SGKB Investemnt views: Ein paar Tausend neue Stellen verändern die Welt nicht

SGKB Investemnt views: Ein paar Tausend neue Stellen verändern die Welt nicht
Von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Am nächsten Freitag Nachmittag ist es wieder soweit. Das monatliche Prozedere um die Zahl der im vergangenen Monat in den USA geschaffenen neuen Stellen, den „Non Farm Payrolls“, erreicht mit der Publikation des Arbeitsmarktberichts um 14.30 Uhr seinen Höhepunkt. Für einen Moment hält die Welt, zumindest die Finanzwelt, ihren Atem an. Erwartet werden für den September 170’000 neue Stellen. Die Spannbreite der Prognosen der von Bloomberg befragten Ökonomen reicht von 130’000 bis 220’000. Ist die Zahl veröffentlicht, bricht an den Finanzmärkten kurz Hektik aus. Sind es ein paar Tausend Stellen weniger als 170’000, dann fürchtet man um den Zustand der US-Wirtschaft und die Zinsen stürzen nach unten. Sind es ein paar Tausend Stellen mehr, sieht man die Fed die Leitzinsen erhöhen und die Renditen der Obligationen springen nach oben. Spätestens am Montag ist der Spuk vorbei und die Spekulationen um die Non Farm Payrolls im Oktober können beginnen.

Geschätzt wird in diesem Bericht des staatlichen Bureau of Labor Statistics die Stellenveränderung ausserhalb der Landwirtschaft. Nicht eingeschlossen sind auch die Personen, die von privaten Haushalten oder von Non Profit-Organisationen angestellt werden. Mit dem Bericht wird rund 85% des amerikanischen Arbeitsmarktes abgedeckt.

Eine Schätzung
Obschon die Erfassung mittels Befragung bei grossen und kleinen Unternehmen breit abgestützt ist, bleibt es eine Schätzung aufgrund einer im Vergleich zur gesamten Beschäftigung von 150 Mio. Leuten kleinen Gruppe von Arbeitsplätzen. Saisonale Faktoren oder der Einfluss kurzfristiger Ereignisse wie schlechtes Wetter verzerren die Zahlen immer wieder und können ihre Interpretation in die falsche Richtung drehen. Auf Monatsbasis ist die Aussagekraft deshalb gering.

Eine bessere Einsicht in den Zustand des amerikanischen Arbeitsmarktes gibt der geglättete Durchschnitt der Daten über drei, sechs oder zwölf Monate. Damit lässt sich etwas über den zugrundeliegenden Trend aussagen, welcher viel wichtiger ist als die nackte Zahl der neuen Stellen im September.

Verschiedene Datenquellen vernebeln Blick auf den US Arbeitsmarkt  
Die neuen Stellen sind zudem nur ein Puzzleteil im Gesamtbild über den US-Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenraten werden in einer anderen Befragung bei privaten Haushalten ermittelt. Nicht selten zeigen im Arbeitsmarktbericht die Haushaltdaten eine andere Richtung an als die Unternehmensbefragung. Dazu kommen noch private Erhebungen über das Stellenwachstum wie diejenige der Firma ADP Inc. oder andere Daten über offene Stellen oder freiwillige Stellenwechsel. All diese Erhebungen weichen naturgemäss voneinander ab, da die Erhebungsgrundlage eine andere ist.

Es ist somit nicht einfach, sich ein Bild von der effektiven Situation im Arbeitsmarkt zu machen. Das gilt sowohl für die Fed als auch für die Akteure an den Finanzmärkten. Dennoch werden die Händler und Anleger am Freitag wieder gebannt auf den Bildschirm starren und die Zahl der im September neu geschaffenen Stellen als Leuchtturm für ihr Handeln betrachten. Zumindest bis sie sich am Abend in das Wochenende verabschieden. (SGKB/mc/ps)

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