Unicredit-CEO Federico Ghizzoni.
Mailand -Die italienische Grossbank Unicredit hat im zweiten Quartal der Schuldenkrise getrotzt. Der Überschuss verdreifachte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 511 Millionen Euro, wie das Institut, zu der auch die deutsche HypoVereinsbank (HVB) gehört, mitteilte. Damit übertraf es die Erwartungen von Analysten.
Unicredit profitierte von überraschend stark gesunkenen Rückstellungen für faule Kredite und einem starken Geschäft in Deutschland. Vor einem Jahr hatten Abschreibungen auf Geschäfte im Ausland das Ergebnis belastet. Die Aktie, die angesichts von wachsenden Sorgen über den italienischen Staatsschuldenberg stark unter Druck stand, legte nach Bekanntgabe der Zahlen kräftig zu.
105 Mio. Euro auf griechischen Staatsanleihen abgeschrieben
Die Folgen der Griechenland-Rettung belasten Unicredit dagegen kaum. Das Institut schrieb auf seine griechischen Staatsanleihen 105 Millionen Euro ab. Die französischen Konkurrenten BNP Paribas und Societe Generale mussten hingegen Wertberichtigungen von 534 Millionen beziehungsweise 395 Millionen Euro in den Wind schreiben. Unicredit ist vergleichsweise gering in Anleihen der hoch verschuldeten Staaten Griechenland, Irland, Portugal und Spanien investiert. Dagegen würde eine weitere Zuspitzung in Italien dem Institut schwer schaden.
Risikovorsorge gesunken
Die Risikovorsorge ging um 31 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro zurück. Dazu trug auch das Deutschland-Geschäft bei, in dem Unicredit sogar einst gebildete Rückstellungen wieder auflöste. Eine Gewinnverdoppelung verbuchte Unicredit in seinem Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen. Auch im Investmentbanking, das grösstenteils bei der HVB geführt wird, gab es anders als bei den meisten Konkurrenten im Jahresvergleich einen kräftigen Zuwachs.
Gewinn mit Privatkunden stagniert
Der Gewinn im Privatkundengeschäft stagnierte dagegen sowohl im Konzern als auch in Deutschland. Der deutsche Markt für Privatkunden gehört für die Banken wegen der starken Konkurrenz durch die Sparkassen und Raiffeisenbanken zu den schwierigsten der Welt.
Bankenstresstest bestanden
Unicredit hatte den europäischen Bankenstresstest als einziges italienisches Institut ohne neuerliche Kapitalerhöhung bestanden. Die harte Kernkapitalquote (Core Tier 1), ein wichtiges Kriterium für Stabilität der Banken im Krisenfall, lag Ende Juni bei 9,12 Prozent und damit leicht über dem März-Wert. Bankchef Federico Ghizzoni will bei dem Institut Kosten senken. Damit kam er bislang allerdings noch nicht voran. Die operativen Kosten legten im zweiten Quartal weiter zu. (awp/mc/pg)
