Spaniens Wirtschaft stürzt weiter ab – Sparziele in Gefahr

Spaniens Wirtschaft stürzt weiter ab – Sparziele in Gefahr
Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos.

Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos.

Madrid – Spaniens krisengeschüttelte Wirtschaft setzt ihre Talfahrt fort: Laut Angaben der spanischen Zentralbank ist das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 0,4 Prozent gesunken. Das geht aus dem jüngsten Monatsbericht der Währungshüter hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beziffert die Notenbank den Rückgang auf 1,7 Prozent. Bereits im zweiten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung der viertgrössten Euro-Volkswirtschaft um 0,4 Prozent zum Vorquartal. Im ersten Vierteljahr wurde ein Minus von 0,3 Prozent verzeichnet.

Die anhaltende Rezession fordert auch bei der Neuverschuldung ihren Tribut: Wie die spanische Tageszeitung «El Confidencial» am Dienstag berichtete, hat die Regierung in Madrid die Europäische Union (EU) informiert, dass das Defizit 2012 bei 7,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegen werde. Das mit den europäischen Partnern vereinbarte Maximalziel von 6,3 Prozent würde damit deutlich verfehlt. Zum Wochenauftakt hatte die europäische Statistikbehörde Eurostat per Ende 2011 ein Defizit von 9,4 Prozent für Spanien ermittelt. Damit lag der Wert fast einen ganzen Prozentpunkt über den bisher angenommenen 8,5 Prozent.

«Sehr ambitionierte» Budgetziele
Laut dem Bericht an die EU, auf den «El Confidencial» sich bezieht, soll der Schuldenstand Spaniens in diesem Jahr auf 85,3 Prozent des BIP klettern. Ende 2011 hatten die öffentlichen Schulden laut Eurostat noch bei 69,3 Prozent gelegen. Die spanische Zentralbank bezeichnete es in ihrem Monatsbericht als «sehr ambitioniert», die Budgetziele im kommenden Jahr zu erreichen. Weitere Haushaltseinschnitte könnten notwendig werden. Die spanische Regierung will die Neuverschuldung 2013 auf 4,5 Prozent gemessen am BIP drücken. Die meisten Experten glauben jedoch nicht an ein Gelingen. So erwartet beispielsweise der Internationale Währungsfonds (IWF), dass das Budgetdefizit im kommenden Jahr bei 5,7 Prozent liegen wird und die Staatsschulden auf 90,7 Prozent steigen.

Keine Probleme am Geldmarkt
Trotz der finsteren wirtschaftlichen Aussichten konnte sich das rezessionsgeplagte Euro-Schwergewicht am Dienstag problemlos frische Mittel am Geldmarkt besorgen. Eine Versteigerung von Kurzläufern mit sechs- und dreimonatiger Laufzeit spülte 3,53 Milliarden Euro in die Staatskasse, wie die spanische Notenbank mitteilte. Das Maximalziel konnte damit geringfügig übertroffen werden. Die Kauflaune der Investoren war gross: Die Nachfrage stieg im Vergleich zu den letzten Auktionen und hätte gereicht, um deutlich mehr als das Doppelte der Papiere am Markt unterzubringen. Die Zinsen gingen im sechsmonatigen Laufzeitbereich von 2,213 auf 2,023 Prozent zurück. Bei den Titeln mit Fälligkeit in drei Monaten legten sie hingegen von 1,203 auf 1,415 Prozent zu. (awp/mc/ps)

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