Saxo Bank Ausblick Q1: Die 1970er und alles beginnt von vorn

Saxo Bank Ausblick Q1: Die 1970er und alles beginnt von vorn
Steen Jakobsen, Chief Economist der Saxo Bank. (Foto: Saxo Bank)

Kopenhagen – Die Kernfrage im Jahre 2017 wird die Entwicklung des US-Dollars sein. Denn eine Währung, die im Laufe des letzten Jahres um 20 Prozent aufgewertet hat, wird eine Reaktion hervorrufen. Es ist zu erwarten, dass die neue US-Regierung sich des 20-jährigen Dogmas entledigt, dass ein starker  Dollar im Interesse der USA sei.

Willkommen im Jahr 2017 und bei der Trumpmania, einer Welt, in der unschematische Tweets das Tagesgeschehen in den USA bestimmen und unorthodoxes Verhalten im Trend ist. Nach all dem Rätselraten über Donald Trump und seinen neuen Politiken, bleiben die Kernfragen dieselben:

  • In welche Richtung entwickelt sich der US-Dollar?
  • Wohin geht die Reise für Chinas Währung und das Wachstum im Jahr 2017?
  • Bedeutet der Doppelschlag aus Brexit und Trump, das Ende eines Zyklus, oder der Beginn von etwas Neuem?

Welche ist die wichtigste dieser drei Fragen? Ganz klar die Frage nach der Richtung des US-Dollars. Wir haben eine derart vereinfachte Wirtschaftswelt und einen globalisierten Markt, dass der Dollar für mehr als 75 Prozent der Transaktionen weltweit verantwortlich ist.

Wenn also der US-Dollar, wie gegenwärtig, aufs Jahr hochgerechnet um über 20 Prozent aufwertet, dann folgt auf die „Aktion“ eine „Reaktion“. Diese Reaktion sollte zu einer signifikanten Wachstumsverlangsamung in den USA führen, ausgelöst durch höher als erwartete Zinsen (welche die Potenzialwachstumsraten schmälern) und indirekt auch das Wachstum der Weltwirtschaft reduzieren, da mehr als die Hälfte aller internationaler Schuldtitel auf den Dollar lauten. Das führt dazu, dass es Schwellenländern immer schwerer fällt, die enormen Schulden in Dollar zurückzuzahlen.

Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern haben sich von ausländischen Banken circa 3,6 Billionen USD geliehen. 50 Prozent des Gesamtbetrags entfallen auf Betriebe in China. Somit sind die Fragestellungen eins und zwei eng miteinander verbunden.

Das Risiko einer Rezession nimmt zu. Meine guten Freunde bei der Nedbank, Südafrika, Neels  Heyneke und Mehul Daya, entwickelten das beste Rezessionsmodell das ich bisher gesehen habe. Es kombiniert monetäre Bedingungen mit Fundamentalfaktoren. Laut aktuellen Messwerten liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Rezession bei 60 Prozent gegenüber einem Marktkonsens von nur  5-8 Prozent.

Quelle: Nedbank, Südafrika – Neels Heyneke and Mehul Daya

Dies stellt eine grosse Gefahr dar, da wir wissen, dass Aktienmärkte hauptsächlich in Rezessionszeiten auf Tauchstation gehen. Das zu erwartende Abschlagspotenzial würde bei rund 25-40 Prozent liegen, falls die US-Wirtschaft in eine Rezession rutscht.

Wir können die Stimmen des Populismus in den USA nicht ausblenden und sollten sie auch in Europa zur Kenntnis nehmen, insbesondere in einem Wahljahr. Seien Sie aber versichert, dass dies das Ende eines Zyklus ist und kein Neuanfang. Die Welt wird mit einer Agenda, die durch geschlossene Grenzen, Antiglobalisierung und Handelsbeschränkungen sowie Wettbewerbsbeschränkungen bestimmt ist, nicht vorankommen. Dennoch müssen diese Kräfte respektiert werden, insbesondere da wir einen Führungswandel im globalen Umfeld erleben.

Trump plant den Handel, die Truppen in Übersee und die Nato „zurück nach Hause“ in die Vereinigten Staaten holen und eine Kehrtwende bei der seit den 1970er Jahren geltenden Chinapolitik herbeizuführen. Diese Haltung wird Konsequenzen haben. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist nun de facto die Anführerin der entwickelten Welt, eine Position, die sie nie haben wollte, schon gar nicht in einen Wahljahr. China wird jedes entstandene Vakuum, das durch den Kurswechsel der USA entsteht, begierig auffüllen.

Die chinesischen Machthaber stehen aussenpolitischen Themen und ausländischen Investments „aufgeschlossener“ gegenüber als früher, teils aus der günstigen Gelegenheit und teilweise aus  der dringenden Notwendigkeit heraus, von der immer grösser werdenden Inlandsverschuldung und steigenden Kapitalabflüssen abzulenken.

China wird den CNY und CNH wahrscheinlich weiter schwächen. Insgesamt könnte die Währung um 5-10 Prozent abwerten. Das wird vermutlich schrittweise geschehen, aber falls sich Peking dazu gezwungen sieht, auch durch eine weitere „Abwertung“ als Vergeltungsmassnahme für die US-Politik.

Meines Erachtens strebt die angehende Trump-Regierung ganz klar einen „schwachen US-Dollar“ an. Die ganze Rhetorik darüber, dass Chinas Währung zu schwach sei, impliziert dass der USD zu stark ist. Ach ja, Trump wird auch das Dogma dass ein „starker Dollar im Interesse der USA ist“  ändern. Dieser Grundsatz von Ex-Finanzchef Robert Rubin definierte seit Mitte der 1990er Jahre die Haltung der US-Regierung zum Greenback (auch wenn es nie eine ausgeführte Strategie war).

Dies erinnert an die 1970er Jahre und die Nixon Doktrin vom August 1971, als der Finanzminister John Connally einen unilateralen 10 Prozent Aufschlag auf alle abgabepflichtigen Einfuhren einführte, eine Reduzierung der ausländischen Unterstützungshilfen in Höhe von 10 Prozent hervorbrachte, das „Goldfenster“ schloss (ab da war der USD nicht mehr in Gold konvertierbar) und ein 90-tägiges Mora-torium auf Löhne und Preise verhängte.

Es scheint als ob die Trump-Doktrin dieses Muster für ihre neue Unternehmenssteuer- und Handelspolitik übernimmt. Das geht aus den „Tweets“ des designierten US-Präsidenten hervor.

Es ähnelt tatsächlich den 1970er Jahren, als die US-Politik von grossen Geschäften, geschlossenen Grenzen, der Rezession (1973-1975) und einem US-Dollar-Regime geprägt war. Damals erklärte John Connally 1971 vollmundig auf dem G10-Treffen in Rom, „Der Dollar ist unsere Währung, aber er ist ihr Problem“. Das tötete das Bretton-Wood-System und zementierte eine 20 Prozent Abwertung des Dollars.

Das erste Quartal 2017 wird uns einige Hinweise liefern. Mit fortschreitender Zeit ist eine Trump-Doktrin zu erwarten, die eine Mischung aus Nixon und Reagan darstellt. Achten Sie auf starke Volatilitätssprünge. Die eigentliche Schlussfolgerung für das gesamte Jahr 2017 ist jedoch, dass geopolitische Risiken eine wichtige Rolle spielen werden. Willkommen am Anfang des Endes der Ära der Geldpolitik. (Saxo Bank/mc/ps)

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