Nationalbank macht den historischen Zinsschritt

Nationalbank macht den historischen Zinsschritt
SNB-Direktionspräsident Thomas Jordan scheidet Ende September aus dem Amt. (Foto: SNB)

Zürich – Die Ära der Negativzinsen in der Schweiz ist zu Ende. Wie stark die Schweizer Nationalbank (SNB) die Zinsschraube weiter anziehen ist, ist nun aber offen. Die SNB hat am Donnerstag den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Er liegt somit nun bei 0,5 Prozent und damit erstmals seit fast acht Jahren wieder im positiven Bereich.

Ökonomen sprechen von einem erwarteten, aber gleichwohl historischen Entscheid. Und er markiere die Rückkehr zur Normalität.

Sparer können nun wieder auf eine Verzinsung ihrer Ersparnisse hoffen. Wer hingegen Geld etwa für einen Hauskauf aufnehmen will, muss sich auf höhere Kosten gefasst machen.

Inflation bleibt vorerst
Hintergrund der Zinserhöhung ist die stark gestiegene Inflation, welche zuletzt bei 3,5 Prozent zu liegen kam. Bekanntlich peilt die Nationalbank einen Wert von maximal 2 Prozent an.

Auch mit dem höheren Zins geht die SNB aber davon aus, dass sich die Inflationsdynamik nicht rasch abschwächt. Im Gegenteil erwartet sie für 2022 nun eine Jahresteuerung von 3,0 Prozent. Noch im Juni hatte die Prognose für die Inflation im laufenden Jahr nur auf 2,8 Prozent gelautet.

Und die Währungshüter gehen davon aus, dass die Teuerung noch bis im ersten Quartal 2023 über der 3-Prozent-Marke liegen wird, erst dann werde es zu einer Abschwächung kommen.

Keine Angaben zu nächsten Schritten
Weitere Zinserhöhungen stehen deshalb explizit im Raum, wie die SNB selber anmerkte. Und eine solche Äusserung ist für die Schweizer Währungshüter höchst unüblich.

Wann der nächste Zinsschritt gemacht wird und wie hoch dieser ausfallen wird, wollte die SNB-Spitze aber nicht verraten. «Wir machen keine Aussagen zum Ausmass oder zum Zeitpunkt weiterer Zinserhöhungen», sagte SNB-Direktoriumspräsident Thomas Jordan am Donnerstag vor den Medien.

Ökonomen rätseln gleichwohl darüber. Die Bandbreite ist dabei ziemlich gross. Sie reicht von einem Zinsschritt von 25 bis 75 Basispunkten für die nächste geldpolitische Lagebeurteilung im Dezember. Für die Zeit danach erwarten manche Experten weitere Erhöhungen, während andere eine Zinspause vorhersagen.

Einig sind sich die Experten darin, dass die höheren Zinsen Folgen für die Schweizer Wirtschaft haben werden. «Diese Zinserhöhungen werden die Konjunktur bremsen und auch Auswirkungen auf den Hypothekarmarkt zeitigen», meinte stellvertretend der Chefökonom der Zürcher Kantonalbank, David Marmet. Auch die SNB selber sieht bereits eine Abschwächung der Konjunktur, wie die gesenkte Wachstumsprognose für 2022 zeigt (rund 2% statt rund 2,5%).

Positives Fazit
Im Rückblick zog Jordan ein positives Fazit der Negativzinspolitik und der damit verbunden Devisenkäufe: Insgesamt habe sich dies bewährt. Der geldpolitische Nutzen habe die Kosten seiner Nebenwirkungen klar übertroffen.

Bekanntlich setzte die SNB auf die Instrumente, um den starken Franken zu schwächen und damit der Schweizer Exportwirtschaft unter die Arme zu greifen. Aktuell hält die SNB den noch stärker gewordenen Franken für ein geringeres Übel als die Inflation.

Der Übergang von der Negativ- zur Positivzinsära sorgt nun aber für einige technische Schwierigkeiten. Ein Grund ist der riesige Berg an Devisen, der ein Überbleibsel der Negativzinspolitik und der Devisenkäufe ist. Dieser soll nun nicht für falsche Anreize sorgen. (awp/mc/pg)

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