UBS mahnt trotz Reformen weitere Massnahmen zur AHV-Sanierung an

UBS mahnt trotz Reformen weitere Massnahmen zur AHV-Sanierung an
Die AHV ist anlagetechnisch ineffizient. Denn die Kapitalrendite per se deckt in etwa die Inflation und der staatliche Zusatz die Realrendite oder umgekehrt. (Adobe Stock/Fokussiert)

Zürich – Um das Schweizer Vorsorgesystem ist es nach Meinung der Grossbank UBS nach wie vor schlecht bestellt. Die kürzlichen Reformen hätten zwar Verbesserungen gebracht. Doch dies reiche nicht.

Die vom Schweizer Stimmvolk im Mai angenommene Vorlage Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) bedeutet eine signifikante Zusatzfinanzierung für die Alters- und Hinterbliebenenversicherung. Dadurch werde die aktuelle AHV-Finanzierungslücke um etwa einen Fünftel reduziert, rechnete UBS-Vorsorgeexpertin Veronica Weisser am Dienstag vor den Medien vor.

Die Finanzierungslücke ergibt sich dadurch, dass durch den demografischen Wandel die heutigen Rentenversprechen die künftigen Einnahmen übersteigen. Zusammen mit der Vorlage AHV 21, deren Vernehmlassung im Frühjahr abgeschlossen wurde, würde die Finanzierungslücke gemäss Weisser sogar etwa halbiert werden.

Junge zahlen Zeche
Doch die Zeche dieser Reformen bezahlt zu einem erheblichen Teil die jüngere Generation. Denn sie müssen zur Finanzierung der AHV eine steigende Abgabelast und eine höhere Mehrwertsteuer schultern. Zudem bedeuten sie im Endeffekt lediglich eine Verschiebung von Geldern aus dem Staatshaushalt in die AHV. Eine nachhaltige Lösung des Problems sei das nicht, so Weisser weiter.

Gemäss der Ökonomin hat eine heute 10- bis 25-jährige Person eine Sanierungslast aus beiden Reformen zu tragen, die drei Mal so hoch ist wie für eine 55-jährige Person, fünf Mal so hoch wie für eine 65-jährige und sogar etwa 15 Mal so hoch wie für eine 75-jährige Person.

Für eine generationengerechte Lösung brauche es also weitere Massnahmen, so Weisser weiter. Dabei schwebt ihre eine Flexibilisierung des Renteneintritts vor. Durch eine langsame und schrittweise Anhebung des Referenzalters, so dass die durchschnittliche Bezugszeit etwa 20 Prozent des gesamten Lebens ausmache, würde die AHV-Finanzierunglücke mehr als halbiert werden, erklärte Weisser.

Dabei sollten auch im Ausland umgesetzte Modelle zum Vorbild genommen werden, die die unterschiedliche Lebenserwartung verschiedener Einkommens- und Berufsgruppen berücksichtigen.

Um die Situation der AHV zu verbessern, sieht die UBS Handlungsbedarf auch auf dem Gebiet der «Good Public Governance». Klaffe eine Finanzierungslücke in den staatlichen Sozialsystemen, so werde der Staat nicht nachhaltig geführt, führte Philipp Weckherlin aus. Dieser ist Experte im Bereich der nahhaltigen staatlichen Bilanzierung.

Denn eine transparente Rechnungslegung sowie eine bewusste Bewirtschaftung der öffentlichen Vermögen und Schulden, wie vom IWF und von der OECD empfohlen, ermögliche eine generationengerchte Verbesserung der Finanzlage, sagte Weckherlin.

Vorsorge-Index auf Tiefststand
Im Übrigen präsentierte die Grossbank auch wieder ihren aktuellen Vorsorgeindex Schweiz, der als Gradmesser dafür gilt, wie es um das Vorsorgesystem hierzulande steht. Dieser erreichte Ende 2018 seinen bisherigen Tiefststand. Die negative Dynamik, die nun seit mehr als zwei Jahren anhalte, sei vor allem dem rapiden Anstieg der Rentner- gegenüber den Erwerbstätigen-Zahlen geschuldet, sagte UBS-Expertin Jackie Bauer.

Anfang 2019 zeigte sich zwar eine leichte Erholung. Diese könnte gemäss Bauer aber nur von kurzer Dauer sein. Denn sie sei hauptsächlich der guten Entwicklung an den Finanzmärkten im ersten Quartal zu verdanken gewesen. (awp/mc/ps)

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