SNB gönnt sich Zinspause: Nullzinspolitik als neue Normalität

SNB gönnt sich Zinspause: Nullzinspolitik als neue Normalität
SNB-Direktionspräsident Martin Schlegel. (Bild: SNB)

Zürich – Sechs Schritte bergab, nun ein Halt: Die Schweizerische Nationalbank hält den Leitzins erstmals seit anderthalb Jahren stabil bei null Prozent.

Die Währungshüter um Direktoriums-Präsident Martin Schlegel reagieren damit auf den zuletzt stabilen Inflationsdruck, wie sie während einer Medienkonferenz im Anschluss an den Entscheid sagten. Gleichzeitig blieben sie aber wachsam und behielten die Risiken im Blick, um bei Bedarf aktiv zu werden.

Wie es der ZKB-Ökonom David Marmet treffend formuliert: «Die Nullzinspolitik ist gekommen, um zu bleiben.» Dafür spricht nicht zuletzt auch die Inflationsprognose der SNB. Diese hat sie für das laufenden und die kommenden beiden Jahre nicht geändert.

Die Entscheidung, eine Pause einzulegen, war am Markt im Vorfeld mehrheitlich erwartet worden. «Alles andere als die Weiterführung der Nullzinspolitik wäre eine grosse Überraschung gewesen», kommentiert die LBBW-Ökonomin Katja Müller.

Negativzinsen nicht ausgeschlossen
Ob die Zinsen nun auf absehbare Zeit auf dem aktuellen Niveau verharren, wollte der SNB-Chef so nicht kommentieren. Aufgabe der SNB sei es, Preisstabilität zu gewähren, sagte Schlegel wiederholt. Und sollte diese in Gefahr sein, werde die SNB alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen, um gegenzusteuern – Negativzinsen inbegriffen. «Die Hürde für Negativzinsen ist aber höher als für einen normalen Zinsschnitt», sagte Schlegel.

Allerdings steht die Schweizer Wirtschaft vor Herausforderungen: Die neuen US-Zölle treffen vor allem Exporte und Investitionen, besonders in der Maschinen- und Uhrenindustrie. Daher haben die Währungshüter auch ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr nach unten auf «knapp 1 Prozent» von zuvor 1-1,5 Prozent angepasst.

Wie der SNB-Präsident betont: «Die US-Zölle stellen für die betroffenen Unternehmen eine grosse Herausforderung dar und dürften die Wirtschaftsaktivität dämpfen.» Die Geldpolitik bleibe daher expansiv.

Zinsen kein Mittel gegen Zollhammer
Zinsen sind grundsätzlich nur eines von zwei Instrumenten, die die Währungshüter bislang genutzt haben, um die Inflation zu kontrollieren. Sie sind nach Ansicht des BAK-Ökonom Claude Mauerer aber auch nicht «das richtige Instrument, um auf den US-Zollhammer zu reagieren».

So seien nur wenige, stark exponierte Unternehmen von den Zöllen betroffen. «Und da helfen generelle Zinssenkungen nicht.» Auch die aktuelle USD-Schwäche habe ihre Ursachen nicht in einer zu engen Zinsdifferenz, sondern in globalen Portfolio- und Hedging-Überlegungen. Laut Maurer dürfte die SNB die Zinsen erst dann senken, wenn mindestens eine der folgenden vier Bedingungen erfüllt ist: Die Teuerung fällt hierzulande deutlich tiefer aus als erwartet, der Franken wertet abrupt gegenüber dem Euro auf, die EZB senkt ihre Zinsen unerwartet stark oder der Handelsstreit eskaliert.

Derweil spricht die LBBW-Ökonomin Müller mit Blick auf die SNB von einer kleinen Revolution. Gemeint ist damit aber nicht die eigentliche Zinspolitik, sondern die Ankündigung, künftig ein Protokoll ihrer internen und bislang geheimen geldpolitischen Diskussionen zu veröffentlichen. «Dies kommt einer kleinen Revolution in der sonst so verschwiegenen Schweizer Notenbank gleich», so Müller. (awp/mc/ps)

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