Ungarn geht auf IWF zu

Ungarn geht auf IWF zu

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban.

Budapest – In höchsten Finanznöten geht Ungarn auf den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu. Budapest bemühe sich nun bei der Finanzinstitution um einen mit strengeren Auflagen und Kontrollmöglichkeiten verknüpften Kredit, erklärte der ressortfreie Minister Tamas Fellegi am Donnerstag vor der Presse in Budapest. «Die ungarische Regierung will sich klar für das Erzielen einer Vereinbarung einsetzen», sagte der Minister.

Die Verhandlungen sollten «ohne Vorbedingungen» beginnen. Ungarn werde dabei «auf alle Bedenken und Einwände des IWF reagieren und diese gegebenenfalls akzeptieren, wenn dies im Einklang mit den Interessen des Landes steht». Ziel sei die Gewährung eines sogenannten vorbeugenden Stand-by-Kredits, bei dem die entsprechenden Summen nicht gleich abgerufen werden, sondern als Sicherung dienen. Bislang hatte Budapest einen IWF-Kreditrahmen ohne wesentliche Auflagen angestrebt.

Umstrittene Gesetzesreform
Ungarn hat derzeit grosse Probleme, seine Staatsschulden zu finanzieren. Der IWF und die Europäische Union sind aber vorläufig nicht dazu bereit, mit Budapest über das benötigte Kreditabkommen zu verhandeln. Der Grund dafür ist, dass der rechts-nationalistische Ministerpräsident Viktor Orban gegen den Rat von IWF und EU jüngst Gesetze im Parlament billigen liess, die die Unabhängigkeit der ungarischen Notenbank einschränken. Die EU-Kommissare werden sich am kommenden Mittwoch bei ihrer wöchentlichen Sitzung mit der umstrittenen Gesetzesreform in Ungarn befassen. Sie werden dabei möglicherweise ein Verfahren wegen der Verletzung der EU-Verträge einleiten, teilte ein Sprecher am Donnerstag in Brüssel mit.

Forint auf weiterem Rekord-Tief
Donnerstagfrüh war der Wechselkurs des Forints auf ein weiteres Rekord-Tief gesunken. Für einen Euro waren auf den Märkten 324 Forint zu bezahlen. Nach der Erklärung Fellegis pendelte sich der Kurs bei 1 zu 322 ein. Am kommenden Mittwoch reist der Minister zu informellen Vorgesprächen mit IWF-Chefin Christine Lagarde nach Washington. Termine für offizielle Gespräche über ein Kreditabkommen liegen keine vor. Analysten begrüssten am Donnerstag die Erklärung Fellegis. Allerdings müsste Ungarn in weit stärkerem Masse auf die Forderungen von IWF und EU eingehen als bisher. «Der Ball ist nun in unserer Spielhälfte», zitierte das Internet-Portal «index» den Raiffeisen-Analysten Adam Keszeg. (awp/mc/ps)

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