Coronavirus-Zahlen sinken gemäss BAG «zu langsam», Mutationen verdoppeln sich

Coronavirus-Zahlen sinken gemäss BAG «zu langsam», Mutationen verdoppeln sich

Bern – In der Schweiz scheint sich die zweite Corona-Welle derzeit auf den ersten Blick abzuflachen. Aus Sicht der Fachbehörden des Bundes zeigen die Indikatoren denn auch in die richtige Richtung. Grosses Unbehagen bereiten den Epidemiologen die Mutationen.

Bei den Indikatoren zur Überwachung der Pandemie wie den positiven Fallzahlen, den Hospitalisationen und den Todesfällen sei ein Rückgang festzustellen, aber bei den Fallzahlen sei dieser eher schleppend, sagte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag vor den Medien in Bern.

Konkret wurden dem BAG am Dienstag innerhalb von 24 Stunden 1633 neue Coronavirus-Ansteckungen, 46 neue Todesfälle und 90 Spitaleinweisungen gemeldet. Am Dienstag vor einer Woche waren es 1884 neue Ansteckungen, 57 neue Todesfälle und 92 Spitaleinweisungen.

«Mit diesen Indikatoren dürften wir durchaus optimistisch sein», sagte Mathys. Auch Gesundheitsminister Alain Berset zeigte sich verhalten optimistisch. Die Zahlen seien besser, sagte er in Romanshorn, wo er der Eröffnung eines zweiten Impfzentrums auf dem Bodenseeschiff «MS Thurgau» beiwohnte. Einige der Werte lägen so tief wie nie mehr seit Oktober, sagte Berset.

Anne Lévy, Direktorin des BAG pflichtete dem bei. Die Mitte Januar ergriffenen Massnahmen zeigten Wirkung. Sie warnte jedoch davor, die seit Wochen sinkenden Corona-Fallzahlen überzubewerten. «Die Kurve ist trügerisch», sagte Lévy. Man habe gehofft, dass die Zahlen schneller sinken würden.

Weiterhin Sorge wegen Mutationen
Das grosse «Aber» seien weiterhin die neuen Virusvarianten, sagten Berset und Mathys. Die Ansteckungen mit mutierten Viren verdoppelten sich derzeit wöchentlich. 2722 Fälle total gab Mathys am Dienstag bekannt, 1111 Fälle der britischen Variante, 57 der südafrikanischen und bei rund 1500 sei nicht sequenziert worden, welche Variante es sei. Am Dienstag vor einer Woche waren es total noch 1126 nachgewiesene Fälle.

Das BAG schätze, dass die Mutationen im Verlauf des Februars, «spätestens im März», die dominanten Varianten sein werden, sagte Mathys. Man könne aber noch nicht sagen, ob die neuen Virusvarianten für den erneuten Anstieg des R-Werts zuständig seien, so Mathys. Dazu fehlten Daten. Dieser R-Wert stieg per 22. Januar wieder auf 0,99. Vor einigen Tage lag er noch um die 0,8.

Kantone helfen sich mit Impfdosen aus
Während sich die Bundesbehörden wegen der Mutationen sorgen, mühen sich die Kantone bei der Impfung der ersten Gruppen der Bevölkerung ab.

Wegen der Lieferverzögerungen bei den Herstellern Pfizer/Biontech werden die Kantone das vom Bund vorgegebene Impfziel für den Monat Februar nicht erreichen, wie Michael Jordi, Generalsekretär der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), vor den Medien in Bern ausführte. Sobald die Lieferengpässe bei den Herstellern behoben seien, könne der Rückstand aber rasch wieder aufgeholt werden.

Nora Kronig, Vizedirektorin und Leiterin Abteilung Internationales im BAG, sprach an der Medienkonferenz in Bern derweil von «einer dynamischen Entwicklung». In den letzten beiden Wochen seien die Lieferungen zurückgegangen. Die Impfstrategie leide darunter aus ihrer Sicht nicht. Es bleibe bei zwei Dosen für jede geimpfte Person.

Kantone helfen sich gegenseitig
Um einander auszuhelfen, haben die Kantone nun einen Impfaustausch organisiert, wie die GDK mitteilte. Bern und Luzern treten einen Teil der ihnen zustehenden Corona-Impfdosen an Appenzell Ausserrhoden, Glarus, Nidwalden, Obwalden, Schaffhausen, Solothurn, Tessin und Zug ab. Damit soll in diesen Kantonen allen bereits Geimpften eine Zweitimpfung ermöglicht werden.

Rund eine halbe Million Impfdosen sind bisher in die Schweiz und ins Fürstentum Liechtenstein ausgeliefert worden. In den Kantonen wurden bis am Sonntag 315’033 Impfungen der beiden Hersteller Pfizer/Biontech und Moderna verabreicht. Damit stieg der Anteil der geimpften Einwohner im Land auf bislang 3,6 Prozent, wie das BAG mitteilte. (awp/mc/ps)

BAG

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