Raiffeisen Marktkommentar: Serielle Risikoverarbeitung

Raiffeisen Marktkommentar: Serielle Risikoverarbeitung
(Bild: lassedesignen - Fotolia.com)

St. Gallen – Nach Ende des US-Wahlkampfs bleiben zahlreiche Unruheherde, welche für Schwankungen an den Finanzmärkten sorgen. Die Fed-Zinspolitik dürfte dazu wesentlich beitragen. Für eine Erhöhung der Aktienquote ist es unseres Erachtens zu früh. Als sicher wahrgenommene Realwerte wie Gold und Immobilien sollten in der Anlegergunst bleiben.

Im Dezember 2015 wollte die US-Notenbank die Zinswende einläuten. Es blieb bisher jedoch bei diesem einen Zinsschritt von 0.25%. Danach hatten die Finanzmärkte Risikoherde in Serie zu verdauen und die US-Notenbank somit ein schlechtes Terrain, um den Zinserhöhungspfad fortzusetzen. Die Wachstumsabschwächung in China, der Ölpreiszerfall, das Brexit-Votum und der US-Wahlkampf haben die Märkte immer wieder erschüttert. Nach den US-Wahlen steht nun wieder die US-Notenbank im Fokus, mit der zunehmenden Entschlossenheit, auch in diesem Jahr im Dezember die Zinsen um 25 Basispunkte zu erhöhen.

Arbeitsmarkt und Wirtschaftswachstum in den USA legen diesen Schritt schon lange nahe. Aber mit Blick auf die Finanzmärkte sehen wir weiterhin eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Zinserhöhung ins neue Jahr verschoben wird. Denn ein Zinsschritt im Dezember würde den Aktienmarkt wahrscheinlich erneut belasten und den USD aufwerten lassen. Unsicherheitsherde, wie der US-Zinsverlauf, stellen beruhigende Nachrichten in den Schatten. Dazu gehört die Stabilisierung der Unternehmensgewinne, die keine Stimmungsverbesserung an den Aktienmärkten herbeiführen konnte. Die Märkte bleiben fragil.

Immobilien und Gold beliebt
Die Nachfrage nach sicher geltenden Realwerten wie Immobilien und Gold dürfte in diesem Umfeld hoch bleiben und die Preise gegen unten entsprechend gut unterstützen. Hinzu kommt das zunehmende Unbehagen über die Inflationsentwicklung, die seit Monaten eine steigende Tendenz aufweist. In den USA verharrt die Kerninflation über 2%. In der Schweiz lag die Teuerung zu Jahresbeginn noch bei -1.3% und nähert sich nun der Nullgrenze. Der jüngste Ölpreisrückgang dürfte diesen Trend zwar wieder etwas dämpfen, aber die Talsohle bei der Inflation liegt weit hinter uns.

Tiefe Zinsen und leicht ansteigende Inflation sprechen grundsätzlich auch für Aktien. Der Risikoappetit der Anleger bleibt aber nach den US-Wahlen und vor dem US-Zinsentscheid im Dezember gering. Zudem könnte ein Gerichtsentscheid in Grossbritannien den Fahrplan für den Brexit wieder durcheinander bringen und in Italien steht im Dezember ein Verfassungsreferendum auf der Agenda.

Ermutigend sind dagegen einige Konjunkturindikatoren in den Schwellenändern, den USA und Europa im dritten Quartal. Das
sind gute Voraussetzungen für eine mögliche weitere Verbesserung bei den Unternehmensgewinnen in den kommenden Quartalen – was wir mittelfristig als Voraussetzung für nachhaltig höhere Aktienkurse annehmen. Der Fokus der Anleger bleibt aber auf den kurzfristigen Risiken. In diesem Umfeld halten wir die Aktienquote reduziert. (Raiffeisen/mc/hfu)

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