Erstmals chinesischer Präsident beim WEF in Davos

Erstmals chinesischer Präsident beim WEF in Davos
Chinas Staatspräsident Xi Jinping.

Cologny GE – Am 47. Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos diskutieren Politiker und Wirtschaftsbosse Antworten auf Herausforderungen wie soziale Ungleichheit, Globalisierung und den Aufstieg des Populismus. Doch während China zum ersten Mal seinen Präsidenten nach Davos schickt, fehlen andere Spitzenpolitiker.

Der chinesische Präsident Xi Jinping wird das WEF mit einer Rede zum Auftakt eröffnen, an der Seite der Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard. Es ist das erste Mal, dass ein chinesischer Präsident am Treffen in Davos teilnimmt. Begleitet wird Xi von der grössten Delegation chinesischer Beamter, seit das Land erstmals 1979 am Jahrestreffen teilnahm, wie das WEF am Dienstag an einer Medienkonferenz bekannt gab. Auch aus der Wirtschaft sind zahlreiche Persönlichkeiten anwesend.

«Ich erwarte, dass Präsident Xi aufzeigen wird, wie China eine anpassungsfähige und verantwortungsvolle Führungsrolle in der Welt einnehmen will», sagte WEF-Gründer Klaus Schwab am Dienstag in Genf. China werde gemessen an der wirtschaftlichen Macht bald mit den USA gleichziehen. Das diesjährige Jahrestreffen vom 17. bis 20. Januar steht unter dem Motto «Responsive and Responsible Leadership». Es plädiert also für eine Führung, die auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht und verantwortungsbewusst handelt.

Nur eine G7-Regierungschefin
Doch die Herausforderungen für die globale Führung müssen ohne einige der wichtigsten Regierungschefs diskutiert werden. Nur schwach vertreten ist die Gruppe der G7-Länder, der sieben wichtigsten Industrienationen. So gehören die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande zu den grossen Abwesenden. Die deutsche Regierung wird unter anderen von Finanzminister Wolfgang Schäuble vertreten, die französische Regierung von Wirtschaftsminister Michel Sapin.

Ausserdem reisen wie bereits im Vorjahr der US-amerikanische Vizepräsident Joe Biden und sein Kollege, Aussenminister John Kerry nach Davos. Beide sind nur noch wenige Tage im Amt, bis die neue Regierung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump übernimmt.

Trump tritt sein Amt am 20. Januar an, also noch während des WEF. Aus seinem Übergangsteam, das die Amtsübernahme vorbereitet hat, wird der frühere Hedgefonds-Manager Anthony Scaramucci in Davos erwartet.

Als einziges G7-Land entsendet Grossbritannien mit Theresa May seine Regierungschefin. Abgesagt hat der kanadische Regierungschef Justin Trudeau, der im letzten Jahr noch teilgenommen hatte. Die anderen G7-Staatschefs waren dem WEF bereits 2016 ferngeblieben.

Dennoch erwartet das WEF dieses Jahr mit 3000 Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft eine Rekordzahl an Gästen. Die Schweiz ist mit sechs Bundesräten vertreten. Simonetta Sommaruga ist die einzige Bundesrätin, die nicht nach Davos reist. Auch die EU schickt eine grosse Delegation. Ebenfalls mit dabei in Davos ist der neue UNO-Generalsekretär António Guterres.

Vier grosse Herausforderungen
Das WEF sei mit dem Ziel gegründet worden, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wirtschaftliche Entwicklung immer an soziale Verantwortung gebunden sein sollte, rief WEF-Gründer Klaus Schwab an der Medienkonferenz in Erinnerung. Er hoffe, die Welt höre nun mehr auf diese Botschaft als in den vergangenen Jahren.

Vier grosse Herausforderungen sollen am WEF angegangen werden: Die globale Wirtschaft wiederzubeleben, die soziale Ungleichheit einzudämmen, Arbeitnehmende und Wirtschaft auf die Digitalisierung vorzubereiten und den Menschen die Vorzüge der Globalisierung näher zu bringen.

«Als Anführer muss man zuhören, man muss mit den Menschen interagieren, die einem Vertrauen geschenkt haben», sagte Schwab. Aber ausserdem müsse man mutig genug sein, Entscheidungen zu treffen.

Erneut ein Thema am WEF ist laut Schwab auch die Situation in Syrien, wo seit Jahren ein blutiger Krieg tobt. Am WEF dabei sind etwa der UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi sowie die Hochkommissarin für Menschenrechte, Zeid Ra’ad Hussein. (awp/mc/upd/ps)

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