und damit knapp unter die Zehn-Prozent-Marke. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Rendite für zehnjährige Staatstitel derzeit bei 3,37 Prozent, im fünfjährigen Bereich bei lediglich 2,67 Prozent. Der hohe Risikoaufschlag für portugiesische Anleihen erklärt sich mit dem hohen Misstrauen der Investoren in die Kreditwürdigkeit Portugals.

Moody’s senkt Portugal-Rating abermals

Am Dienstagmorgen hatte die US-Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit Portugals um eine Note auf «Baa1» gesenkt. Das Rating steht weiter unter Beobachtung, was eine weitere Herabstufung in der kurzen Frist möglich macht. In den Tagen zuvor hatten bereits die Agenturen Standard & Poor’s sowie Fitch die Bonität Portugals stark reduziert. Bei diesen Agenturen liegt das Rating nur noch eine Note über dem sogenannten «Ramsch-Status», mit dem spekulative Anlagen gekennzeichnet werden. Die Bewertung von Moody’s ist etwas besser – sie liegt noch drei Noten über «Ramsch-Niveau».

Kurzfristige Kredite für Portugal: EU zurückhaltend
Im Hinblick auf mögliche kurzfristige Kredite an das hochverschuldete Portugal hat sich die Europäische Union zurückhaltend gezeigt. Ein EU-Sprecher verwies am Dienstag nur auf den bekannten Rettungsschirm für Euroländer, der auch Portugal offenstehe und Geld zu klaren Bedingungen bereitstelle. Die EU-Kommission werde aber jedes Anliegen prüfen. Portugiesische Bankenvertreter hatten laut einem Pressebericht Kredite jenseits des Rettungsschirms ins Spiel gebracht, da die Regierung diesen nicht in Anspruch nehmen will.

Neuwahlen am 5. Juni
Nach einem Bericht der portugiesischen Wirtschaftszeitung «Jornal de Negocios» lehnen die Chefs der drei Finanzinstitute Banco Espirito Santo, Millennium und Banco BPI den Ankauf weiterer portugiesischer Anleihen ab. Stattdessen hätten sie im Gespräch mit dem Gouverneur der Zentralbank am Montag die Idee kurzfristiger Kredite seitens der Europäischen Union oder dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ins Spiel gebracht. Die Bankenchefs griffen damit einen Vorschlag der oppositionellen Sozialdemokraten auf. Ein solcher Kredit könnte die finanziellen Probleme des hochverschuldeten Landes in der Zeit vor den Wahlen am 5. Juni mildern. Im April und Juni werden zwei grosse Anleihen fällig. (awp/mc/ps)

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