SGKB Investment views: Die US-Wirtschaft läuft, aber nicht auf allen Zylindern

SGKB Investment views: Die US-Wirtschaft läuft, aber nicht auf allen Zylindern
Von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Am Mittwoch wird der geldpolitische Ausschuss der Fed seine nächste Sitzung abhalten. Viel wurde im Vorfeld gesagt und geschrieben, ob oder wann oder doch nicht die Fed den im letzten Dezember eingeschlagenen Zinserhöhungspfad weitergehen wird. In der Vielfalt amerikanischer Statistiken und Befindlichkeitsumfragen lassen sich für alle Meinungen schlagende Beweise finden. Während im Juli die Daten mehrheitlich die Erwartungen der Ökonomen übertroffen hatten, mehrten sich in den letzten Wochen die Enttäuschungen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte.

Das BIP-Wachstum im zweiten Quartal ist mit annualisierten 1.1% schwach ausgefallen. Dabei hatte man nach der gedämpften Dynamik während der Wintermonate mit einer deutlichen Beschleunigung gerechnet. Die privaten Haushalte haben ihre Aufgabe erledigt und ihre Konsumausgaben mit einem Plus von 4.4% stark erhöht. Die Investitionen der Unternehmen und die staatlichen Ausgaben standen auf der anderen Seite mit Kürzungen zu Buche. Vor allem die Investitionen fielen schwach aus, was für die Zukunft nicht gut ist.

Verhaltenes BIP-Wachstum
Für das zweite Halbjahr wird ein BIP-Wachstum von 2.5% bis 3% erwartet. Die letzten Zahlen lassen darauf schliessen, dass dies eher zu hoch angesetzt ist. Insbesondere aus dem Industriebereich kommen negative Signale wie der Fall des ISM-Einkaufsmanagerindex unter die Grenze von 50 Punkten, die ein Wachstum prognostiziert. Der Anstieg des handelsgewichteten Dollars um 25% seit dem Sommer 2014 ist von der Exportindustrie noch nicht verkraftet worden. Zudem kämpfen der Rohstoffsektor und seine Zulieferer immer noch mit den Investitionskürzungen als Folge des Preiszerfalls.

Positiv präsentiert sich die Binnenwirtschaft
Die Dynamik am Arbeitsmarkt hat zwar im Vergleich zum Vorjahr nachgelassen. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau. Die Arbeitslosenrate hat sich in den letzten Monaten von 5.1% auf 4.9% nach unten bewegt. Die Zahl der Beschäftigten hat in der gleichen Periode um zwei Millionen zugenommen und befindet sich auf einem historischen Höchststand. Offensichtlich sehen wieder mehr Leute die Chance auf einen Job und nehmen am Arbeitsmarkt teil. Das mittlere Haushalteinkommen ist seit 2011 von 50‘000 auf 56‘500 Dollar gestiegen. Das sind gute Voraussetzungen dafür, dass der private Konsum als wichtigster Faktor in der US-Wirtschaft eine Stütze des Wachstums bleiben wird.

Zinserhöhung wäre ein positives Zeichen
Ich gehe davon aus, dass die Fed im Dezember die Zinsen um 0.25% anheben wird. Die US-Wirtschaft hat zwar ihre Dellen, kann höhere Zinsen jedoch verkraften. Die Inflation liegt aktuell noch unter den Erwartungen der Fed, nimmt aber zu. Es ist für die Wirtschaft und die Finanzmärkte besser, wenn die Fed wie von ihr kommuniziert graduell aber doch stetig die Zinsen weiter anheben wird. Es wäre für alle schlecht, wenn sie plötzlich durch einen Inflationsschub überrascht und zu einem raschen Zinsanstieg gezwungen würde. (SGKB/mc/ps)

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