RobecoSAM: Klimawandelrisiken in Portfolios verstehen

RobecoSAM: Klimawandelrisiken in Portfolios verstehen
von Jacob Messina, Executive Director, Head of Sustainable Investing Research, RobecoSAM. (Foto: zvg)

Zürich – Bei der Bildung von Portfolios, die in Bezug auf den Klimawandel widerstandsfähig sind, geht es um mehr als nur das Thema der Dekarbonisierung. Anleger müssen sich ein umfassenderes Bild von den Gefahren machen, die die globale Erwärmung für Unternehmen mit sich bringt. Dekarbonisierung ist lediglich ein Ausgangspunkt und aus Sicht eines Asset Managers, welcher aktiv Wertpapiere auswählt, ist ein CO2-Fussabdruck des Portfolios kein Indikator für die tatsächlichen Risiken der darin enthaltenen Positionen. Wenn man verstehen will, wie sich ein Unternehmen in 10 bis 20 Jahren darstellt, muss man die unternehmensspezifischen Risiken und Chancen begreifen.

An die richtigen Daten herankommen…
RobecoSAM nutzt die Daten des Corporate Sustainability Assessment (CSA) und das Environmental Impact Monitoring Tool, um neben anderen Nachhaltigkeitsaspekten die Robustheit von Unternehmen in Bezug auf den Klimawandel zu evaluieren. Im Rahmen der CSA-Umfrage wird unter anderem erhoben, in welchem Ausmass Emissionen und der interne Kohlendioxid-Preis des Unternehmens offengelegt werden. Dabei geht es nicht nur um die Emissionen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, das für die globale Erwärmung verantwortlich gemacht wird. Bei Betrachtung der gesamte Wertschöpfungskette gewinnen auch Risiken in Bezug auf Wasser zunehmend an Bedeutung. Des Weiteren gibt es einige branchenspezifische Fragen, die sich auf Aspekte wie die Energieeffizienz bei Fluggesellschaften oder Autoherstellern beziehen.

… und dabei den Horizont erweitern
Das Ausmass der Emissionen umfasst nicht nur diejenigen, die aus einem Fabrikschornstein austreten. Mittlerweile unterscheidet man drei Kategorien – Emissionen ersten, zweiten und dritten Grades: Emissionen ersten Grades sind diejenigen, die direkt durch das Unternehmen verursacht werden. Bei Emissionen zweiten Grades handelt es sich um diejenigen, die aus der Erzeugung des Stroms resultieren, der bei der Herstellung der Produkte eingesetzt wurde. Emissionen dritten Grades sind sämtliche indirekten Emissionen, die über die Wertschöpfungskette hinweg entstehen. Sie können vorgelagert durch Zulieferer oder nachgelagert durch die Abnehmer verursacht sein.

Risiken und Chancen
Es ist also wichtig das Gesamtbild zu betrachten, wenn es um den Nettobeitrag eines Unternehmens zur globalen Erwärmung geht. Der CO2 Fussabdruck ist zwar ein guter Ausgangspunkt, allerdings muss man darüber hinausgehen und die einzelnen Unternehmen und ihre Pläne verstehen, was den Übergang und die Verringerung ihrer klimabezogenen Risiken angeht. Drei Bereiche sind dabei zu beachten: die Identifikation von Übergangsrisiken, Übergangschancen und die physischen Risiken. Gemäss Einschätzung von RobecoSAM wird es wahrscheinlich einen Kipp-Punkt geben, ab dem es zu einer raschen Beschleunigung diverser Vorgaben und Regulierungen kommen wird, an die sich die Unternehmen schnell anpassen müssen. Firmen, die nicht Schritt halten, werden am Ende möglicherweise vor umfangreichen «Stranded Assets» stehen. Stranded Assets sind Vermögenswerte in Unternehmensbilanzen, welche aufgrund von Zwangsabschreibungen schnell an Wert verlieren. Unternehmen müssen sich deshalb möglicher Regulierungen sowie allfälliger wetterbezogener Ereignisse bewusst sein und eine Strategie besitzen, wenn es darum geht, ihr Geschäft zukunftsfest zu machen.

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