Risikoaufschlag für spanische Staatsanleihen auf Rekordhoch

Risikoaufschlag für spanische Staatsanleihen auf Rekordhoch

Spaniens Finanzminister Cristóbal Montoro.

Madrid / Frankfurt – Die Finanzmärkte haben zum Wochenausklang unmissverständlich klargemacht, dass sie von den Milliardenhilfen für die spanischen Banken nicht überzeugt sind. Die Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen kletterten am Freitag auf ein Rekordhoch, die Rendite lag im richtungsweisenden Zehnjahresbereich deutlich über der Schmerzgrenze von sieben Prozent. Konjunktursorgen und ein Hilfsantrag der autonomen Region Valencia erschütterten das Vertrauen in die viertgrösste Euro-Volkswirtschaft. Experten glauben, dass die Bankenhilfen nicht ausreichen und Spanien komplett unter den Rettungsschirm muss.

Während die Euro-Finanzminister grünes Licht für bis zu 100 Milliarden Euro Rettungsgeld gaben, nahm die Flucht der Investoren aus spanischen Staatstiteln weiter zu. Bereits am Vortag, während das Hilfspaket für Spanien das deutsche Parlament passierte, «liess man spanisches Papier am Sekundärmarkt fallen wie eine heisse Kartoffel», kommentierte Commerzbank-Expertin Caroline Hecht. Die Euro-Retter agierten offenbar in einem «Paralleluniversum».

Euro-Retter im «Paralleluniversum»
Die Kurse der spanischen Staatsanleihen fielen am Freitag bereits den siebten Tag in Folge. Im Gegenzug zogen die Renditen weiter kräftig an. Im fünf- und 30-jährigen Laufzeitbereich wurden die höchsten Niveaus seit der Euro-Einführung erreicht. Die Risikoprämie, die Anleger bei spanischen Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit im Vergleich zu den als sicher geltenden Pendants aus Deutschland verlangen, stieg über 600 Basispunkte und erreichte damit ebenfalls einen Rekord. Auch italienische Staatstitel gerieten kräftig unter Druck. Die zehnjährige Rendite kletterte wieder deutlich über die Marke von sechs Prozent.

Händler machten die Skepsis gegenüber dem spanischen Hilfsplan für die gestiegene Unsicherheit verantwortlich. Zudem gab Madrid am Vormittag bekannt, dass man nun auch offiziell mit einer lang anhaltenden Rezession rechnet. Finanzminister Cristobal Montoro teilte mit, man erwarte, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr um 0,5 Prozent schrumpft. Ursprünglich war für 2013 ein geringes Wachstum von 0,2 Prozent prognostiziert worden.

Valencia braucht Geld von spanischer Zentralregieung
Darüber hinaus kündigte die ostspanische Region Valencia an, Mittel aus einem in der Vorwoche eingerichteten, 18 Milliarden Euro schweren Rettungsfonds der Zentralregierung in Anspruch zu nehmen. Die zum Teil hochverschuldeten autonomen spanischen Regionen wie Katalonien und Valencia gelten als eines der Hauptprobleme in der Krise. Investoren zweifeln, ob es der Zentralregierung gelingt, sie zu mehr Haushaltsdisziplin zu zwingen.

Etliche Experten glauben inzwischen, dass nicht nur die maroden spanischen Banken dringend Hilfe brauchen. «Wir erwarten trotz des Bailouts nicht, dass spanische Banken wieder mehr Geld an Haushalte und Unternehmen verleihen werden», so Citigroup-Ökonom Ebrahim Rahbari. Vielmehr sei davon auszugehen, dass Spanien bis Anfang 2013 den kompletten Staatshaushalt unter den Rettungsschirm stellt.

Zweijahrestief – Misstrauen gegenüber dem Euro steigt
Auch das Misstrauen gegenüber dem Euro nahm durch die eskalierende Lage am spanischen Anleihemarkt weiter zu. Die Gemeinschaftswährung fiel am Nachmittag bis auf ein Zweijahrestief von 1,2144 US-Dollar und sank gegenüber dem japanischen Yen sogar auf den tiefsten Stand seit November 2000.

«Dem Markt wird mehr und mehr bewusst, dass die bisherigen Massnahmen der Politik keinen Ausweg aus der Eurokrise weisen», sagte Sebastian Sachs, Devisenexperte beim Bankhaus Metzler. «Mit Ankündigungen alleine kann man die Märkte nicht mehr überzeugen.» (awp/mc/upd/ps)

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