Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Reichtum – Schulterklopfen für uns Schweizer

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Reichtum – Schulterklopfen für uns Schweizer
Robert Jakob

Von Robert Jakob

Rankings sind beliebt, da der Mensch sich nur allzu gerne vergleicht. Gerade ist der neue jährliche Welt-Wohlstandsbericht der Allianz erschienen. Er basiert auf Statistiken des Jahres 2017. Im Nationen-Ranking führt die Schweiz mit rund einer Viertelmillion Euro an Bruttovermögen pro Einwohner vor den USA mit gut 200’000. Deutschlands Bürger besitzen durchschnittlich 73’600 Euro pro Kopf und rangieren weit abgeschlagen etwa auf gleicher Höhe mit Österreich. Das kleine Liechtenstein hingegen steht der Schweiz in nichts nach. Auch wenn man die höheren Preise für die Lebenshaltung berücksichtigt, so ist die Situation für die Schweizer komfortabel. Sie haben Reserven aufgebaut und klug gespart, weshalb sich der Abstand zum grossen Nordkanton vergrössert hat.

Deutschland sparte falsch
In Deutschland hinkt der Vermögensaufbau hinterher. Der Grund: die Deutschen haben ihr Geld auf dem Sparkonto gelassen statt zu investieren. Schweizer haben hingegen viele Aktien und Anleihen. 56% ihres Geldes lassen die Deutschen auf Konten herumliegen. Darum haben Deutsche in den letzten doch so guten vier Börsenjahren vor dem Stichjahr der Allianzerhebung nur eine Durchschnittsrendite von etwa 3 Prozent erzielt. Lediglich die Österreicher lagen mit genau 2,6% noch schlechter. Der Zuwachs des Vermögens der Deutschen in der Periode von 2012 bis 2016 ist zu einem Grossteil durch Einkommensersparnisse zu Stande gekommen. Mit anderen Worten: die Deutschen haben sich ihren zusätzlichen Reichtum ordentlich vom Munde abgespart, statt ihr Geld für sich arbeiten zu lassen.

Breite Basis in der Eidgenossenschaft
Wegen den Aktienkursen sind ihnen gerade die US-Amerikaner weit davongezogen. Dort liegt die Investitionsquote bei drei Vierteln des Vermögens. Nur 14 Prozent liegt auf Sparkonten herum. Im Jahr 2017 haben die USA ganz besonders vom Börsenboom profitiert, weshalb die rund 300 Millionen Amerikaner statistisch deutlich reicher wurden. In den letzten Jahren war dort das Vermögenswachstum hauptsächlich durch Bewertungskorrekturen im Portfolio getragen. Allerdings darf man sich von den Durchschnittswerten im Global Wealth Report nicht blenden lassen. Der mittlere Wert Median, also jener Wert ab dem genau die Hälfte der Amerikaner 50% mehr oder 50% weniger Vermögen besitzen, liegt in den USA sehr weit unter dem Durchschnittswert (aller Privatvermögen geteilt durch die Einwohner). Das bedeutet: Wenige Reiche verzerren die Statistik zum Guten.

Das ist in der reichen Schweiz nicht der Fall: Gerade dort ist der Reichtum breiter verteilt. Der Median des Pro-Kopf-Vermögens liegt in der Schweiz fast dreimal so hoch wie in den USA.

Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor und arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Wissenschaftler und Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene. Er leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins (einem Tochterunternehmen der NZZ), sondern dortselbst auch das Team der Aktienanalysten.


Buchtipp:

Komplott in Palermo und Halluzinationen
Zwei Kriminalgeschichten von Elsbeth Wiederkehr

Menschen werden wohlhabend durch hartes, genaues und seriöses Arbeiten, umsichtiges Management, Ausdauer und Sparen. Allerdings sehen dies die Akteure in den beiden Kriminalgeschichten etwas differenzierter.

Sie wollen schnell und selbstverständlich ohne grosse Anstrengung reich werden. Die Ideen dazu sind krimineller Antikenhandel im Rahmen von archäologischen Forschungen. Stiftungsräte einer Stiftung zur Förderung von kulturellem Austausch missbrauchen ihre Stellung aufs Gröbste. Besonders spannend sind die beiden Geschichten, weil die Autorin selbst Archäologin ist und ihr Metier und die Spielregeln kennt.

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Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor und arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Wissenschaftler und Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene. Er leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins (einem Tochterunternehmen der NZZ), sondern dortselbst auch das Team der Aktienanalysten.

 

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