Zweite Corona-Welle belastet Ifo-Geschäftsklima überraschend stark

Zweite Corona-Welle belastet Ifo-Geschäftsklima überraschend stark
Ifo-Präsident Clemens Fuest. (Foto: Ifo / Flickr)

München – Die Unternehmensstimmung in Deutschland hat sich zu Beginn des Jahres vor dem Hintergrund der Verlängerung von Corona-Beschränkungen überraschend deutlich eingetrübt. Im Januar fiel das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster Konjunkturindikator, im Monatsvergleich um 2,1 Punkte auf 90,1 Zähler, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur einen Rückgang auf 91,4 Punkte erwartet. Im Dezember hatte sich die Stimmung in den deutschen Unternehmen nach zwei Rückgängen in Folge noch verbessert.

«Die zweite Corona-Welle hat die Erholung der deutschen Wirtschaft vorläufig beendet», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der Umfrage unter etwa 9000 Unternehmen. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten für das nächste halbe Jahr wurden durch die befragten Unternehmen schlechter bewertet.

Deutlicher Stimmungsrückgang im Bereich Dienstleistungen
Im Bereich Dienstleistungen sei der Indikator für das Geschäftsklima «merklich» gesunken, erklärte das Institut. Der Sektor wird durch die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie besonders hart getroffen. Im Bereich Handel ist der entsprechende Indexwert geradezu abgestürzt, von plus 0,3 Punkten im Dezember auf minus 17,2 Zähler im Januar. «Die Stimmung verschlechterte sich, teilweise massiv, in nahezu allen Einzelhandelssparten», hiess es.

Aber auch im verarbeitenden Gewerbe, zuletzt eine Stütze der deutschen Wirtschaft in der zweiten Corona-Welle, ist der Indexwert nach acht Anstiegen in Folge wieder gesunken. Auch im bisher robusten Bauhauptgewerbe habe sich das Geschäftsklima verschlechtert.

«Ernüchterung macht sich breit»
«Bei den deutschen Unternehmen macht sich zu Beginn des Jahres Ernüchterung breit», sagte Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank. Mittlerweile zeigen sich die Auswirkungen der strikteren Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie, kommentiert Carsten Brzeski, Chefvolkswirt Deutschland der Bank ING. Es werde deutlich, dass die deutsche Wirtschaft «sehr schwach» in das neue Jahr gestartet sei.

Für Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, ist vor allem der Rückschlag bei den Geschäftserwartungen deutscher Unternehmen besorgniserregend: «Das kratzt an dem Szenario, dass mit den Impffortschritten bis Sommer bereits eine deutliche Entlastung zu spüren sein wird.»

Nach Veröffentlichung der Ifo-Daten ist der Euro unter Druck geraten und fiel auf ein Tagestief von 1,2144 US-Dollar. (awp/mc/ps)

Ifo-Institut

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