Behörden sind besorgt wegen Ausbreitung des mutierten Coronavirus

Behörden sind besorgt wegen Ausbreitung des mutierten Coronavirus
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). (Screenshot)

Bern – Obwohl die Fallzahlen, die Hospitalisationen und die Todesfälle leicht zurückgehen, plädiert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) für schärfere Corona-Massnahmen. Grund dafür sind die Virusvarianten aus Grossbritannien und Südafrika, die sich rasant weiterverbreiten.

Die neuen Varianten des Coronavirus sind schneller übertragbar. Sie haben beispielsweise auf den britischen Inseln zu einer Explosion der Fallzahlen in den vergangenen Tagen geführt. Auch in der Schweiz fürchten sich die Behörden vor einer weiteren Ausbreitung.

Mittlerweile seien in der Schweiz 127 Fälle von Mutationen bekannt, sagte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im BAG, am Dienstag vor den Bundeshausmedien. 86 betreffen demnach die Virusform aus Grossbritannien, 5 diejenige aus Südafrika. In 36 Fällen konnte die Mutation bisher nicht einer der beiden Formen zugeschrieben werden.

Krisenmodus im Berner Oberland
In Wengen BE konnte die Ausbreitung der neuen Variante des Coronavirus noch nicht eingedämmt werden. Menschen stecken sich auch dort an, wo normalerweise Schutzkonzepte eine Ansteckung verhindern. Man sei intensiv daran, in Wengen alles zu tun, um die Ansteckungen zu verlangsamen, sagte Linda Nartey, Berner Kantonsärztin und Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte.

Mathys stellte klar, dass viele der registrierten Varianten keinen Link zu Reisen in die betroffenen Länder hätten. «Die Übertragung hat in der Schweiz stattgefunden.» Nicht mehr alle Übertragungsketten seien nachvollziehbar. Es sei «nicht unwahrscheinlich», dass aktuell bereits 6 Prozent der positiven Proben das mutierte Virus betreffen würden.

Quarantäne für Reisende aus Irland
Kritikern, die aufgrund der stagnierenden Zahlen gegen eine Verschärfung der Massnahmen sind oder sogar die Lockerung von Massnahmen fordern, entgegnete Mathys resolut: «Falls sich die neue Virusform weiter ausbreitet, werden wir gezwungen sein, innerhalb von sehr kurzer Zeit neue Massnahmen zu treffen.»

Wenn die Massnahmen nun gelockert würden, würden die Fallzahlen wieder zunehmen», sagte Mathys. Das sei nicht sinnvoll – vor allem vor dem Gesichtspunkt, dass die neue Varianten schneller übertragbar seien. Er denke, dass man eher über härtere oder weitere Massnahmen nachdenken müsse. Der Bundesrat diskutiert am (morgigen) Mittwoch das weitere Vorgehen.

Eine Massnahme hat das Innendepartement (EDI) bereits getroffen. Wer ab Dienstagmittag aus Irland in die Schweiz reist, muss für zehn Tage in Quarantäne. Der Bund hat die entsprechende Verordnung angepasst. Grund ist ebenfalls die mutierte Variante des Coronavirus.

Wenig positive Indizien
Die momentan stabile epidemiologische Lage sei mit Vorsicht zu geniessen, mahnte Mathys. Es sei zwar korrekt, dass die Weihnachtsfeierlichkeiten zu keinem starken Anstieg der Fallzahlen geführt hätten. Wie sich der Jahreswechsel ausgewirkt habe, könne man jedoch noch nicht sagen. Er sei deshalb nicht wirklich optimistisch.

Das Gesundheitswesen sei nach wie vor stark belastet. Noch immer seien drei Viertel der Intensivpflegeplätze belegt, zu 41 Prozent von Covid-Patienten. Auch der Reproduktionswert ist laut Mathys zu hoch. Er liegt bei 1 – das heisst, dass eine infizierte Person im Schnitt eine weitere ansteckt. Es sei deshalb nicht mit einer Abnahme der Fallzahlen in den nächsten Tagen zu rechnen. Auch die hohe Positivitätsrate lasse keinen positiven Schluss zu.

In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem BAG am Dienstag innerhalb von 24 Stunden 2851 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Im gleichen Zeitraum registrierte das BAG 98 neue Todesfälle und 147 Spitaleinweisungen.

Teststrategie anpassen
Laut Mathys diskutiert der Bund derzeit mit den Kantonen eine Anpassung der Corona-Teststrategie. So könnte künftig in Alters- und Pflegeheimen flächendeckend getestet werden.

Solche flächendeckenden Tests sind im Ausland teilweise bereits etabliert. Mathys sagte, die neue Schweizer Teststrategie sei noch nicht ganz spruchreif, werde aber baldmöglichst kommuniziert. (awp/mc/ps)

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