REYL: Abnehmende Spannungen auf der koreanischen Halbinsel?

REYL: Abnehmende Spannungen auf der koreanischen Halbinsel?
Von Daryl Liew, Managing Director, Head of Portfolio Management, Reyl Singapore. (Foto: REYL)

Genf / Singapur – Südkoreanische Aktien zählen zu den günstigsten in Asien. Trumps angekündigte Zölle von 25 % auf Importstahl würden südkoreanische Stahlproduzenten beeinträchtigen, das Land war im Jahr 2017 der drittgrösste ausländische Stahllieferant der USA. Die hohen Zölle – möglicherweise bis zu 50 % – auf grosse Waschmaschinen betreffen direkt koreanischen Hersteller wie Samsung und LG. Wir sehen trotzdem attraktive Anlagemöglichkeiten.

Die vor Kurzem zu Ende gegangenen Olympischen Winterspiele in Pyeongchang waren sicherlich ereignisreich. Die Athleten mussten sich nicht nur gegenseitig bekämpfen, sondern auch die harten Aussenbedingungen in den kältesten Spielen der letzten beiden Jahrzehnte überstehen. Stürmische Winde auf den Pisten verursachten bei einigen Wettstreitern Verletzungen und sorgten für Verschiebungen alpiner Wettbewerbe. Doch wieder einmal erwies sich der menschliche Kampfgeist als siegreich, und es erhoben sich neue Heldinnen und Helden, zu denen die nächste Generation aufblicken kann.

Auch im Hinblick auf die Geschehnisse am Rande der Spiele erwies sich die Olympiade als ereignisreich, denn die komplizierte Dynamik rund um die koreanische Halbinsel nahm eine überraschende Wendung, als sich Nordkorea zur Entsendung einer Delegation entschied. Angeführt durch Kim Jong-uns Schwester Kim Yo-jong und 200 Cheerleader wurde das nordkoreanische Team in einem Versuch der Friedensförderung herzlich durch den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in begrüsst. Die nachlassenden Spannungen zwischen dem Norden und dem Süden wurden in den symbolischen Einheitsbekundungen offensichtlich, als die koreanischen Teams zusammen in der Eröffnungszeremonie aufliefen und ein gemeinsames Eishockeyteam der Frauen aufstellten.

Die südkoreanischen Verbündeten USA und Japan beäugten die nordkoreanischen Annäherungsversuche jedoch argwöhnisch. Sie waren der Meinung, dass der Norden versucht, den starken Versöhnungswunsch Südkoreas auszunutzen und einen Keil zwischen die Verbündeten zu treiben. Der ebenfalls bei den Spielen anwesende US-Vizepräsident Mike Pence bereitete Frau Kim einen kühlen Empfang und stand nicht auf, als das vereinte koreanische Team während der Eröffnungsfeier einmarschierte. Seine späteren Äusserungen gegenüber den US-Medien untermauerten die Position der USA, eine harte Verhandlungsposition gegenüber Nordkorea beizubehalten und Kompromisse bei den Sanktionen nicht zu gestatten, solange Nordkorea keiner Abrüstung seines nuklearen Arsenals zustimmt.

Eine hohe Risikoprämie auf Aktien scheint nicht gerechtfertigt
Nordkorea ist jedoch leider der Meinung, dass das Atomwaffenprogramm der Schlüssel für das Überleben des Regimes ist, weshalb es zu keinen Zugeständnissen bereit ist. Wahrscheinlich bedeutet dies, dass die Situation auf absehbare Sicht verfahren bleibt. Die scheinbar herzlichen Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea werden auf die Probe gestellt, sobald die gemeinsamen Militärübungen der USA und Südkoreas erneut aufgenommen werden. Während der Olympischen Spiele waren sie ausgesetzt. Es ist wahrscheinlich, dass Nordkorea seiner Abneigung durch neue Atomtests Ausdruck verleihen wird. Seien Sie also nicht überrascht, falls die Spannungen erneut aufflammen.

