168 Millionen Kinder müssen arbeiten

168 Millionen Kinder müssen arbeiten

Yohane aus Mosambik ist 11 Jahre alt. Er muss täglich zwölf Stunden in einer kleinen Goldwäscherei arbeiten, damit seine Familie genügend zu Essen hat. (Foto: World Vision)

Zürich – Kaum ein Phänomen veranschaulicht den Teufelskreis der Armut so eindrücklich wie Kinderarbeit. 168 Millionen Kinder arbeiten weltweit auf Feldern, in Minen oder Fabriken. Millionen Mädchen werden als unbezahlte Haushaltshilfen verdingt und sind der Gefahr von Ausbeutung besonders ausgesetzt. Diese Zahlen gehen aus einem neuen Bericht des Kinderhilfswerks World Vision hervor. Mit dem internationalen Tag gegen Kinderarbeit am 12. Juni macht die UN auf die Not zahlloser Kinder aufmerksam, die zum Arbeiten gezwungen werden.

Neben Kinderarbeit in Industrie- und Agrarbetrieben kommt auch der Kinderarbeit im heimischen Betrieb eine grosse Bedeutung zu. Der Begriff «Kinderarbeit» umfasst die Arbeit im Haushalt allerdings nur teilweise. Das Kinderhilfswerk World Vision vertritt die Haltung, dass verantwortungsvolles Helfen im eigenen Haushalt die Entwicklung eines Kindes fördert. Dies allerdings nur unter der Vorgabe, dass der Schulbesuch sowie geistiges und körperliches Wachstum auf keine Weise beeinträchtigt werden. Es wird daher zwischen sinnvoller und ausbeuterischer Arbeit unterschieden. Letztere umfasst zu lange Arbeit in frühem Alter, gesundheitsschädliche Tätigkeiten, schlechten bzw. keinen Lohn und Arbeit, welche die Würde des Kindes verletzt, wie z. B. Sklaverei oder sexuelle Ausbeutung.

Ein kinderfreundliches Wirtschaftswachstum ist möglich
Unsere Waren durchlaufen komplexe globale Wertschöpfungsketten. Zwar wird das Wirtschaftswachstum durch Wettbewerb und niedrige Kosten kurzfristig erhöht, aber der Druck, billige Produkte an verschiedenen Standorten herzustellen, sorgt dafür, dass Kinderarbeit auf fast jeder Produktionsstufe zu finden ist. «Wirtschaftswachstum darf nie auf Kosten der Grundrechte der Kinder geschehen», betont Reto Gerber, Geschäftsführer von World Vision Schweiz. Wirtschaftszweige, die wegblicken, wenn es um Kinderausbeutung geht, würden ganze Gesellschaften in eine düstere Zukunft treiben. «Solche Wirtschaftszweige behindern Jobperspektiven für Jugendliche und Erwachsene, drücken den Lohn und stehen untätig daneben, während Millionen Kindern jegliches Entwicklungspotential genommen wird», erklärt Gerber.

Aktive Aufklärungsarbeit vor Ort
World Vision Schweiz unterstützt aktiv die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention und deren Zusatzprotokolle. Diese Unterstützung setzt an den Wurzeln an: Mitarbeitende vor Ort fördern und schulen gemeinsam mit lokalen Institutionen bedürftige Kinder, ihre Familien und ihr Umfeld. So wurden allein in Bangladesch in den letzten drei Jahren über 75 000 Menschen über Kinder- und Menschenhandel aufgeklärt.

Vereintes Vorgehen der G20 notwendig
Idealer Protagonist, der das Missverhältnis von Wirtschaftswachstum und Menschenrechten lösen könnte, sind die G20 Staaten, schlussfolgert ein aktueller World Vision Bericht. Die massive Kaufkraft der G20 hat das Potential, Märkte für Waren zu schaffen, die nicht auf Menschenrechtsverletzungen basieren. Indem sie sich öffentlich gegen Kinderarbeit einsetzen, investieren sie in Gesundheit und Bildung der nächsten Arbeitnehmergeneration. «Der beste Weg im Kampf gegen Kinderarbeit ist daher eine konstruktive Kooperation von Regierungen, Unternehmen und NGOs im Kampf gegen Kinderarbeit, welche die Interessen des Kindes in den Vordergrund stellt und grössere Transparenz bietet», meint Gerber abschliessend. (World Vision/mc/pg)

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