Standard & Poor’s stellt Italiens Bonität infrage

Standard & Poor’s stellt Italiens Bonität infrage

Italiens Finanzminister Giulio Tremonti.

London – Die Ratingagentur Standard & Poor’s zweifelt die künftige Kreditwürdigkeit Italiens an. S&P senkte den Ausblick für die langfristige Beurteilung von «stabil» auf «negativ», wie die Ratingagentur mitteilte. Gründe seien «schwache Wachstumsaussichten» und der stagnierende Reformwillen.

«Im Ergebnis glauben wir, dass sich Italiens Aussichten auf eine Reduzierung seiner Schulden vermindert haben», sagte S&P-Expertin Eileen Zhang. Die Bonität Italiens werde allerdings weiterhin mit der Note «A+» bewertet. Rom wies die Einschätzung empört zurück. Die Daten, auf deren Basis S&P zur – positiveren – Beurteilung im vergangenen Dezember gekommen war, seien «nicht nur gleichgeblieben, sondern haben sich in einigen Bereichen sogar verbessert», erklärte der italienische Wirtschaftsminister Giulio Tremonti am Samstag laut Mitteilung.

«Italien wird seine Versprechen einhalten»
Ein politischer Stillstand sei ebenfalls ausgeschlossen. Die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi bereite im Gegenteil bereits die notwendigen Massnahmen vor, um das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts bis 2014 zu erreichen. «Italien wird seine Versprechen einhalten», betonte Tremonti. Das Problem sei durchaus real, werde auch nicht unterbewertet, man müsse dem vielmehr in den kommenden Monaten Rechnung tragen, erklärte der Minister für öffentliche Verwaltung, Renato Brunetta, der Zeitung «La Repubblica». Eine baldige Steuerreform und ein Entwicklungsplan für Italiens Süden müssten Wachstum bringen.

Warnschuss zur Kreditwürdigkeit der USA
Im April hatte die US-Ratingagentur S&P ihren langfristigen Ausblick für Japan gesenkt und damit eine weitere Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes in Aussicht gestellt. Berechnungen von S&P zufolge kommen auf Japan nach dem verheerenden Erdbeben, dem Tsunami und der Atomkatastrophe gewaltige Wiederaufbaukosten von bis zu 50 Billionen Yen (über 400 Milliarden Euro) zu. Zuvor hatte S&P mit einem Warnschuss zur Kreditwürdigkeit der USA Schockwellen an den Märkten ausgelöst.

24-Milliarden-Euro-Sparpaket
Ein schlechteres Rating kann zu erheblich höheren Zinsen für italienische Staatsanleihen führen. Laut S&P liegt die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung in den kommenden zwei Jahren bei eins zu drei. Die Ratingagentur teilte mit, aus ihrer Sicht werde das Wirtschaftswachstum in Italien schwächer ausfallen als die angenommenen durchschnittlichen 1,3 Prozent in den Jahren 2011 bis 2014. Im vergangenen Jahr stieg die Wirtschaftsleistung Italiens um 1,3 Prozent. Für das laufende Jahr rechnen Ökonomen mit 1,1 Prozent. Gegen die hohe Staatsverschuldung, die im Oktober 2010 auf 1867,4 Milliarden Euro gestiegen war, verabschiedete die Regierung Ende 2010 ein 24-Milliarden-Euro-Sparpaket. (awp/mc/ps)

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