SGKB investment views: Was wäre, wenn der Zinshammer zuschlägt?

SGKB investment views: Was wäre, wenn der Zinshammer zuschlägt?
Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

An den Finanzmärkten sickert die Erkenntnis ein, dass die in diesem Jahr erwarteten Zinssenkungen der Zentralbanken nicht stattfinden. Hartnäckige Inflationsdaten und solide Arbeitsmärkte sind nicht das Umfeld, das eine rasche Trendwende in Richtung lockerer Geldpolitik begünstigt. Entsprechend werden die Erwartungen an die Zinsen aktuell nach oben angepasst.

von Thomas Stucki, CIO St. Galler Kantonalbank

Das Ende der Fed-Zinsen wird nun näher bei 5.50% als bei 5.00% erwartet. Für die SNB rücken die 2.00% in das Blickfeld des Marktes. Unverändert ist die Vorstellung, dass die Zinserhöhungen spätestens im Sommer zu Ende gehen. Mit diesen Zinsniveaus, die auch meinen Erwartungen entsprechen, können die Wirtschaft und die Finanzmärkte umgehen. Dass die Zentralbanken deutlich höher gehen könnten, wird angesichts der Renditen der länger laufenden Obligationen am Finanzmarkt ausgeschlossen. Was wäre
aber, wenn der Zinshammer wider Erwarten doch zuschlägt?

Damit dieses Szenario eintritt, muss die Nachfrage hoch bleiben oder es muss zu einem weiteren Angebotsschock mit stark steigenden Energiepreisen kommen. Das erstere ist für die Zentralbanken einfacher, da sie mit weiteren Zinserhöhungen auf eine starke Wirtschaft reagieren können. Ein starker Anstieg der Energiepreise belastet die Wirtschaft schon für sich allein und noch höhere Zinsen würden diesen Effekt noch verstärken. Beiden Szenarien ist gemeinsam, dass der Handlungsspielraum der Zentralbanken kleiner wird und sie das Vertrauen der Wirtschaft und der Finanzmärkte verlieren. Sie müssen mit drastischen Massnahmen reagieren und das oft zitierte 1970er-Szenario wäre Realität.

Sehr hohe Zinsen: Ein unfreundliches…
Bei sehr hohen Zinsen, wir sprechen hier für die Schweiz von einem Leitzins von deutlich über 3%, schwächt sich die Konjunkturdynamik empfindlich ab und es kommt zu einer tiefen Rezession. Die Margen der Unternehmen sinken, weil die höheren Löhne und Inputkosten nicht mehr weitergegeben werden können. In einem solchen Szenario muss zuerst die Inflation nach unten gedrückt werden, bevor die Wirtschaft wieder auf einen Erholungspfad einschwenken kann. Das führt dazu, dass die Löhne sinken, bevor die Preise nachgeben und die Kaufkraft spürbar geschwächt wird.

Der Aktienmarkt bleibt wegen den hohen Zinsen und der Angst vor einer Rezession in einem solchen Umfeld unter starkem Abgabedruck. Die Obligationen bieten wie im letzten Jahr durch die weiter steigenden Zinsen auch keinen verlässlichen Schutz. Mit den hohen Zinsen und der sinkenden Kaufkraft kommt auch der Immobilienmarkt unter Druck. Bewertungskorrekturen und Preisabgaben sind die Folge.

… aber unwahrscheinliches Szenario
Ich denke, dass ein solches Negativszenario unwahrscheinlich ist. Bereits zeigen sich die Vorboten einer konjunkturellen Abkühlung und die Rohstoffpreise tendieren tiefer. Darum rechne ich im Lauf des Jahres mit einem langsam nachlassenden Inflationsdruck. Das erlaubt es den Zentralbanken, ab Mitte Jahr ihre Leitzinsen nicht mehr anheben zu müssen. (SGKB/mc/pg)

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