US-Notenbank könnte laut Fed-Vize Zinswende aufschieben

US-Notenbank könnte laut Fed-Vize Zinswende aufschieben
Stanley Fischer tritt als stellvertretender Vorsitzender der Fed ab.

Stanley Fischer, stellvertretender Vorsitzender der US-Notenbank Fed.

Washington – Die Anzeichen verdichten sich, dass die amerikanische Notenbank Fed ihre lang erwartete Zinswende aufschieben könnte. Grund: Die Zentralbank macht sich zunehmend Sorgen, dass die schwächelnde Weltwirtschaft auch die US-Konjunktur bremsen könnte. Fed-Chefin Janet Yellen spricht seit Monaten von «hoher Unsicherheit». Nun wurde Notenbankvize Stanley Fischer am Wochenende noch deutlicher. Er stellte in Aussicht, dass die Federal Reserve ihren Straffungskurs aufschieben könnte.

Fischer sagte auf der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF), falls das Wachstum im Ausland schwächer ausfalle als erwartet, könnte das die Notenbank dazu veranlassen, ihre Geldpolitik langsamer zu straffen. Obwohl sich das Mandat der Fed vor allem auf die heimische Wirtschaft beziehe, sollten die Wirkung der US-Geldpolitik auf andere Länder und die entsprechenden Rückwirkungen auf die amerikanische Wirtschaft beachtet werden, ergänzte Yellens Stellvertreter an der Fed-Spitze.

Andere ranghohe Notenbanker schlugen in dieselbe Kerbe: «Ich bin besorgt über das derzeitige Wachstum der Weltwirtschaft», sagte Fed-Gouverneur Daniel Tarullo ebenfalls am Wochenende. Die Fed müsse dies bei ihrer geldpolitischen Ausrichtung berücksichtigen. Zudem bekräftigte Tarullo den Standpunkt von Fed-Chefin Yellen, dass die amerikanische Geldpolitik keinem festgelegten Kurs folge, sondern von der konjunkturellen Entwicklung abhänge.

IWF-Sorgenkind Eurozone
In den vergangenen Wochen haben sich die Aussichten für die weltwirtschaftliche Entwicklung spürbar eingetrübt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) zeigt sich vor allem für die Eurozone wenig zuversichtlich. Er sieht sogar die Gefahr, dass der Währungsraum wieder in die Rezession fallen könnte. Die Aussichten für grosse Schwellenländer wie Brasilien oder Russland sind ebenfalls nicht gut. Hinzu kommen politische Risiken wie die zahlreichen Krisenherde auf der Welt. Ausserdem ist nicht absehbar, inwieweit sich der Ebola-Virus ausgehend von Westafrika weiter ausbreitet.

Unlängst hatten sich auch mehrere Fed-Vertreter besorgt wegen des in den vergangenen Monaten stark aufwertenden Dollar gezeigt. Grosse Beachtung fanden Äusserungen von William Dudley, Chef der einflussreichen Fed von New York. Ende September hatte Dudley darauf hingewiesen, dass ein stärkerer Dollar sowohl das Wachstum als auch die Inflation dämpfen könnte. Dies würde es der Fed erschweren, ihr Beschäftigungs- und Inflationsziel zu erreichen.

Zinswende in USA bislang ab Mitte 2015 erwartet
Derzeit wird erwartet, dass die Fed im Laufe des kommenden Jahres mit einer Straffung ihrer Geldpolitik beginnt. Mit einer ersten Zinsanhebung seit der Finanz- und Wirtschaftskrise wird allgemein in etwa zur Jahresmitte 2015 gerechnet. Ende Oktober wird die Fed ihre milliardenschweren Konjunkturhilfen in Form von Wertpapierkäufen aller Voraussicht nach einstellen. Sie sichert zu, den Leitzins auch danach eine «beträchtliche Zeit» an der Nulllinie zu belassen. Dort liegt er seit Ende 2008. (awp/mc/upd/ps)

 

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