62 Superreichen gehört die halbe Welt

62 Superreichen gehört die halbe Welt

(Foto: pojoslaw – Fotolia.com)

Davos – Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst überall auf der Welt. Einer der Gründe laut Entwicklungshelfern: Konzerne und Milliardäre können weiter Vermögen verstecken. Eine neue Steuerpolitik müsse das ändern.

Oligarchen, Ölscheichs oder Milliardenerben: Die 62 reichsten Menschen der Erde besitzen laut einer Studie der internationalen Hilfsorganisation Oxfam mittlerweile «genauso viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung». Vor einem Jahr habe dies noch dem Vermögen der 80 Reichsten entsprochen. Fast überall nehme die soziale Ungleichheit dramatisch zu, beklagte Oxfam in einer am Montag veröffentlichten Untersuchung. Zu den Ursachen gehören nach Ansicht der Autoren eine völlig unzureichende Besteuerung grosser Vermögen und Kapitalgewinne sowie die anhaltende Verschiebung von Profiten in Steueroasen.

Vermögen der Reichsten um 44 % gestiegen
«Das oberste Prozent der Weltbevölkerung verfügt über mehr Vermögen als der Rest der Welt zusammen», heisst es unter Bezug auf Analysen des «Wealth Reports 2015» der Credit Suisse. Mit anderen Worten: Rund 70 Millionen Superreiche besitzen demnach mehr als die übrigen rund sieben Milliarden Menschen auf der Erde. Das Vermögen der 62 Reichsten – unter ihnen 53 Männer – sei allein in den letzten fünf Jahren um 44% auf 1,76 Billionen Dollar gewachsen. Zugleich habe sich das Gesamtvermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung um rund eine Billion US-Dollar verringert.

Appell an die WEF-Teilnehmer
Oxfam appellierte mit der Studie «An Economy for the 1%» an die in Davos erwarteten Regierungsvertreter und Topmanager aus mehr als 100 Ländern, ihren Einfluss dafür zu nutzen, dass die Schere zwischen Arm und Reich kleiner und nicht immer grösser werde. Zudem brauche es ein Wirtschafts- und Finanzsystem, vom dem alle profitierten.

Dazu gehört laut der Oxfam-Studie, dass «Konzerne sich nicht länger aus ihrer Verantwortung stehlen». Neun von zehn Grosskonzernen hätten Niederlassungen in mindestens einer Steueroase. Gewinne sollten allein dort versteuert werden, wo sie erwirtschaftet werden, fordert Oxfam. Die Politik müsse dafür sorgen, dass Steueroasen trockengelegt werden, die Superreichen das Verstecken riesiger Werte ermöglichten.

Ruinöser Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze
Um ein gerechtes internationales Steuersystem zu schaffen, müssten Oxfam zufolge Unternehmen zu einer öffentlichen und länderbezogenen Berichterstattung über Gewinne und deren Versteuerung verpflichtet werden. Zudem müssten Staaten einen «ruinösen Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze» beenden und sämtliche Steueranreize transparent machen.

Zugleich sollten anstelle einer stärkeren steuerlichen Belastung des Konsums höhere Abgaben auf grosse Vermögen und Kapitalgewinne erhoben werden. Ausserdem fordert Oxfam eine stärkere Berücksichtigung von Entwicklungsländern bei der Verwendung solcher Steuereinnahmen mit Hilfe einer «zwischenstaatlichen Steuerinstitution auf UN-Ebene, die alle Länder umfasst». (awp/mc/pg)

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