Unterdessen zählen südkoreanische Aktien weiterhin zu den günstigsten in Asien. Der Kospi wird zu einem Forward-KGV von lediglich 8,8 gehandelt, was gegenüber dem Forward-KGV des MSCI Asia ex-Japan von 15,8 einen erheblichen Abschlag darstellt. Die politischen Probleme rund um Nordkorea bleiben zwar schwierig und sind nicht einfach zu lösen. Südkoreanische Unternehmen werden durch die geopolitischen Spannungen bisher aber überwiegend nicht beeinträchtigt, was andeutet, dass eine hohe Risikoprämie ungerechtfertigt ist. Das Land erzielt auch Fortschritte bei den Reformen der Corporate Governance. So wurde der Stewardship Code verabschiedet und die Unternehmensstruktur grosser Jaebeol-Konglomerate soll vereinfacht werden. Diese Initiativen dürften eine Verbesserung der Eigenkapitalrendite auslösen und zu einer Neubewertung des Marktes führen.

Trotz Trumps protektionistischer Politik ist Südkorea attraktiv
Da Südkorea der weltweiten Lieferkette im verarbeitenden Gewerbe angehört, wäre eine potenzielle Störung des globalen Handels für das Land ein wesentliches Risiko. In dieser Hinsicht ist Südkorea ein Opfer der jüngsten protektionistischen Politik von US-Präsident Trump. Seine angekündigten Zölle von 25 % auf Importstahl würden südkoreanische Stahlproduzenten beeinträchtigen, weil das Land im Jahr 2017 der drittgrösste ausländische Stahllieferant der USA mit einem Anteil von 10 % an den US-Stahlimporten war. Dieser Schritt folgt auf hohe Zölle (möglicherweise bis zu 50 %) auf importierte grosse Waschmaschinen, die direkt auf die koreanischen Hersteller von Unterhaltungs- und Haushaltselektronik Samsung sowie LG abzielen.

Trotz dieser Herausforderungen gibt es unseres Erachtens in Südkorea attraktive Anlagemöglichkeiten. Einer unserer Favoriten ist der globale Technologiegigant Samsung Electronics. Samsung gefällt uns hauptsächlich wegen seines Chip-Geschäfts. Die Preise für DRAM- und NAND-Speicherchips steigen aufgrund der robusten globalen Nachfrage weiterhin. Südkoreanische Handelsdaten untermauern diese Einschätzung, da die Halbleiterexporte überraschend schnell wachsen – in jedem der letzten 13 Monate um über 40 % zum Vorjahr. Samsungs Geschäftsbereiche für Mobiltelefone sowie Unterhaltungs- und Haushaltselektronik befinden sich zwar unter einem gewissen Druck, die Aktie der Gesellschaft wird aber gegenwärtig zu einem Forward-KGV von 6,7 gehandelt und ist damit für einen weltweiten Branchenführer äusserst attraktiv bewertet. Eine noch günstigere Bewertung weist der koreanische Chiphersteller SK Hynix mit einem Forward-KGV von lediglich 4,3 auf. Zurückzuführen ist dies möglicherweise auf die Konjunkturabhängigkeit des Geschäfts und die Gefahr durch China, das grosse Mengen an Kapital aufwendet, um seine eigene Halbleiterbranche auszubauen. Es wird jedoch etwas dauern, bis diese Konkurrenten den technologischen Vorsprung der koreanischen Schwergewichte einholen. In der Zwischenzeit werden Gesellschaften wie Samsung und SK Hynix weiterhin gute Margen und wachsende Gewinne erzielen. (REYL/mc/ps)

Über REYL
Die 1973 gegründete REYL-Gruppe ist eine diversifizierte, unabhängige Bankengruppe mit Niederlassungen in der Schweiz (Genf, Zürich, Lugano), in Europa (London, Luxemburg, Malta) sowie weitere Regionen weltweit (Singapur, Dallas und Dubai). Sie verwaltet ein Vermögen von über 15 Milliarden CHF und beschäftigt 210 Mitarbeiter.
Die Gruppe verfolgt einen innovativen Ansatz im Bankgeschäft. Zu ihrem Kundenkreis zählen internationale Unternehmer und institutionelle Anleger, die sie in ihren Geschäftsfeldern Wealth Management, Corporate & Family Governance, Corporate Advisory & Structuring, Asset Services und Asset Management betreut.
Die REYL & Cie AG ist in der Schweiz als Bank zugelassen und geht ihrer Tätigkeit unter direkter Kontrolle vonseiten der Schweizer Finanzmarktaufsichtsbehörde (FINMA) sowie der Schweizer Nationalbank (SNB) nach. Die Tochtergesellschaften der REYL-Gruppe werden im Übrigen durch das KAG in der Schweiz, die FCA in Grossbritannien, die CSSF in Luxemburg, die MFSA in Malta, die MAS in Singapur, die SEC in den USA und den DFSA in Dubai reguliert.

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