Rechtsstreitigkeiten belasten Société Générale erneut – Gewinn sinkt

Rechtsstreitigkeiten belasten Société Générale erneut – Gewinn sinkt
Frédéric Oudéa, CEO Société Générale.

Paris – Die französische Grossbank Société Générale (SocGen) kämpft weiter mit hohen Kosten für Rechtsstreitigkeiten. Im zweiten Quartal musste die Bank weitere 300 Millionen Euro dafür zurückstellen – die Bank nannte allerdings keinen konkreten Grund für die Rückstellung. Sie ist aber eine Ursache für den deutlichen Gewinnrückgang. Zwischen April und Ende Juni sank der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwas mehr als ein Viertel auf 1,06 Milliarden Euro, wie die Bank am Mittwoch in Paris mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Experten hatten mit einem Gewinnrückgang in dieser Grössenordnung gerechnet.

Im ersten Quartal hatte ein Rechtsstreit mit Libyen das Ergebnis mit rund 350 Millionen Euro belastet. Dabei ging es um Geschäfte Ende des vergangenen Jahrzehnts. Die französische Bank hatte damals viel Geld des Staatsfonds unter der Regierung von Muammar al-Gaddafi verzockt. Dabei sollen auch Bestechungsgelder bezahlt worden sein. Nach dem Sturz des Gaddafi-Regimes zerrte die Nachfolgeregierung die SocGen deswegen vor ein Gericht in London. Im Mai schlossen die beiden Seiten einen kostspieligen Vergleich.

Erträge brechen um ein Viertel ein
Dieser Vergleich wirkte sich bilanztechnisch auch noch aufs zweite Quartal aus: Die Erträge – die Einnahmen der Bank – brachen um ein Viertel ein. Überdies hatte der Verkauf der Beteiligung am europäischen Arm des Kreditkartenabieters Visa die Einnahmen im Vorjahreszeitraum in die Höhe getrieben. Bankchef Frederic Oudea arbeitet derzeit wie die meisten Konkurrenten an Kostensenkungen, um sein Haus in dem für Banken schwierigen Umfeld wieder profitabler zu machen. Er kündigte an, im November die neuen mittelfristigen Ziele bekanntzugeben.

Im zweiten Quartal erwies sich das internationale Geschäft mit Privatkunden und Finanzdienstleistungen als Wachstumsbringer für die Société Générale. Das französische Privatkundengeschäft zeigte sich weitgehend stabil. Rückgänge musste die Kapitalmarktsparte verkraften angesichts auffallend ruhiger Märkte – allerdings schlug sich die Société Générale dabei besser als viele Konkurrenten.

Der Aktie half das am Mittwoch jedoch kaum – sie rutschte um mehr als dreieinhalb Prozent auf 48,30 Euro ab. Allerdings hatte das Papier in den vergangenen zwölf Monaten auch knapp 70 Prozent zugelegt und ist damit einer der grössten Gewinner unter den europäischen Grossbanken. Der Börsenwert der Franzosen beläuft sich auf rund 39 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank ist an der Börse derzeit 31,6 Milliarden Euro wert und die Commerzbank kommt auf 13,8 Milliarden Euro.

Die Société Générale hatte sich viel früher als etwa die deutschen Rivalen auf das neue Umfeld mit seinen niedrigen Zinsen und den schwer ausrechenbaren Kapitalmärkten ausgerichtet. Zusammen mit anderen französischen Banken gehört sie bei Investoren schon seit längerer Zeit zu den Favoriten des Sektors. (awp/mc/upd/ps)

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