USA genehmigen Börsenfusion unter Auflagen

USA genehmigen Börsenfusion unter Auflagen

Reto Francioni, Vorstandsvorsitzender Gruppe Deutsche Börse.

Washington – Die Deutsche Börse und die New York Stock Exchange haben eine Sorge weniger: Während die Börsenbetreiber um die europäische Genehmigung für ihren geplanten Zusammenschluss bangen müssen, haben sie in den USA grünes Licht bekommen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Deutsche Börse ihre mittelbare Beteiligung von 31,5 Prozent am US-Handelsplatz Direct Edge abgibt. Sonst, so fürchten die US-Wettbewerbshüter, könnte die neue Megabörse zu mächtig werden.

Das US-Justizministerium verkündete seine Entscheidung am Donnerstag in Washington. Über Direct Edge wird nach eigenen Angaben jede zehnte Aktientransaktion in den USA abgewickelt. «Wir sind glücklich, dass wir die Genehmigung des US-Justizministeriums erhalten haben», sagte NYSE-Euronext-Chef Duncan Niederauer. Er soll auch den fusionierten Konzern führen. Die Deutsche Börse erklärte, die Zustimmung sei ein bedeutender Meilenstein für den Zusammenschluss der beiden Börsen.

Probleme eher auf der anderen Seite des Atlantiks
Die Entscheidung ist allerdings keine Überraschung. Die Probleme zeichnen sich auf der anderen Seite des Atlantiks ab: Sowohl die EU-Kommission als oberster Wettbewerbshüter als auch das hessische Wirtschaftsministerium als Aufsichtsbehörde für den Börsenplatz Frankfurt hatten sich zuletzt kritisch zu der Fusion geäussert, die die weltgrösste Börse schaffen würde. Mittlerweile gilt ein Scheitern als durchaus denkbar.

«Börsenrechtlich ist das, was uns bisher vorgelegt worden ist, nicht ausreichend für unsere Zustimmung», hatte der hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) erst am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Die Weiterentwicklung der Deutschen Börse am Standort Frankfurt müsse sichergestellt sein, lautete seine Forderung.

EU sieht Machtballung bei Derivaten kritisch
Als problematisch gilt das Konstrukt der neuen Megabörse: Zwar bleiben die jetzigen Hauptstandorte in Frankfurt, New York und Paris bestehen. Die Fäden laufen aber letztlich in einer Dachgesellschaft zusammen, die in den Niederlanden angesiedelt wird. Nach bisheriger Planung soll der gesamte Gewinn an die Holding abgeführt werden.

Die EU-Wettbewerbshüter stören sich indes vor allem an der Machtballung bei den sogenannten Derivaten, das sind abgeleitete Finanzprodukte oder vereinfacht gesagt Wetten auf die Entwicklung von Aktien, Rohstoffen oder Währungen. Der neue Konzern würde 90 Prozent des börslichen Terminhandels in Europa beherrschen.

Bedeutung der US-Entscheidung für Brüssel unklar
Nach Angaben des US-Justizministeriums haben sich die Wettbewerbshüter auf beiden Kontinenten intensiv ausgetauscht. Die oberste US-Kartellwächterin Sharis Pozen sprach von einem «offenen Dialog». Was das Ja aus Washington indes für den Fortgang des Verfahrens in Europa bedeutet, war zunächst unklar. Die Aktie der Deutschen Börse lag im Frankfurter Parketthandel ein halbes Prozent im Plus.

Die Börsenbetreiber versuchen mit Zugeständnissen, die EU-Kommission gnädig zu stimmen. Sie bieten an, die Standardgebühren für europäische Derivatekontrakte über einen Zeitraum von drei Jahren konstant zu lassen. Zuletzt hatten die Partner ihre Bereitschaft signalisiert, das gesamte Aktienderivate-Geschäft der zur NYSE gehörenden Terminbörse Liffe zu verkaufen. Die EU-Kommission will bis zum 9. Februar entscheiden. (awp/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert