PostFinance setzt Wachstum gebremst fort

PostFinance setzt Wachstum gebremst fort

Jürg Bucher, Post-Konzernchef und CEO PostFinance.

Bern – Die Postfinance leidet unter den tiefen Zinsen und der Unsicherheit an den Finanzmärkten. Dadurch ist der Gewinn im abgelaufenen dritten Quartal geschmolzen. Damit ist vom Schwung des ersten Halbjahres nicht mehr viel übrig. Der Gewinn nach neun Monaten legte nur noch leicht zu.

Vor Steuern verdiente das Finanzinstitut der Schweizerischen Post bis Ende September noch 463 Mio CHF. Das ist nur etwas mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum (456 Mio), wie die Postfinance am Donnerstag bekannt gab. Im ersten Halbjahr hatte die Postfinance ein Gewinnplus von knapp einem Fünftel eingefahren. Grund für die starke Verlangsamung ist das dritte Quartal. Von Juli bis September 2011 brach der Postfinance-Gewinn um gut ein Viertel auf 135,2 Mio CHF ein. Wegen der tiefen Zinsen und der Risiken legt das Institut seit Monaten kein neues Geld an den Kapitalmärkten an und erhält demnach auch keine Zinsen aus neuen Finanzanlagen.

20 Mrd an Cash bis zum Jahresende
«Wir haben im Frühling aufgrund der Unsicherheit an den Finanzmärkten einen Anlagestopp verfügt», sagte Post-Chef Jürg Bucher in einem vorab veröffentlichten Interview mit der Wirtschaftszeitschrift «Bilanz». Aufgrund der Schulden- und Währungskrise könne man nicht einmal mehr sicher in Staatsanleihen investieren. Bei Investitionen in Banken habe Postfinance ohnehin seit Jahren ein Moratorium. Und die Investitionen in den Hypothekarmarkt seien gesetzlich beschränkt, obwohl die Postfinance bei den zwei Pfandbriefbanken mit 12 Mrd CHF im Hypomarkt investiert sei. «Nun sitzen wir auf sehr viel Liquidität, die nicht verzinst wird», sagte Bucher.

Ende Jahr dürften es rund 20 Mrd CHF in Cash sein. «Die fehlenden Zinseinnahmen wird man in den Resultaten sehen», sagte der Post-Chef weiter: Im Gesamtjahr erwarte Postfinance lediglich ein gutes Ergebnis in der Grössenordnung des Vorjahres von 575 Mio CHF. Denn auch der Personalaufwand ging in die Höhe, weil Postfinance in den ersten neun Monaten 143 neue Vollzeitstellen geschaffen hat. Bis Ende Jahr sei ein weiterer Personalausbau geplant, hiess es. Insgesamt beschäftigt Postfinance im Durchschnitt 3408 Mitarbeiter.

Kein Rekordgewinn mehr
Der gesamte Postkonzern dürfte den Rekordgewinn des Vorjahres von 910 Mio CHF nicht mehr ganz erreichen. «2011 werden es rund 900 Mio sein», sagte Bucher: «Aber diese Gewinnhöhen verwischen Schwachstellen und Herausforderungen im Konzern.» Postfinance werde 2012 und 2013 nicht mehr an die Gewinne von 2010 und 2011 herankommen. Ausserdem werde der gute Gewinn in der Briefpost durch den Zeitungsvertrieb und das Vertriebsnetz laufend reduziert werden. Zudem würden die Kosten bei der Vorsorge stark steigen. Die Post habe für 2012 und 2013 eine Gewinnspanne von 700 Mio bis 800 Mio CHF festgelegt. «Wenn wir diese Spanne 2012 erreichen, haben wir sehr gut gearbeitet. Es wird nicht einfach werden», sagte Bucher.  (awp/mc/upd/ps)

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